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Debatte WeihnachtenWahnsinn Wachstum

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Weihnachten ist zum Symbol für den Kapitalismus geworden. Weniger wäre gerade da mehr. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Auch die Occupy-Anhänger sehen dies so: „Hohe Steuern für Spitzenverdiener sind aktiver Umweltschutz“. Bild: dapd

J esus war kein Kapitalist. Logisch, denn der moderne Kapitalismus ist erst 1.800 Jahre nach Jesu Geburt entstanden. Trotzdem ist Weihnachten längst zu einem Symbol für den Überfluss geworden, den dieser Kapitalismus hervorgebracht hat.

Das Bundesumweltministerium hat gezählt, wie viele Gegenstände die Bundesbürger im Schnitt besitzen: Es sind 10.000. Mindestens die Hälfte dieser Dinge wird nie benutzt, sondern vergammelt in den Schränken und verschmutzt die Umwelt. Erst bei der Herstellung, dann als Müll.

Da scheint sich eine simple Lösung aufzudrängen: Jeder kauft nur noch die Hälfte. Dies wäre kein Verzicht, sondern Befreiung. Endlich wäre der Plunder fort, den man nie anfasst. Natürlich würde unsere kapitalistische Wirtschaft nicht mehr wachsen, sondern schrumpfen, wenn die Konsumenten streiken. Aber was macht das schon? Die Umwelt wäre gerettet.

Bild: taz
ULRIKE HERRMANN

ist wirtschaftliche Korrespondentin der taz.

Doch so einfach ist es nicht, wie die Eurokrise zeigt. Unisono wird den Krisenländern als Ausweg empfohlen: Generiert Wachstum! Der politische Streit tobt nur über die Frage, wie dieses Wachstum am besten zu erzeugen wäre. Kanzlerin Merkel fordert Sparprogramme, während der französische Präsident Hollande eher auf Konjunkturhilfen setzt. Aber alle sind sich einig: Es muss boomen im Euroland.

Auch ich habe mehrfach kommentiert, dass die Krisenländer Wachstum benötigen. Dies hat mir viele Leserbriefe eingetragen, die darauf hinwiesen: Die Welt ist endlich – da kann die Wirtschaft nicht unendlich wachsen.

Die Unsicherheit ist das Schlimmste

Stimmt genau. Und trotzdem ist es schwierig, auf Wachstum zu verzichten – oder gar eine schrumpfende Wirtschaft auszuhalten. Griechenland ist ein erschütterndes Beispiel: Weil sich viele Menschen kein Heizöl leisten können, fällen sie die letzten Bäume. In einer Wirtschaftskrise ist die Natur das erste Opfer.

Zudem ist schwer vorstellbar, dass die Krisenländer noch lange Demokratien bleiben, wenn die Erwerbslosigkeit weiter bei 20 Prozent und die Jugendarbeitslosigkeit gar bei 50 Prozent liegt. Die Armut ist dabei nicht einmal das Schlimmste, obwohl schon schlimm genug – sondern die Unsicherheit und Perspektivlosigkeit. Ganze Generationen werden traumatisiert und dürften sich einem vermeintlichen Retter zuwenden, falls nicht bald neue Arbeitsplätze entstehen.

Der Kapitalismus funktioniert also anders, als die Werbung suggeriert: Es geht nicht um die Waren, die wir konsumieren und uns zu Weihnachten schenken. Die Produkte sind nur Hilfsmittel für einen höheren Zweck. Das Endziel sind die Arbeitsplätze. Wir arbeiten, um zu arbeiten. Denn nur wer Arbeit hat, hat Einkommen, Sicherheit und Anerkennung.

Der berühmte US-Ökonom John Kenneth Galbraith hat bereits 1958 in seinem Buch „The Affluent Society“ auf ein seltsames Phänomen hingewiesen: In einer Wirtschaftskrise wird nie bedauert, dass viele Waren nicht entstehen, weil die Fabriken nicht voll ausgelastet sind. Dieser Verlust an materiellem Reichtum kümmert niemanden. Die sinkende Gütermenge ist egal. Stattdessen wird nur über die Arbeitsplätze geklagt, die in der Krise wegfallen. Angeblich konsumieren wir uns zu Tode – aber dies ist eine falsche Wahrnehmung. Wir produzieren uns zu Tode. Das Ziel heißt Vollbeschäftigung, nicht Vollkonsum.

Die Ware wird zum Fetisch

Aber es sind nicht nur die Arbeitnehmer, die auf Wachstum drängen. Auch die Sparer und Investoren wollen Rendite sehen. Zwar hat nicht jeder Deutsche Vermögen, wie dem neuesten Armuts- und Reichtumsbericht wieder zu entnehmen ist. Die unterste Hälfte der Bevölkerung besitzt gar nichts. Doch die obere Hälfte schiebt umso größere Panik, kaum dass sich andeutet, dass die Wirtschaft einbrechen könnte. Die Eurokrise ist in Deutschland noch gar nicht angekommen, aber schon werden hektisch Immobilien angeschafft.

Erneut wird die Ware zum Fetisch. Aber anders als Karl Marx dachte, geht es nicht um Gebrauchs- oder Tauschwert. Es geht um Sicherheit. Wir produzieren und investieren, damit eine unbekannte Zukunft beherrschbar wirkt.

Hartz-IV-Empfänger hungern nicht

Die Aufgabe erscheint also als unlösbar: Wir müssen uns vom Wachstum verabschieden, wenn wir unsere Umwelt nicht komplett ruinieren wollen. Aber jeder Wirtschaftseinbruch setzt existenzielle Ängste frei.

Dieses Dilemma ist nur zu überwinden, wenn die Gesellschaft nicht mehr darauf setzt, dass jeder Einzelne für seine Sicherheit allein zuständig sei – indem er einen Arbeitsplatz ergattert oder aber „private Vorsorge“ betreibt. Denn beides erzwingt Wachstum. Die Umwelt wird also nicht durch Umweltpolitik gerettet – sondern durch die richtige Sozial- und Steuerpolitik.

Was aber muss genau passieren, damit sich die Bürger sicher fühlen? „Sicherheit“ ist ein ambivalentes Konzept in reichen Gesellschaften wie der Bundesrepublik. Offensichtlich geht es nicht darum, den Hungertod zu vermeiden. Auch Hartz-IV-Empfänger haben genug zu essen. Trotzdem gerät die Mittelschicht in Panik, sobald sie sich vorstellt, sie könnte demnächst zu den Armen zählen. Denn sie weiß genau, dass sie dann ihre Würde verliert, verachtet und bevormundet wird.

Menschen fühlen sich nur sicher, wenn niemand abstürzen kann – weil Arm und Reich sowieso nicht weit auseinanderliegen. Nur dann ist Umweltschutz möglich, wie weltweite Vergleichsstudien zeigen. Also liegen die egalitären Skandinavier ganz vorn, während sich die polarisierten USA weit hinten befinden. Für den Umweltschutz ist nicht wichtig, wie reich eine Gesellschaft ist, sondern wie dieser Reichtum verteilt wird. Es mag erstaunen, aber hohe Steuern für Spitzenverdiener sind aktiver Umweltschutz.

Dies erinnert an Jesus, der seinen Jüngern immer wieder einprägte, dass Reichtum keine Sicherheit schafft. So heißt es in der Bergpredigt: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen.“ Jesus kannte den Kapitalismus nicht. Aber seine Gebote sind trotzdem aktuell, wenn wir überleben wollen.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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17 Kommentare

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  • EM
    Eric Manneschmidt

    "Hartz-IV-Empfänger hungern nicht"

    ist dagegen so nicht richtig. Es gibt in der Tat ALG II-Empfänger die hungern, manchmal auch mehr als gut für sie ist. Siehe dazu http://www.welt.de/vermischtes/article818850/Hartz-IV-Empfaenger-stirbt-an-Unterernaehrung.html

    Ohne diese Drohung würde "das System" auch nicht "funktionieren", denn natürlich ist letztlich nur mit der Drohung der physischen Vernichtung zu verhindern, dass Transferempfänger einfach das beste aus ihrem Leben machen und damit nicht mehr verachtenswert erscheinen. Wieso aber sollte die Mittelschicht noch in Panik verfallen, wenn bekannt wäre, dass man selbst im Hartz IV - Bezug noch würdevoll - weil angstfrei - leben kann?

    ALG II ist eben _kein_ Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE), die Bedingung ist, dass man keinesfalls glücklich, gesund, emanzipiert, unabhängig oder achtbar sein oder erscheinen darf. Die Bedingung, dass man sich um Arbeit bemühen müsse, ist offensichtlich Quatsch und vorgeschoben, andernfalls hätte man die Zuverdienstmöglichkeiten ganz anders geregelt (und sich damit zwangsläufig einem BGE annähern müssen).

    Die (systemimmanent notwendige) existentielle Bedrohung durch die Sanktionen in Hartz IV zu ignorieren ist genauso realitätsfern wie die in Skandinavien verbreitete Erzählung von "wir haben hohe Spitzensteuersätze - bei uns ist alles heile".

    Und ich kenne beides, sowohl dänischen Rechtspopulismus und die Ängste dahinter, wie auch deutsche Jobcenter und was dort mit Menschen passiert, die (oft übrigens auf beiden Seiten des Schreibtisches) mit der ständigen Angst leben müssen, morgen vielleicht eben doch nicht mehr genug Geld zu erhalten, um über die Runden zu kommen. Und dann natürlich Franz Münteferings "Nur wer arbeitet, soll auch essen."

  • EM
    Eric Manneschmidt

    Das ist schon ziemlich gut, Frau Herrmann.

     

    Aber dann leider doch nicht ganz zu Ende gedacht:

     

    "Die Unsicherheit ist das Schlimmste" ist nämlich ganz zutreffend.

     

    Da steht aber nicht "Ungleichheit". Die skandinavischen Gesellschaften sind uns zwar durchaus ein Stück voraus, haben allerdings die grundlegenden Probleme auch kein bisschen gelöst. Auch dort werden die Empfänger von Sozialtransfers stigmatisiert und gegängelt, auch dort sind (unnötige) Existenzängste weit verbreitet. Diese werden auch dort gerne überspielt und verdeckt, zeigen sich aber unvermeidlich auf der einen Seite bei (mehr oder weniger "politisch motivierten") krassen Gewaltausbrüchen Einzelner und in der breiteren Unterstützung rechtspopulistischer Bewegungen, auf der anderen Seite in Depressionen und anderen Erkrankungen mit psycho-sozialem Kontext.

     

    Hohe Steuern für Spitzenverdiener sind (für sich genommen) nämlich ziemlich sinnlos. Die eigentliche Frage ist, ob und wie das Geld wieder an die Bevölkerung verteilt wird. Und da sind die Skandinavier nicht weiter als wir. Das einzige, was wirklich wirksam den Menschen die Existenzangst in einer modernen Geld- und Marktwirtschaft nehmen kann, ist ein Bedingungsloses Grundeinkommen. Als soziales Netz ohne Stigmatisierung, durch dessen Maschen niemand durchfallen kann. Ganz nebenbei gäbe es eine Verstetigung der Kaufkraft in der Breite, also der Binnennachfrage und damit der Konjunktur. Ganz nebenbei könnte man endlich Umweltverbrauch so einpreisen, dass umweltschonendes Verhalten zu Vor- statt zu Nachteilen im Markt führen würde. Siehe dazu http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2012.2/Antragsportal/PA475

     

    Insofern ist Ihre Aussage völlig richtig:

     

    "Die Umwelt wird also nicht durch Umweltpolitik gerettet – sondern durch die richtige Sozial- und Steuerpolitik."

  • DM
    Diethard Meyer

    Sicherlich, die Kritik am Kapitalismus ist so alt wie er selbst. Systemalternativen durch andere Wirtschaftsweisen warten auf ihre Umsetzung, aber.....

    Da mein Leben endlich ist, möchte ich wenigstens ein kleines bischen davon Erleben, aber was zum Teufel habe ich mit Jesus?

  • ME
    Maya Eldorado

    Etwas wurde hier ausser acht gelassen - die geplante Obsoleszenz. Ohne diese wäre das Wachstum, wie es heute betrieben wird, gar nicht möglich.

    Bei der geplanten Obsoleszenz wird irgend etwas ins Produkt eingebaut, dass sie nach einer bestimmten Zeit den Dienst versagen. Ohne das könnten sie uns viel länger dienen.

  • R
    reblek

    Dass Wachstum nicht unendlich möglich ist, scheint in der ökonomischen Theorie nur sonntags ein Thema zu sein. Aber eine grundlegende Umstrukturierung der Ökonomie wäre eine Revolution. Und wer soll die bewerkstelligen?

    "Die unterste Hälfte der Bevölkerung besitzt gar nichts." - Hm, gibt es neben der "untersten" auch eine "oberste" und eine "mittelste" oder "mittlere" Hälfte?

    "Jesus kannte den Kapitalismus nicht. Aber seine Gebote sind trotzdem aktuell, wenn wir überleben wollen." Vielleicht nicht "trotzdem", sondern "deshalb"?

  • W
    werner

    Vielen Dank Frau Herrmann. Knapper und besser kann man diese Zusammenhänge kaum beschreiben.

  • S
    Synoptiker

    Gut heraus gearbeitet, die Sache mit der Würde, Fr. Herrmann. Der Papst nennt das, den übertriebenen Materialismus, und wünscht sich die Abkehr! Doch hat er Jesus nur zur Hälfte begriffen, denn als dieser öffentlich wirkte, wurde er zum Revolutionär und wollte die Verhältnisse auf Erden ändern. Der kath. Klerus, inkluse Papsttum hat daraus die Vertröstung auf das Himmelreich gemacht.

    Doch zurück zu unserer Mittelschicht, die weitgehend christlich geprägt ist und trotzdem den Absturz in die Armut, sprich Würdelosigkeit fürchtet. Was also läuft schief? Können bürgerliche Regierungen überhaupt eine größere Gerechtigkeit herstellen oder müssen wir auf Verhältnisse warten, wie wir sie schon mal hatten!

  • J
    Jonny

    "Das entscheidende Kriterium beim Kauf ist nicht, ob die Menschen etwas brauchen oder wollen, sondern ob sie es bezahlen können. Unabhängig von allen demokratischen Freiheiten gibt es keine Freiheit vom Geld."

     

    Nicht Essen zu haben, ist das Ziel der Marktwirtschaft, sondern Nahrungsmittel zu erstehen. Nicht in Wohnungen zu leben, ist das Ziel der Marktwirtschaft, sondern Immobilien zu veräußern,… Gibt es einen guten Kapitalismus?

     

    "Damit die Waren nicht verfallen, haben wir ihnen verfallen zu sein." Und nun ab in den Schlussverkauf!

  • UU
    Ursache und Wirkung

    Jetzt verstehe ich Frau Herrmann endlich:

    Sie will ganz einfach die Ursache ignorieren und nur an der Wirkung drehen- bis alles platzt.

     

     

     

    Sinnlose Proukte heißen so, weil sie sinnlos sind.

     

    Dann darf man sie auch nicht herstellen!

     

    Stattdessen müssen die Reichen das abgenommen bekommen, was fehlt, um z.B. für menschenwürdige Zustande in Pflegeheimen zu sorgen.

     

    Und asoziale Erscheinungen der Wirtschaft müssen schlicht verboten werden.

     

    Für Lebensqualität ist ein grüner Wald und gesunde Nahrung viel wichtiger als ein iPod.

     

    Ein Flug nach Malle darf halt nicht für 100,- zu bekommen sein, sondern muß 2500,- kosten, ein Liter Sprit 10,-

     

     

    Aber das geht nur, wenn nicht von 1% der Menschen jeder das 10.000-fache hat wie die der restlichen 99%.

    Und 20% so wenig, daß sie nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehemen können.

     

    Da das innerhalb Griechenlands auch so ist und bleibt, sieht hier natürlich keiner ein, dort sein Geld zu versenken, um es den Reichen in den Rachen zu werfen.

     

    BTW: Frau Herrmann, wieviele Griechenland- Anleihen haben SIE denn?

  • TL
    Tim Leuther

    Man kann es drehen wie man will: Keiner hat Bock nur noch halb so viel zu konsumieren. Im Zweifel sagt man man gehöre zu den Armen.

     

    Wie korrekterweise bei der degressiven Wirkung der Mehrwertssteuer festgestellt wird, ist die Ungleichverteilung am Konsum wesentlich kleiner als beim Einkommen und erst recht beim Vermögen.

     

    Ergo: Die Massen müssten sparen, die Leute auf der Straße. Und die haben kein Bock. Und ich kann es verstehen.

     

    PS: Der Konsum der Reichen ist natürlich pro Person umweltschädlicher, pro ausgegebenen Euro aber weniger Umweltschädlich. Ein Ferrari macht vielleicht 3x so viel CO2 wie ein normales Auto, aber kostet 10x so viel. Diese Logik zieht sich durch alle Produkte. Für die Umweltschutzwirkung führt also kein Weg um die Verarmung der Massen rum.

     

    PPS: Natürlich beklagt man in der Wirtschaftskriese die fehlenden Jobs und nicht die fehlenden Produkte. Denn es fehlt dann am Geld und damit an Kaufkraft. Damit den Fehlenden Konsum Es ist einfach nur der andere Weg. Man beklagt fehlende Jobs, meint aber fehlende Produkte.

     

    Ergo: Die Behauptung des "schmerzlosen" Schrumpfen ist mumpitz um dem Menschen nicht die brutalität der grünen Botschaft zu verkünden.

  • PG
    Paul Gerhardt

    Und die Qualität der unnütz gekauften Sachen lässt auch noch zu wünschen übrig. Kapitalismus ist scheiße

  • D
    Diamond

    Nein, es sind nicht nur die Arbeitsplätze. Es sind auch die Güter.

     

    Vor Jahren hat Wolfram Engels einen sehr schönen Kommentar über das Absurde in der Wirtschaft abgegeben. Darin zeigt er, dass unser Wachstum auf der Produktion von positionalen Güter (oder distinktiven Güter, wie Dahrendorf sie nennt) beruht. Das sind Güter, die nur dadurch einen Wert haben, dass andere sie nicht besitzen. Eigentlich lachhaft, aber zusätzliche, wirklich nützliche Güter gibt es wohl seit den 80er Jahren nicht mehr.

    Wenn wir uns also nicht mehr unterscheiden müssen, dann fällt auch die Produktion dieser Güter in sich zusammen. Schwer zu akzeptieren, aber wohl der Ausweg aus dem Widerspruch.

  • C
    cirrusMinor

    Touché, Frau Herrmann!

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Der Endzweck von allem ist 'allseitige Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten'. Die Vollbeschäftigung dient diesem einzigen gesellschaftspolitischen Ziel dadurch, dass sie die subjektive Selbstbestimmungsmacht für die Arbeitnehmer am Arbeitsmarkt (= Wahl unter dem breiten Angebot ....) herstellt. Alles Große ist bekanntlich genial einfach.

     

    Die obigen Sub- und Hauptziele sind mit einem evolutionsprozess-kybernetisch zu Ende gedachten und entwickelten ökosozialen Umfinanzierungsansatz erreichbar und dessen Denkergebnis 'Steuerungssystem des KREATIVEN Evolutionspfades' ist im EPIKUR-Projekt formuliert. Alles das ist an den Spitzen der Parteien und Medien bekannt und für alle via Google zu finden.

     

    Doch weder die Grünen, die NGOs, noch deren medialer taz-Anhang scheren sich um diesen Erkenntnisstand. Warum? Mit dem Sturz des absolutistisch 2%Wachstumszwang-Regime und der Implementierung der 'KREATIVEN Marktwirtschaft' würde auch die Existenzberechtigung aller Konfliktkämpfer wegfallen. Es kämpft und schreibt sich aber so schön gegen die Fehlentwicklungen des 2%Wachstumszwang-Régimes an.

  • I
    Ingmar

    "Der Kapitalismus funktioniert also anders, als die Werbung suggeriert: Es geht nicht um die Waren, die wir konsumieren und uns zu Weihnachten schenken. Die Produkte sind nur Hilfsmittel für einen höheren Zweck. Das Endziel sind die Arbeitsplätze."

     

    Sehr geehrte Frau Herrmann, ich bin sprchlos. Mit welcher Intention schreiben Sie so etwas?

  • N
    Nils

    Treffender Kommentar, Frau Herrmann.

     

    Jesus wäre Sozialist geworden, hätte er in unseren Zeiten gelebt. In manchen Fragen sind wahre Christen (nicht die Pseudo-Hampel von cdU und csU) und meinesgleichen eigentlich recht nah beieinander. Wenn Viele aus der sogenannten "bürgerlichen Mitte" die wichtigen Elemente ihres Glaubens tatsächlich ernst nehmen würden, hätten wir hier soziale, demokratische Verhältnisse - also demokratischen Sozialismus.

     

    Aber in der Realität kommt erst die eigene Oberklasselimousine, der Zweit- und Drittwagen, das Anlageobjekt, das Aktienpaket, der Tennisverein, und und und... und dann die Moral.

  • A
    Anarchija

    Schön auf den Punkt gebracht. Fehlt nur der Hinweis, das dieses Ziel einer möglichst gerechten Verteilung von Besitz und Reichtum weder mit irgendeiner bürgerlichen Regierung noch mit diesem System überhaupt verwirklicht werden kann. Kein geld, kein Besitz, kein Staat, keine Regierung: Viva la revolucion anarchista!