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@ Butter
Ich bin mir nicht sicher, wer hier gerade laut die Kinderzimmertür zugeschlagen hat ...
Aber, Butter, ich werde keine Schlussfolgerungen aus Ihren Aussagen zum Thema ziehen - und zwar mit Rücksicht (siehe Artikelüberschrift) auf Ihr unbestrittenes Gerechtigkeitsempfinden.
Soweit es um politische Sprachkorrekturen oder Eingriffe in das komplexe Gefüge einer Kultur geht, liegen Sie falsch. Diese Eingriffe kosten scheinbar wenig und sind relativ leicht umzusetzen. Das ist verführerisch. Der Schaden ist langfristig größer als ein vermeintlicher Nutzen.
Das ist meine Überzeugung. Sie können das meinetwegen infantil nennen oder rassistisch.
@treibsand
Sie schnallen es nicht. Entweder weil sie in kleinkindlich infantiler Verweigerungshaltung erstarrt sind, oder weil sie lediglich nur ein weiterer kleiner widerlich-selbstmitleidiger Stammtisch-Rassist sind. Ist mir letztlich schnuppe. Sie haben sich hier schon reichlich blamiert.
Nicht ich definiere "die Schwarzen" oder andere Minderheiten, sie SELBST geben sich den Terminus, mit dem sie sich identifizieren können. Und sie haben jedes Recht dazu, genauso wie sie das Recht haben Bezeichnungen zurückzuweisen, die sie als überholte Rassismen ansehen.
Für mich ist die Diskussion an dieser Stelle beendet.
@30.05.2013 11:24 Uhr
von Butter bei die Fische
ihre erfahrung bzgl der afrikaner teile ich durchaus, wobei sie eher selten ihren bezug nur auf die politische nation legen...aber das tun ja europäer auch nicht, ich z.b. möchte nicht für einen krachlederneträger gehalten werden, oder einen jeck. viele wollen übrigens explizit nicht mit deutschland verbunden werden, selbst die hier geborenen nicht, was beim auf historischen ereignissen basierenden ruf dieses landes auch nicht ganz abwegig ist.
afrika ist aber auch nicht die einzige herkunftsquelle starkpigmentierter; usa und karibik( aus südammerika schaffen es weniger, genau wie aus indien oder dem pazifischen raum) sind hier genauso stark vertreten, und bis auf die anhänger einer neugezimmerten pop-religion sind sie sich durchaus bewust damit aus einem komplet anderen geselschaftskontext zu kommen, es ist ihnen sogar wichtig darauf hin zu weisen.
damit ist afrodeutscher einfach keine option, sondern ausschlieslich ihre(und warscheinlich einiger in ihrer umgebung)) persöhnliche präferenz
Gäbe es, Butter,
einen Verein "Schlitzäugiger Menschen e.V." (äqu. zu "Schwarze Menschen e.V." -> Eigenbezeichnung; wollen Sie die nach Herrenmenschenart untersagen?), käme ich als Langnase nicht auf die Idee, die lateinische Übersetzung aus Büchern zu retuschieren. Ich würde den Begriff trotzdem nicht verwenden, wenn er bei uns klar beleidigend wäre (was er ist; der Volksmund spricht von sog. Schimpfwörtern) und habe ihn genau deshalb nie benutzt. Aber wie sieht's mit den wertneutralen Asiaten aus? Da wird's für den Puritaner kritisch.
Chinesen (Menschen chinesischer Nationalzugehörigkeit inkl. Bevölkerungsgruppen, die sich nicht zugehörig fühlen und den Begriff beleidigend finden) sehen sich als "Reich der Mitte". Die zahlenmäßig unterlegenen Langnasen lärmen also irgendwo weit draußen ohne Relevanz.
Prinzipiell habe ich nichts gegen Ihre Polemik, aber wenn es auch noch inkonsistent wird (Beispiel Pole), erschwert das eine Art Diskussion erheblich.
Sie dürfen - als Berliner - jederzeit mit viel Geschrei kalten Kaffee servieren, er sollte wenigstens nicht auch noch zu dünn sein: Nationalismus bei Farbigen okay? Ihre Rechtfertigung ist genau dieselbe, die alle (weißen) Volksgruppen gebrauchen, wenn das "angestammte" Revier erweitert werden soll.
Übrigens stamme ich auch aus einer Form der Sklaverei ab, diese nennt sich Leibeigenschaft
@Kai, das kenne ich. Ich war auch mal verheiratet.
@Irmi
Es ging im TazLab darum, das Deniz Yücel, ein taz Autor, der wöchentlich in der Kommentarspalte seiner Kolumnen beleidigt wird, aus historischen Texten vorgelesen hat. Die Beleidigungen die Herr Yücel erlebt gehen von „so ein Türke“ (ohne zu wissen welche Staatsangehörigkeit er hat und wo er sich zugehörig fühlt, außerdem wird ihm die Meinungsfreiheit abgesprochen solange er Türke ist), „Kanacke“ bis hin zu sonst was. Ich denke Herr Yücel weiß was Rassismus ist. Hierdurch eskalierte das TazLab, weil eine Gruppe von CriticalWithness, sich durch diese Texte unter anderem von Martin Luther King beleidigt gefühlt haben in dem das Wort Neger vorkommt, die Aktion gestört und am Ende abgebrochen haben… Das ist dann nicht mehr Diskutieren, das ist dann nur Kindergarten, den brauche ich nicht. Ich gebe Ihnen Recht das Menschen das Wort „Neger“ rassistisch auslegen können und dies auch gemacht wurde. Deshalb sollten wir aber trotzdem alte Texte und Bücher nicht verbrennen (und nichts anderes ist es wenn daraus nicht mehr zitiert werden darf weil sonst einige beleidigt nach Hause gehen), deshalb sollten wir trotzdem versuchen zu diskutieren, sonst kann kein Kompromiss gefunden werden und wir sollten auch versuchen die andere Seite zu verstehen…
Übrigens stamme ich auch aus einer Form der Sklaverei ab, diese nennt sich Leibeigenschaft und wurde um 1800 aufgehoben, also habe ich keinen Grund zur Hochnäsigkeit. Genau so wie die momentane OutOfAfrica Theorie, nach der ich zu 100% von afrikanischen Ureinwohnern abstamme. Und wenn es anders herum sein sollte, so haben wir trotzdem zu 100% die gleichen Vorfahren. Ich bin da weder Hochnäsig noch sonst etwas. Jedoch ist Fakt,
1. Es gab in Frankreich den „Code Noir“, also ein Schwarzengesetz, in dem alles vom Kauf, Verkauf, Eheschliessung bis hin zur Freilassung geregelt war. Das Gesetzbuch verwendet NICHT den Begriff Neger und ist trotzdem diskriminierend.
2. Gab es auf dem Boden des deutschen Reiches und seiner Fürstentümer eher weniger Sklaverei, so das dieses Argument eher nicht zählt
3. Wird mit dem Wort Neger auch der Mohr als rassistisch abgelehnt, obwohl wir neben dem „Mohrenkönig“ der Jesus huldigt auch die überaus wunderschöne und kluge Königin von Saba als Mohrin kennen lernen und noch einen Haufen anderer gestalten aus der biblischen- und Sagen Welt, wo der Begriff Mohr für eine überaus positive und einflussreiche Person steht.
4. Ist die Entsprechung für Neger in den NL keine Beleidigung, im Gegensatz zu Schwarz oder Kaffer…
5. Wird das Wort in Deutschland nicht wegen Nigger abgelehnt, sondern wegen der in der Vergangenheit eher negativen Belegung auch in Deutschland. Hierzu einige Beispiele? Negermusik im Dritten Reich… Da ich die Musik als Schwarzenmusik oder Musik von Afroamerikanern bezeichne, weil das Wort hier wirklich negativ belegt ist, sogar bis heute, kann ich auch sonst nicht Neger sagen, denn Neger die Schwarzenmusik machen geht irgendwie nicht…
Somit ist es die jeweilige geschichtliche Interpretation die ein Wort als gut oder böse hinstellt… Und somit denke ich, da meine Schwarze-Pupe zu diesem Zeitpunkt eben nicht rassistisch belegt war (um 1970 war es eine allgemein übliche Bezeichnung) und ich somit die Geschichte „Als kleines Kind habe ich mir eine Negerpupe gewünscht“ genau so erzählen kann, genau so wie der Text von Martin Luther King genau so vorgetragen werden darf etc. etc. etc.… Das sieht übrigens ein Freund der Schwarz ist genau so… Das ich ihn als Schwarz und nicht als Neger klassifiziere ist eine Selbstverständlichkeit, jedoch sollte man anstatt andere zu belehren sie besser überzeugen. Was leider bei einigen nicht auf fruchtbaren Boden fällt, besonders wenn sie Schulmeistermethoden anwenden. Genau so würde ich mir auch ein zwischenrufen oder kreischen verbieten und Triggerwarnungen finde bei der Verwendung von Neger auch eher albern. Aber jeder wie er möchte, einfach mal ein wenig Toleranz, was leider in D nicht so zu laufen scheint… In Frankreich gibt es eher ein leben und leben lassen, das finde ich pers. sehr gut, man geht eben nicht Schulmeisterisch vor, sondern verwendet für sich selbst den entsprechend korrekten Begriff… Ich verwende übrigens immer noch lieber Negerkuss, bezeichne einen der hl. drei Könige immer noch als Mohr etc. Weil hier der Begriff historisch und positiv belegt ist und ich so selten Schwarze Küsse oder wie sie jetzt nicht heißen esse, das ich mich da einfach auch nicht umstellen kann und will… Huch ich bin ein Rassist!
@Fischbutter
Ich denke immer, denn ich gehöre zur Gruppe der Homo Sapiens Sapiens, wie Schwarze und Gelbe und Rote und Grüne und Weisse übrigens auch...
Ach der Nazivergleich war nicht genehm? Nach welchen Kriterien wählen wir denn beleidigende Worte aus? Welche Gruppe entscheidet das? Wollen Sie eine Sprachpolizei oder soll es einfach nur nach gutdünken gehen? Dann müssen Sie auch anderen dieses Gutdünken zugestehen!
Ich brauche auch keinen Anwalt zu fragen oder sonstige Unterstellungen. Wenn Sie glauben lieber ein Wort nicht zu benutzen um andere Gruppen nicht zu kränken oder zu beleidigen, dann machen Sie das bitte. Aber versuchen Sie doch einfach mal durch Wortwahl allgemein niemanden zu beleidigen, egal wie hitzig die Diskussion ist, denn es ist immer besser zu überzeugen als niederschreien und abfällig zu werden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch ein nettes Leben...
@treibsand
"Pole" und "Chinese" sind eben Nationalitätsbezeichnungen, das "N-Wort" ist es nicht. Es orientiert sich lediglich an der Hautfarbe. Ebensogut könnten sie einen Chinesen "Schlitzauge" titulieren und wenn er sich abgewertet fühlt ihm ihre albernen Erklärungen und heuchlerischen Sprachdeutungen auftischen.
"Polake" ist auch so ein schönes Beispiel: Es bedeutet auf polnisch nichts weiter als "Pole", ist also die übliche Bezeichnung die die Polen sich selbst und in ihrer Sprache geben. Von einem Deutschen verwendet ist dieser Begriff jedoch abwertend und diskriminierend. Ganz einfach weil er seit jeher in einem Duktus und Zusammenhang gebraucht wurde, der sagt: "Du bist (NUR!) ein Pole (und damit WENIGER WERT ALS ICH)". Und darauf kommt es an, auf die tradierten Intentionen derer die diese Worte benutzen und immer schon benutzt haben. Als Abgrenzung UND gleichermaßen als Abwertung vom "normalen", von der Gruppe, der sie selbst angehören.
Manche können ohne diese permanente Abwertung anderer (und der damit implizierten Aufwertung des eigenen Egos) scheinbar nicht auskommen.
Die Benennung nach Nationalitäten ist ja auch nicht meine Idee, dazu bin ich zu wenig Anhänger des Nationalstaaten- und Volksgemeinschaftskonzeptes. Aber ich kann verstehen wenn Schwarze so fühlen, denn die eigene Nation gibt ihnen ein Gefühl von Unabhängigkeit und Gleichberechtigung. Ein Gefühl, dass durch Verwendung des "N-Wortes" und die damit einhergehende unausgesprochene Hierarchisierung (hier: weiss, leuchtend, zivilisiert, gebildet, natürlich herrschend, höheres Wesen, Gott ähnlich - dort: schwarz, dunkel, wild, ungebildet, natürlich dienend, niederes Wesen, Tiermensch) regelrecht ausradiert wird. Diese Hierarchisierung ist das, was dieses Wort Jahrhunderte ausmachte und wir können einfach nicht so tun, als hätte es diese Meta-Ebene der Bedeutung nie gegeben nur weil die so Bezeichneten jahrhundertelang zu machtlos waren um sich dagegen wehren zu können.
@ Butter
Diese Dualität gibt es für Sie nicht.
So wird dann auch Pole oder Chinese zum Unwort oder was auch immer.
Fast jedes Wort kann mit abwertender und diskriminierender Bedeutung aufgeladen werden, weil Abwertung im Kontext entsteht. Wörter sind nur das Rohmaterial.
Als Menschen noch miteinander kommunizierten, gab es bei allen Beteiligten ein sehr feines Gespür dafür, auf welche von 1000 möglichen Weisen ein und dasselbe Wort gemeint war.
(BTW: In der Printausgabe des Dudens von 1991 fehlt ein Hinweis zur möglichen abwertenden Bedeutung des Wortes Neger ganz. Obwohl es schon damals als nicht erwünscht "galt".)
@ Butter
Mit Ihrer LANDES-Zuordnung dürften Sie schnell an (koloniale) Grenzen stoßen; es müssten wohl mindestens ethnisch-spezifische Unterscheidungen mit korrekten Eigenbezeichnungen sein. Im Alltag schwer zu machen mit all den potentiellen Tretminen. Aber für einen Rassekundler, der keiner sein will, und doch von Afrikanern spricht, sicher kein Problem.
Ich unterscheide nicht, ob der Bote gute oder schlechte Nachrichten bringt, sondern ob er glaubwürdig/seriös ist oder nicht (vgl. z.B. BILD und NZZ).
Wenn Menschen mit sehr dunkler Hautfarbe (wie dunkel muss man dazu sein?) sich als Afrodeutsche bezeichnen, was sind dann die eingeborenen unverbesserlichen Nazis und Rassistenschweine? Europadeutsche? Zugewanderte Nordamerikaner heller Farbe sind dann Euronordamerikaner im Gegensatz zu den Afronordamerikanern und den Asiatischennordamerikanern, ganz zu schweigen von den Ur-Amerikanern. Weiter geht´s im Süden. Eurosüdamerikaner etc. pp. und ich wette da gibt es auch noch reichlich Potential.... Wo soll denn das alles hinführen?
@treibsand
"Das ist keine Haarspalterei."
Doch, genau das ist es. Die Dudengesellschaft definiert nämlich nicht die deutsche Sprache, sie beobachtet und dokumentiert lediglich die Sprachentwicklung. Wenn etwas als diskriminerend GILT, bedeutet das nichts weniger, als das der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch diskriminierend IST.
"Es dürfte auch Menschen mit dunkler Hautfarbe geben, die den Begriff Afrodeutscher für sich plausibel ablehnen, z.B. weil er sich auf die deutsche Nation bezieht."
Sie sollten tatsächlich Schwarze ausserhalb Deutschlands nicht auf diese Weise ansprechen, schon gar nicht, wenn diese des Deutschen nicht mächtig sind. "Afrodeutsche" bezieht sich auf diejenigen, die nach Deutschland ausgewandert sind und hier seit längerem Leben, die deutsche Sprache und tilweise auch Gewohnheiten angenommen haben.
Die meisten Afrikaner, die ich kenne, würden ohnehin am liebsten nach ihrem HerkunftsLAND bezeichnet werden, nicht nach dem Kontinent. Aber die Unterscheidung zwischen einem in Benin, der Elfenbeinküste, im Kongo oder in Nigeria aufgewachsenen Menschen ist für ungeübte europäische Augen nicht immer so trivial.
"was aber an der Dualität der Bedeutungen nichts ändert."
Diese "Dualität", es gibt sie nicht, sie ist ein rassistisches Hirngespinst. Der Unterschied zwischen der vermeintlichen "harmlosen, neutralen" und der "abwertenden, diskriminerenden" Bedeutung existiert nur bei denen, die es verwenden, nicht aber bei denen, für die es gebraucht wird. Für die war es IMMER abwertend.
"Über die wissenschaftliche "Unabhängigkeit" der deutschen Wikipedia als Referenz müssen wir uns wohl nicht ernsthaft unterhalten."
Ja, das Argument kommt immer genau dann zum Einsatz, wenn die Aussagen dort nicht ins Konzept passen. Anstelle eigene Vorurteile und Halbwissen zu korrigieren, wird "der Bote" (Wikipedia) "gehängt". Billig, aber ineffektiv.
@ Butter
Der Duden verwendet in seiner Online-Ausgabe (wobei Art und Umfang des "besonderen Hinweises" für ein Übersichtswerk der Orthographie schon fragwürdig genug sind), relativierend, dass etwas "gilt" im Gegensatz zur Tatsachenfeststellung (ist). Das ist keine Haarspalterei.
Es wird eine Meinung/Übereinkunft wiedergegeben, wobei offen bleibt: wer wie warum. In der Aufzählung der Begriffsverwendungen und Alternativen wird mit "Ausweichbezeichnung" die Ratlosigkeit einigermaßen sichtbar (Nicht vergessen: Dudenredaktion als gebrannte Kinder der ebenfalls politisch intendierten "Rechtschreibreform 1996+", die dazu führte, dass eine verbindliche und verbreitet akzeptierte Rechtschreibung zerfiel und weiter zerfällt; aber es gibt ja Rechtschreibprogramme).
Es dürfte auch Menschen mit dunkler Hautfarbe geben, die den Begriff Afrodeutscher für sich plausibel ablehnen, z.B. weil er sich auf die deutsche Nation bezieht. Dass sich der Begriff "immer mehr durchsetzt", ist keine Aussage über seine korrekte Verwendung.
Meine Printausgabe des Dudens von 1996 (alte und neue Rechtschreibung) hat zum Wort "Neger" noch den knappen Zusatz: "auch abwertend". Dieses auch spiegelt die Situation ganz gut wider. Sie "gilt" auch für die "Alternativen" und die damit verbundenen Unsicherheiten.
(Konkreter Alltagsrassismus: Meine Schwiegermutter sagte zu meiner Tochter: "Bring mir bloß keinen Schwarzen mit." "Schwarzer" war da kein Ausdruck von respektvoller Vermeidung des Wortes "Neger", das sie gar nicht verwenden würde, weil zu harmlos.)
Die gefühlte Veränderung der Konnotation des Wortes "Neger" bei Rückläufigkeit seines Gebrauchs dürfte eher auf das gewollte gänzliche Vermeiden einer möglichen Abwertung zurückzuführen sein (-> Höflichkeit; Was aber auch für Alternativen gilt, die regelmäßig ebenfalls als abwertend "untersagt" wurden).
Das Wirken eines herübergeschwappten hysterischen PC-Verständnisses mag dazu beigetragen haben, dass nur noch die abwertende Bedeutung "gilt", was aber an der Dualität der Bedeutungen nichts ändert.
Über die wissenschaftliche "Unabhängigkeit" der deutschen Wikipedia als Referenz müssen wir uns wohl nicht ernsthaft unterhalten.
@petronius
"...keineswegs per se mit pejorativer bedeutung versehenen wort ..."
Hören sie auf, sich selbst und andere zu belügen. Selbst beim Duden wird das Wort schon seit etwa zwei Jahrzehnten als herabwürdigend und stark diskriminierend bezeichnet.
@petronuß Neuer Nick, passt besser :-)
Ihnen müssen Witze bestimmt auch immer erklärt werden, oder?
Verkopfte Leute haben ja häufiger einen Mangel an Humor und Witz...
Letztlich war das eine zugespitze Pointe, und kein klassischer Kommentar.
Pointen erklären müssen, macht keinen Spass, aber sie haben ihren neuen nick ja auch noch nicht verstanden.
Suchen sie gerne weiter nach möglcihen Rechtschrebfehlern :-)
@petronius
"keineswegs per se mit pejorativer bedeutung versehenen wort "neger"...
Hören sie doch auf, das Offenkundige zu leugnen!
"Der Duden weist darauf hin, dass die Bezeichnung Neger für eine „Person von [sehr] dunkler Hautfarbe“ im öffentlichen Sprachgebrauch als „stark diskriminierend“ gelte;" (zitiert nach Wikipedia)
Ihre PERSÖNLICHE Befindlichkeit ist da vollkommen bedeutungslos. Sie können die diskriminierende und herabwürdigende Bedeutung die dieses Wort IMMER hatte, seit es im 16. Jhd. in die deutsche Sprache eingeführt wurde. Lediglich hatten die lange so bezeichneten Menschen einfach nicht die Möglichkeit sich gegen diese Bezeichnung angemessen zu wehren.
@Irmi
"Schon vergessen, wir stammen zu etwa 90 % von den afrik. Menschen ab. Also wozu die Überheblichkeit."
??
wenn überhaupt(so man der out of afrika-theorie zustimmt,wie im augenblick die mehrheit der westlichen antropologen) stammen wir zu 100% aus afrika, selbst wenn wir uns noch mal mit neandertalern und homo erekti kreutzten weil diese ebenfalls von dort kamen, wie schon die ersten "neuen affen"
irmi:
"wenn Sie das Wort noch hundert mal anders erklären, auch woher das Wort kommt (aus dem Lateinischen Niger gleich schwar) ist es für die Menschen, die verkauft und versklavt wurden weil man das Wort Nigger in sehr abfälliger Weise zu der Zeit missbrauchte"
und jetzt bitte noch mal und im vollständigen satz, damit man möglicherweise auch versteht, was sie eigentlich sagen wollen
was sie anscheinend nicht verstanden haben, ist der unterschied zwischen dem seit langem in der deutschen sprache gebrauchten und keineswegs per se mit pejorativer bedeutung versehenen wort "neger" und dem angloamerikanischen schimpfwort "nigger"
"Es ist unsere Respektlosigkeit und Arroganz auf diese Menschen herab zu schauen, weil wir denken etwas besonders Tolles zu sein nur wegen der weißen Haut"
wenn sie damit von sich selbst. also im pliralis maiestatis, sprechen, solls mir recht sein und ist ihr problem. gegen ein vereinnahmendes "wir" dergestalt, daß z.b. auch ich eine solche rasistische haltung teilte, verwehre ich mich allerdings ausdrücklich
tja, dieter:
wer hier der überforderte ist, sieht man allein schon an ihrer unfähigkeit, einen nick korrekt wiederzugeben
und wen auch immer sie nazi nennen wollen, weil sie argumentativ nicht gegen ihn ankommen, ist natürlich ihre sache - und ich kann mit dieser intellektuellen bankrotterklärung sehr gut leben
@Thomsen
das lamento ob der nicht gegebenen meinungs und versammlungsfreiheitlässt doch auf eine positionierung jenseits der meinung der die presselandschaft dominierenden 2 damen-freundinen der kanzlerin schliessen, und diese bewegen sich nicht gerade am linken unionsrand.
rechts der wand, um es mit strauß zu sagen wird allerdings die luft schon dünn, da werden positionen verteidigt, oder konserviert die schon mit denen der staatsgründungspartei adenauers nicht mehr vereinbar sind
und das will schon was heissen.
das ihnen trotzdem meinungsfreiheit zusteht will ich gar nicht in abrede stellen; meinetwegen können sie auch die rückkehr des kaisers forder, immerhinn baut man ihm ja schon ein schloß; nur wo sie sich politisch damit befinden sollte ihnen schon klar sein
28.05.2013 18:16 UHR
von kai:
Kai, wenn Sie das Wort noch hundert mal anders erklären, auch woher das Wort kommt (aus dem Lateinischen Niger gleich schwar) ist es für die Menschen, die verkauft und versklavt wurden weil man das Wort Nigger in sehr abfälliger Weise zu der Zeit missbrauchte. Wie scheiss Nigger, hi du Nigger usw.
Warum geht das nicht in eure Köpfe. Ich kenne keinen Afrikaner, der uns als Nazis beschimpft. Es ist unsere Respektlosigkeit und Arroganz auf diese Menschen herab zu schauen, weil wir denken etwas besonders Tolles zu sein nur wegen der weißen Haut.
Schon vergessen, wir stammen zu etwa 90 % von den afrik. Menschen ab. Also wozu die Überheblichkeit.
@kai
"Nazis fühlen sich durch Worte wie Nazi, Holocaust und Jude verletzt ohne das es einen interessiert"
An diesem Punkt haben kognitive Defizite die Brechreizschwelle überschritten.
Nächstes Mal vielleicht doch ERST DENKEN, dann schreiben?
Und, da sie mich schon direkt ansprechen: Da hat wohl jemand auf Anraten seiner Anwälte gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt. Wenn allerdings der Mainstream bedächtig wohlwollend mit dem Kopf nickt zu dieser nachgeschobenen wachsweichen Erklärung, kann das als Eingeständnis gewertet werden, dass es in diesem Land noch eine Menge strukturellen Rassismus und Rassismus in den Köpfen der Mehrheitsbevölkerung gibt. Auch sie geben in diesem konkreten Punkt nicht den Anschein einer abweichenden Haltung. Jammern über die Verhältnisse und "die anderen" ist also schon in Ordnung, aktiv etwas daran ändern und bei sich selbst beginnen dann aber doch nicht.
Aufschlussreich. Wenn es dessen denn noch bedurft hätte.
@dieter "Wenn ein Deutscher einen Menschen Neger nennt, muss er konsequenterweise damit Leben das ich ihn Nazi nenne!"
Was aber, wenn ein Schwarzer/N-Wort/Afrowasauchimmer etwas gegen - sagen wir mal Juden hat (könnte ja sein, oder ist das undenkbar?). Was ist er dann? Nazi geht ja nun nicht mehr, das sind ja schon wir.
@petronuß
"nein nicht" ist natürlich ein gutes Gegenargument :-)
Bestimmt ihr Bestes.
Ich hoffe ich überfordere sie nicht: Doch, doch!
Wenn ein Deutscher einen Menschen Neger nennt, muss er konsequenterweise damit Leben das ich ihn Nazi nenne!
Jetzt verstanden?
Warum muss man ein Wort wie „Neger“ verwenden, wenn sich andere dadurch verletzt fühlen?
Nazis fühlen sich durch Worte wie Nazi, Holocaust und Jude verletzt ohne das es einen interessiert. Eine missbrauchte Frau kann sich durch das Wort Vergewaltigung und eine Vergewaltigte Frau durch Missbrauch herabgesetzt fühlen etc. etc. etc. Schaffen wir die Sprache also wieder ab, weil sich immer jemand beleidigt fühlt?
Wenn ein Autor wie Deniz Yücel den Text eines der wichtigsten schwarzen Menschenrechtlers in seiner Originalfassung vorliest (und darum ging es) und eine schwarze Menschenrechtlerin sich dadurch beleidigt fühlt, dann haben wir einfach ein Problem, nicht mit dem Text, sondern mit der Menschenrechtlerin!
Das Wort Neger leitet sich vom lateinischen Niger für Schwarz ab, in Spanien/Italien bestelle ich einen Kaffee negro, in Frankreich ist das Wort für Neger (also Schwarzer) nègre und für Schwarz noir. Gerade in Frankreich wurde, politisch ganz korrekt, der "code noir" (also das Gesetz für Schwarze) herausgegeben, das von 1685 bis 1848 galt... Ist das jetzt wegen der Vermeidung des Wortes Neger ein politisch ganz korrektes Gesetz?
Auch ich hatte als Kind eine "Negerpuppe“ (http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/bei-einer-lesung-von-sarah-kuttner-faellt-das-wort-negerpuppe-a-834695.html), ich wollte damals keine schwarze Puppe, keine Puppe mit afrikanischem Migrationshintergrund und auch nicht eine Puppe die einen Afrodeutschen darstellt... Soll ich mich jetzt, wenn ich diese Geschichte so erzähle schämen müssen, weil ich als dreijähriges Kind nach heutiger Sicht nicht korrekt gehandelt habe oder muss ich erst eine Triggerwarnung davor schreiben, Achtung auch ich war als dreijähriger ein N-Wort nutzender Rassist und ewig gestriger? Denn soweit ist es bereits gekommen, dass ich Kindheitserinnerungen nicht so wiedergeben darf, wie ich diese als Kind erlebt habe… Übrigens Herr Bax ich fühle mich durch das Wort „PolCor“ persönlich verletzt...
Wir wissen alle, Arbeit macht NICHT frei, aber an einem KZ prangte der Spruch "Jedem das seine" (suum cuique). Auch um diesen Satz gibt es Diskussionen im Netz und viele politisch Korrekte wollen ihn nicht mehr benutzen, um den vielen Holocaustopfer hierdurch Anerkennung zu erweisen... Aber das Lager und der Spruch bezog sich auf die überwiegend politischen Gefangenen in diesem KZ... Political correctnes hat auch etwas mit Wissen zu tun, damit sich immer wieder darüber zu informieren was momentan gerade gängig ist, Neger bitte nicht, Schwul auf jeden Fall, bitte nicht Homosexuell, denn Schwul ist ein Kampfbegriff... Wer das nicht kann, wird sehr schnell als jemand von den bildungsfernen Schichten identifiziert, denn Dumm und Asozial wäre ja nicht (Achtung Triggerwarnung) „politisch correct“, oder noch schlimmer gleich als Rassist gebrandmakrt...
Die deutsche Sprache gehört allen Menschen die deutsch sprechen, es spricht nichts dagegen dass ein Deniz Yücel einen Text auf eine Diskussion in seiner Originalfassung vorliest und eine Mitdiskutantin statt dessen Schwarz benutzt. Mann kann das N-Wort, auch wenn man es verdammen will Neger nennen, hierzu braucht es keine Triggerwarnungen, sonst müsste ich die vor jedes Wort setzen, denn viele Worte können verletzen und beim Leser etwas „auslösen“, übrigens ein Grund warum viele Menschen etwas schreiben, um aufzuwecken, zu überzeugen, den anderen emotional berühren oder auch zu beleidigen. Herr Bax dafür ist Sprache gemacht…
Wenn Menschen aber wegen Zwischenrufen und Niederbrüllen auch aus dem Publikum nicht mehr miteinander diskutieren können, dann ist das politisch incorrect und demokratiefeindlich, denn dann entscheiden die größeren Schreihälse über andere, und dass hatten wir schon einmal! Und was noch schlimmer ist, das eine kleine Gruppe von „politisch korrekten“ Menschen über unser demokratisches Medium Sprache entscheidet, nicht durch Überzeugung, sondern durch Verbot und Hassmobs. Eskimo ist Fischesser also Rassistisch, oder dann doch nicht… Das eine kleine Gruppe, nicht mal nur aus betroffenen, bestimmt was beleidigend, was rassistisch und was nicht genutzt werden darf… Geschichte kann aber durch Sprachveränderung nicht angepasst werden… Übrigens wenn ich das Wort Rasse ausrotte, dann wird der Rassist zum Ethnologen? Denn es versteht keiner mehr das Schimpfwort Rassist…
@FischButterBrot
Nein, Rössler musste nicht in Deckung gehen, es war eher die rethorische Frage ob dieses Land seinen Rassismus so weit abgelegt hat, das es einen Wirtschaftsminister mit Asiatischem Migrationshintergrund akzeptiert... Mann kann es natürlich auch als Rassimus umdeuten, wie eigentlich alles!
@lentz
Nicht jeder "Linke" ist ein Anhänger Stalins, Maos, PolPots, Kim Jong Uns (oder wie der gerade aktive Führer heisst), hat die Stasi oder die RAF (Mogadischu, Entebbe) unterstützt ...
Nicht jeder Muslim ist ein Islamist, und nicht jeder Islamist legt Bomben, fliegt in Hochhäuser, greift zum Messer ...
Nicht jeder Katholik, der gegen Abtreibung und Homoehe ist, befürwortet deshalb gleich öffentliche Hexenverbrennungen ...
Und nicht jeder konservative Patriot (was man so heute alles "rechts" in der linken Szene nennt) ist ein Rechtsextremist, NPD-Anhänger, Attentäter und fremdenfeindlicher Terrorist.
Soviel intellektuelle Redlichkeit, das zu erkennen, sollte bei aller Parteinahme schon sein.
Heute lässt man jede Differenzierung fahren, wenn das Reizwort "rechts" fällt.
Mir gefällt keine undifferenzierte Hasspropaganda "Gegen XXX".
Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als man in der Bundesrepublik blind gegen alles hetzte, was man "links" nannte.
Und deshalb gefällt mir die heutige blinde Propaganda "Gegen Rechts" überhaupt nicht.
Butter bei die Fische:
"Der Gebrauch eines schwarzen Gottes zeigt, wie entspannt sich weiße Amerikaner inzwischen über Fragen der Rassenintegrierung geben können, vorausgesetzt, es greift ihre weiße Vormachtstellung nicht an"
made my day!
lassen wir keine schwarzen eine rolle spielen, sind wir rassisten
lassen wir schwarze eine rolle spielen, sind wir erst recht rassisten
besser kann man die sache mit der "critical whitenes" nicht auf den punkt bringen
catch 22
dieter:
nein, nicht
übrigens: wer als erster godwin's law erfült, kickt sich selber raus
ciao
Ich sehe Gott incl. seinem Troll Satan und seinen Engelsocken ja mehr geschlechts- und farblos
so eine Art Nicolas Cage
@Thomsen
sie haben mein volles mittgefühl
bigotterie ist auch in jedem fall schlimmer und schwerer zu ertragen als das auf der anderen seite praktiziert umlegen von allem unpassenden, den vorteil sich wenigstens keine belehrungen anhören zu müssen wenn man in der kiste liegt haben die linken nie zu schätzen gewust, und das unerträgliche tolleranzgehabe der liberalen erst..die wollen sich ja nur nicht wie echte männer...
lass gut sein
Die einzige Minderheit, gegen die man heutzutage in Deutschland ungestört den Volkszorn mobilisieren darf, sind "die Rechten" (und konservate, religiöse christliche Minderheiten - bei anderen Religionen ist man toleranter), oder wen man gerade als solche denunziert.
Da verlieren "linke" und "liberale" Politiker und Journalisten jedwedes Verständnis, da werden Leute hasserfüllt eingeschüchtert und gemobbt, da gilt keine Demonstrations-, Versammlungs- oder Meinungsfreiheit, da gibt es keine Toleranz, keine Freude an der Vielfalt, und wenn sich später herausstellt, dass man einem Betroffenen unrecht getan hat, dann zuckt man nur mit den Achseln, da es doch für die gute Sache war. Natürlich fühlt man sich auch noch auf der "guten" Seite.
Man zeigt auf den Splitter im Auge des Nachbarn, und sieht den Balken ("Gegen Rechts!") im eigenen Auge nicht.
Die größte politische Versuchung für die "Fortschrittlichen" in unserer Gesellschaft ist die hemmungslose Bigotterie.
Über all das konnte man sich natürlich schon bei George Orwell ("Animal Farm", "1984") informieren.
@ Butter
Es hätte mich stark gewundert, wenn Morgans Rolle nicht auf irgendeine Weise erst recht und eine besonders perfide Form von Rassismus ist.
Dann passt ja Ihr Weltbild wieder. Und darum geht's ja schließlich. Vielleicht sollte der Film indiziert werden. Nur als Anregung. Viel Spaß noch.
@ Gustav Gans
Frau gibts auch. Weiß jetzt nicht, welcher Film, irgendein Endzeitschinken, bitte googeln. Auch das natürlich versteckt chauvinistisch.
@Butter bei die Fische
Lange Rede, kurzer Sinn. petronius hat es schon auf den Punkt gebracht.
Nur zwei Fragen:
1. "Neger" geht nicht mehr,ok, was also dann? Afrodeutscher, Afroschwede, Afroafghane, Afrojapaner, gar Afrosüdafrikaner (sofern nicht weiß)? Gar kein Wort mehr?
2. Warum bin ich ein Weißer? Mich fragt auch keiner, wie ich bezeichnet werden möchte. Darf ich mich als mutmaßliches Rassisten- und Nazischwein, als das man hier sehr schnell bezeichnet wird auch beleidigt fühlen?
@dieter
würde man sich darüber aufregen wollen, kähme man ja aus dem schimpfen gar nicht mehr raus; für leute mit simplem weltbild werden die deutschen auch in 100jahren noch als nazis geboren werden.
übrigens ist das internationale taubstummensprach-handzeichen für deutsche eine symbolische pickelhaube...wen scheerts(vlt stört sich ja irgendwann ein bayer im wahlkampf dran)
@Gustav Gans
"dogma" anschauen ;)
wenn man hierzulande an die wurzeln des rassismus wollte währen all die shitstorms gg theateregisseure, kinderbücher und andere eher nicht der wehrhaftigkeit zu bezichtigen sinnlos; fangt lieber mal an den hiesigen kultur und zivilisationsbegriff zu verstehen ; die aufkommende übelkeit würde wohl ein paar jahre halten.
das problem ist das die meisten nur noch den angelsächsischen nachbeten können während der andere unterbewust mitschwingt...deshalb traut man sich an theater und kinderbücher..das ist ja nur kultur...
@Butter bei die Fische
schauspieler werden meist aufgrund persöhnlicher sympathie des auswählenden eingestellt, qualifikation resp können sind nat. ebenfalls gefragt.
größe,haar, augen oder hautfarben sind nebensächlich; sowas kann man ändern.
wenn 2 ältere herren zusammen ein(antirassistisches) stück aufführen wollen mit 2 hauptrollen sollen sie sich einen 3ten anstellen damit einer davon sich nicht seiner rolle, die er ja ganz persöhnlich umsetzen will, anpassen muss?
wo ist da die logick?
nichts gegen einen schwarzen hamlet, meinetwegen auch weis angemalt;
ein schwarzer siegfried währe in bayreut eine echte bereicherung, zummindest musikalisch, dank anderer obertonmischung;
aber wieviele vollausgebildete schwarze opernsänger giebt es?
und wir reden hier nicht von verdie, das ist ein ganz anderer schuh?
wieviele entspannte ältere herren schwarzer hautfarbe mit komödiantenqualitäten kennen sie die sie dem schlosparktheater hätten als ersatz für die persöhnlichkeit für die man die rolle als passend empfunden wurde hätten vorschlagen können?
generalisieren ist so einfach...
von treibsand: "Morgan Freeman spielt in "Bruce Allmächtig" immerhin Gott - und niemand hat ein Problem damit."
genau, solange Gott nicht von einer Frau gespielt wird, soll es mir Recht sein :-)))
@treibsand
Viel schlimmer: in der Welt der Weissen kann ein Schwarzer sogar Präsident werden! Und das nichtmal fiktiv!
Allerdings nur in der Welt der weissen Amerikaner. Stellen sie sich mal einen schwarzen oder auch türkischstämmigen Bundeskanzler vor. Hier muss ja ein Wirtschaftsminister wegen seines asiatischem Migrationshintergrund bereits vor den innerparteilichen Kritikern in Deckung gehen...
Nebenbei: Die Darstellung von Gott als Schwarzem im Mainstreamkino war 2003 auch in Amerika ein "Tabubruch", der kontrovers diskutiert wurde - vor allem innerhalb der schwarzen Gemeinschaft selbst. "Der Gebrauch eines schwarzen Gottes zeigt, wie entspannt sich weiße Amerikaner inzwischen über Fragen der Rassenintegrierung geben können, vorausgesetzt, es greift ihre weiße Vormachtstellung nicht an", befand z.B. der einflussreiche schwarze New Yorker Theologe Prof. James H. Conean.
Das Online-Kulturmagazin "perlentaucher.de" schreibt zu diesem Thema:
"Für Gerald Early, einen Literaturwissenschaftler an der Washington University in St. Louis, verkörpert diese Drehbuchidee eine abgedroschene Hollywood-Formel vom weisen Afroamerikaner, der einem Weißen dabei hilft, seine eigene Humanität zu entdecken. 'Das ist ein typisches Klischee in der amerikanischen Kultur, zu dem sich das Publikum hingezogen fühlt, besonders ein weißes Publikum, das die schwarzen Leute am liebsten als harmlos und hilfsbereit sieht.' Typische Beispiele für solchen Schmuse-Rassismus sind nach Earlys Ansicht Bücher wie 'Onkel Toms Hütte' oder Alfred Uhrys Theaterstück 'Driving Miss Daisy', in dem ein schwarzer Chauffeur seiner zickigen weißen Arbeitgeberin moralische Erleuchtung bringt, eine Rolle, die in der Kinoverfilmung 1989 interessanter Weise ebenfalls an Morgan Freeman vergeben wurde."
@zupp
Das Manko meiner Analogie: Nichts des Genannten wäre angeboren sondern "antrainiert" und anerzogen, somit alles auch wandelbar. Dennoch weichen sie den Konsequenzen des Vergleiches lediglich auf billige Art und Weise aus weil ihnen die Argumente fehlen. Es geht nicht darum wer "mehr" von irgendwas hat, sondern darum, dass dort, wo wir keine Fremdbestimmung akzeptieren, wir auch nicht das Recht haben, über andere hinweg diese auszuüben.
Zitat von einen TAZ-Kenner: "Die taz investiert in Werbung statt in Talent und Können. So produziert sie einerseits marktkompatiblen Medienbetriebsnachwuchs, der seine Arbeit als Sprungbrett sieht, Texte schreibt, um für sich Reklame zu machen und dabei noch mit einer Gesinnung prahlt, die es bei der taz gratis gibt, zum Ausgleich für die Selbstausbeutung. Andererseits schafft die taz durch diese Fluktuation einen Gnadenhof für all die Zurückbleibenden, die trotz aller Bewerbungsschreiben kein anderer haben will. So entsteht ein notorisch pestlauniges Arbeitsklima, in dem Heuchelei, Intriganz, Schlampigkeit und Desinteresse an der Sache gedeihen."
Hallo Deniz Yücel: Wo werde ich in Zukunft deine Texte lesen können?
Butter bei die Fische:
„Kein Schwarzer käme auf die Idee, den Deutschen vorzuschreiben sie hätten sich zukünftig nur noch als "vom Stamme der Päderasten, Antisemiten und Steuerbetrüger" zu bezeichnen“
danke, es reicht ja auch, daß sie sich als rassisten qua hautfarbe dafür schuldig zu fühlen hätten, „weiß“ zu sein
„Alles was verlangt wird, ist eine von ihnen gewählte Bezeichnung zu akzeptieren und zu verwenden, wenn ÜBER SIE SELBST gesprochen wird“
aber welche wäre das denn nun?
bisher habe ich immer nur erlebt, daß man für die verwendung eines begriffs geprügelt wird. welcher aber nun der „korrekte“ sei, ganz zu schweigen davon, wer das denn wie und verbindlich für bzw. im konsens mit alle(n) früher mal „neger“ genannten festgelegt habe, das aber weiß ich immer noch nicht
Die Freunde des N-Worts sind letzlich selber N-Wörter: Nazis.
Wie, ihr möchtet so nicht genannt werden?
Das solltet ihr aushalten!
Das ist eine weitverbreitete historisch gewachsene Bezeichnung für Deutsche, oder nicht?
Manche lernen es eben nie....
@ Butter
Sie sagten, in der Welt der Weißen dürfe ein Farbiger nicht Hamlet spielen ...
Morgan Freeman spielt in "Bruce Allmächtig" immerhin Gott - und niemand hat ein Problem damit.
@ Butter
Dann lesen Sie noch mal Ihr eigenes Sammel-Posting durch.
Danke trotzdem für Ihre kultur-/rassismusgeschichtliche Belehrung (Achtung: Nicht nur Sie haben Internet, TV und ein paar Grundkenntnisse).
Offenbar gibt es zumindest Einigkeit, dass sich die Welt inzwischen etwas weiter gedreht hat. Die wenigsten werden diese Entwicklungen bedauern.
Das Thema dieser seltsamen Diskussion ist schlicht Zensur unter dem Gewande antirassistischer Aufklärung und Erziehungsarbeit. Sie können natürlich alle möglichen Euphemismen verwenden. Herr Bax nennt es Höflichkeit. Mit Antirassismus hat das alles wenig bis nichts zu tun.
Und es geht und ging nie lediglich um den Austausch einzelner Wörter, wie Sie in Ihrem Kommentar versichern. Also, bitte etwas mehr Ehrlichkeit.
Kennen Sie übrigens Fred FF?
@treibsand
Welches ihrer Beispiele (Hollywood-Kino, Rap-Musik) stellt jetzt einen Bezug dar zu Herrn Bax Beispielen (Grüne, Hallervorden, Literaturkritiker Scheck, Preußler) oder das anderer Kommentatoren ("Winnetou-Filme") auf die ich mich bezog?
Hollywood ist immer noch weiss-dominiertes Kino, wenn auch etwas weniger rassistisch als vor der Oscar-Verleihung 1973/74. Marlon Brando und Sacheen Littlefeather sei Dank wurde dem amerikanischen Kulturbetrieb damals nämlich ein Spiegel vorgehalten, der zumindest bei den übelsten Auswüchsen für ein langsames Umdenken sorgte. Und von dem auch die Schwarzen in der Musikindustrie ein wenig profitierten.
Rap hat sich in den 80er Jahren in den Ghettos der amerikanischen Vorstädte entwickelt. Dort wo fast ausnahmslos Schwarze am Existenzminimum der amerikanischen Gesellschaft dahinvegetieren. Weisse hatten und haben wenig Zugang zu dieser Musik, die meisten Weissen in Amerika definieren sich ungeachtet der tatsächlichen sozialen Verhältnisse als "Mittelstand". Doch Rap ist nicht die einzige "schwarze" Musik. Auch der heutige Mainstream der Unterhaltungsmusik, Rock-, Blues-, Popmusik bis hin zum Jazz geht im wesentlichen auf afroamerikanische Wurzeln zurück. Weisse wurden mit der Aneignung, der Kopie dieser Musik zu Weltstars, die schwarzen Musiker bekamen selten und wenn dann nur schlechte Verträge keine Radio- oder Fernsehauftritte, etc.
Nur, wie gesagt, Hollywood und Rap sind hier gar nicht das Thema und können den auch heute noch alltäglichen Rassismus nicht verschleiern oder gar kompensieren. Nächstes mal bitte beim Thema bleiben und wenn sie sich auf andere beziehen erst denken, dann schreiben.
@Butter bei die Fische
"Kein Schwarzer käme auf die Idee, den Deutschen vorzuschreiben sie hätten sich zukünftig nur noch als "vom Stamme der Päderasten, Antisemiten und Steuerbetrüger" zu bezeichnen."
Warum sollten sie auch. Die haben sie sicher auch in Ihren Reihen. Das ist ja wohl kein weißes Privileg. Klassisches Eigentor.
@ Butter bdF
Der weiß-rassistisch dominierte Kulturbetrieb Hollywoods hat das weiß-rassistische Deutschland in den vergangenen Jahren ziemlich erfolgreich mit Filmen geflutet, in denen echte Farbige/Afroamerikaner mitmachen durften.
Nicht nur als Statisten, Butter, sondern als Haupt- und Charakterdarsteller: Denzil Washington, Morgan Freeman, Sydney Poitier, aber auch Seichtes mit Will Smith, Wesley Snipes usw.
Gerade Smith und Snipes - oder früher Eddie Murphy - erfreuen sich bei der notorisch rassistischen Unterschicht großer Beliebtheit.
Gehen Sie ruhig mal wieder ins rassistisch-deutsche weiße Kino.
(Gut, man könnte anprangern, dass es nur wenige farbige Frauen wie Hally Berry in der weißen Rassistenkultur ganz nach oben schaffen. Aber sagen Sie nicht, dass es ein Problem der deutschen Kultur ist und weiße Amerikaner weniger rassistisch sind.)
Es gibt im Musikkulturbetrieb, Jazz, Hip-Hop, Reggae (also Negermusik) usw. nicht wenige Farbige, die nur als Original von den deutschen weißen Rassistenfans akzeptiert werden und für volle Häuser sorgen.
@Alex
"Der Artikel Ihres taz-Kollegen Deniz Yücel war definitv distanzierter und objektiver."
"Distanziert"? "Objektiv"?
Schlimmer hätten sie Herrn Yücel kaum beleidigen können.
@muh
"Eine Schande dass der unverfälschte Erhalt von Kulturgütern heute gar nichts mehr zählt ..."
Preußler selbst hat eine Änderung der entsprechenden Passage befürwortet. Hätte er erst noch bei ihnen die Genehmigung einholen müssen, sein eigenes Werk überarbeiten zu dürfen?
@Peter Stengel
"Was machen wir, wenn in einem Bühnenstück oder Film ein Indianer, ein Mensch asiatischer Herkunft u. s. w. dargestellt werden muss?"
Ja Peter, verflixt noch eins, was machen wir da nur? Vielleicht einfach mal einen nehmen? Aber nicht doch, die sind ja ansonsten "nicht verwendbar". Einen schwarzen Othello, den schauen wir gerne an, zur Not auch einen "geschminkten" - aber einen schwarzen Hamlet? Unmöglich! Weil wir ja nicht die Rolle, und den Menschen sehen, der sie spielt, sondern nur seine Hautfarbe. So werden vom weiss-dominierten Kulturbetrieb rassistische Sichtweisen und Einstellungen aufrecht erhalten. Auf der Bühne stehen WEISSE Menschen, auch wenn sie ab und an schwarze Schminke tragen müssen, die ECHTEN Schwarzen dürfen derweil die Toiletten putzen und unseren Wohlstandmüll zusammenkehren...
@Lifelover
Noch so einer der meint, Preußler hätte sich erst mal artig sein "Ok" bei ihm abholen müssen...
@icke
"Das wars dann mit dem Beruf der Kostümbildner."
Erstens haben sie nicht korrekt zitiert. Das VOLLSTÄNDIGE ZITAT umfasst auch noch:
"Zur Begründung hieß es, es gäbe auf deutschen Bühnen leider nicht genug Rollen für schwarze Schauspieler, „die eine Festanstellung rechtfertigten“."
Das ist das rassistische Moment. Es mangelt nicht an Akteuren (wie z.B. bei den Winnetou-Filmen, die ja bekanntlich nicht in Amerika, sondern in Kroatien gedreht wurden, wo in den sechziger Jahren doch der Markt sehr ausgedünnt war, was immigrierte indigene Schauspieler/-innen anbetrifft), sondern an "Rollen" - weil Schwarze ja nur Schwarze spielen können. Weisse aber können ALLES spielen.
So könnte man eigentlich stundenlang weitermachen. Alles, was die WEISSEN Kritiker hier haben ist ihre verletzte Eitelkeit. WEISSE, die immer noch glauben, SIE ALLEIN hätten die Definitionsmacht über diese Welt. Kein Schwarzer käme auf die Idee, den Deutschen vorzuschreiben sie hätten sich zukünftig nur noch als "vom Stamme der Päderasten, Antisemiten und Steuerbetrüger" zu bezeichnen. DAS wäre tatsächlich eine "Bevormundung". Eine, die wohlgemerkt niemand will.
Alles was verlangt wird, ist eine von ihnen gewählte Bezeichnung zu akzeptieren und zu verwenden, wenn ÜBER SIE SELBST gesprochen wird. Wem das zu hoch ist, dem ist nicht zu helfen. Aber seine reaktionäre mittelalterliche Kleinkinder-Meckerecke bleibt ihm ja unbenommen.
25.05.2013 19:29 UHR von der alte Fritz
Ja alter Fritz, es ist der Lauf der Zeit, das sich Dinge verändern, Gott sei Dank dafür, sonst wären wir immer noch in der Zeit, wo Menschen und Rassen verfolgt, gefoltert und getötet wurden, oder wo man Menschen mit schwarzer Hautfarbe als minderwertig betrachtete aus reiner Arroganz ein Weißer wäre etwas besseres. Arrogant und überheblich ist der weiße Mensch leider auch heute noch, sonst wäre er nicht in der Lage sie so schlecht zu behandeln und heute noch daran Gefallen zu finden diese Beleidigung mit dem N...Wort als lustig darzustellen.
@Zyniker,
"keine Argumente"... *weglach*
Wenn bei ihnen Eltern, Schule und soziales Umfeld versagt haben bei der Frage, WARUM Höflichkeit und Rücksichtnahme anzueignende Werte und Tugenden sind, wird es ein "vorbildlich linker" auch nicht mehr.
Schade, dass sie offensichtlich so eine minderwertige Kinderstube und Erziehung geniessen mussten und auch im Erwachsenenalter nicht mehr zu einer sozialverträglichen Selbsterkenntnis gelangt sind.
Hoffentlich schämen sich wenigstens ihre Eltern, falls sie jemals davon Kenntnis nehmen sollten.
"Das Wutgeheul aus der PI-Ecke in der Kommentarspalte wäre da nicht nötig um das zu verdeutlichen. Ist aber ein gern genommenes Extra."
Klar doch, alles, was nicht dem eigenen Weltbild entspricht uswusf.
Ansonsten keine Argumentation, sowas ist dann vorbildlich links.
Völlig unnötige Debatte. Die Lösung ist denkbar einfach. Wenn sich Schwarze als Schwarze bezeichnet sehen wollen, bin ich höflich und bezeichne sie so. Wenn allerdings historische Dokumente wie "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" verfälscht werden sollen, werde ich mich dagegen wehren. Weil hier das Wort "Nigger" (im Originaltext) oder "Neger" literarische Bedeutung hat und Rückschlüsse auf den damaligen Zeitgeist zuläßt.
Das alberne PC-Sprech einiger Gender-Enthusiasten und der Multi-Kulti-Idealisten wird von mir konsequent ignoriert und wird sich in der Sprachentwicklung eh nicht durchsetzen. Mehr braucht man nicht zu beachten.
P.S. Amüsant fand ich den Beitrag "von Anton" der eine für ihn völlig abstruse Argumentationskette über beleidigte Fundamentalisten und die Burka ins Feld führt, um zu belegen, dass man nicht jedem Wunsch einer Minderheit nachgeben kann. Er kennt scheinbar den Taz-Kollegen Bax nicht. Ansonsten wüßte er, das der Islam-Philantroph Bax in fast allen seinen Kommentaren nahe an dieser Absurdität argumentiert. Sehr witzig!
Es zeigt sich mal wieder, dass Herr Bax einer der klarsten, integersten und lesenwertesten Redakteure der taz ist.
Das Wutgeheul aus der PI-Ecke in der Kommentarspalte wäre da nicht nötig um das zu verdeutlichen. Ist aber ein gern genommenes Extra.
...aber wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!
Nein, Herr Bax, mögen Sie sich auch nächtens in die Kluft eines furiosen Jakobiners träumen - Sie sind keine Wiedergeburt des Maximilien Robespierre
Nette Geschichte von Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) zur Benimmse: gekürzt - nicht zensiert:
"Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Haus und lässt seinen Sohn zu Fuß nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt zum Vater: „Wie kannst du reiten und dein Sohn muss laufen? Du hast doch stärkere Glieder“ Da stieg der Vater vom Esel herab und ließ den Sohn reiten.
Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: „Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und deinen Vater zu Fuß gehen lässt. Du hast jüngere Beine.“ Da saßen beide auf und ritten eine Strecke.
Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: „Was ist das für ein Unverstand, zwei Kerle auf einem schwachen Tier. Sollte man nicht einen Stock nehmen und euch beide hinabjagen?“ Da stiegen beide ab und gingen zu Fuß, rechts und links Vater und Sohn und in der Mitte der Esel.
Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: „Ihr seid drei kuriose Gesellen. Geht's nicht leichter, wenn einer von euch reitet?“
Da band der Vater dem Esel die vorderen Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hinteren Beine zusammen. Sie zogen einen starken Baumpfahl durch und trugen den Esel auf der Schulter heim."
@Petronius: Ich stimme Ihnen in vielen Punkten zu: Ganz sicher muss man kein bestimmtes Wort verwenden, um andere bewusst zu demütigen. Auch ich sage: "Schwarzer" statt "Neger" und "Schokokuss" statt "Negerkuss". Das habe ich mir irgendwann mal so angewöhnt. Als ich ein Kind war (frühe 1980er Jahre), haben aber alle in meiner Umgebung noch ganz arglos von zB "Negerpüppchen" gesprochen. Ich kenne Menschen, die auch heute noch "Negerkuss" sagen, nicht weil sie 'was gegen Schwarze haben, sondern weil es ihnen einfach irgendwann mal jemand so beigebracht hat. Sie als Rassisten zu denunzieren, wäre der blanke Hohn, unter anderem auch deshalb, weil sie wahrscheinlich zu den wenigen Menschen gehören, die andere wirklich mit RESPEKT behandeln. Ich weiß - nicht zuletzt auch aus eigener Erfahrung - dass es sehr viel Demütigenderes gibt, als ein Wort, das nicht immer und nicht in jedem Zusammenhang abwertend gemeint ist. Und leider hatte ich auch bereits das zweifelhafte Vergnügen, den FrauenGenderQueer-Theorie-Mob, der sich bei solchen Gelegenheiten gern hervortut, kennen zu lernen: weiße Frauen aus bestem Hause, Menschen, wie sie in Deutschland wohl das geringste Risiko haben, "diskriminiert" zu werden. Dennoch - zumindest zB an meiner Uni - hatten diese Frauen "Empowerment" dringend nötig - unter anderem gegen Frauen wie mich. Ich bin zwar auch weiß, aber eben nicht aus den "besten Kreisen". Zudem - und das war vermutlich schlimmer - fiel mir das, was an der Uni gemacht wurde, eher leicht. Es interessierte mich auch und es hätte mir gefallen, Seminare intensiver zu gestalten. "Leistungsdruck" war bei uns jedoch verpöhnt. Es ging darum, die "Schwächeren" zu "fördern". Wohlgemerkt: nicht die, die zu schüchtern waren, sich zu Wort zu melden, sondern die, die schlicht nichts zu sagen hatten. Auf sie musste gewartet werden, bis sie vielleicht doch Lust bekamen, sich zu äußern. Sie durften anderen ins Wort fallen. Alles, was sie von sich gaben, war positiv zu bewerten - egal, was es war. Entsprechend hochnäsig gaben sich die Frauen dann auch. Sie waren eben daran gewöhnt, hofiert zu werden und wussten, dass sie Bewunderung verlangen konnten, andere sich ihnen und ihren Launen unterzuordnen hatten. Und sie hatten irgendwann dann auch ganz genau 'raus, was als "sexistisch", "homophob" und "rassistisch" gebrandmarkt werden konnte. Interessierte sich zB jemand für den Nahen Osten, war das ein wunderbarer Anlass, "Orientalismus" und damit "latenten Rassismus" daraus zu machen. Keine von diesen Frauen hatte allerdings Lust, sich außerhalb der Uni gegen Rassismus oder für Feminismus zu engagieren. Das war offenbar unter ihrem Niveau.
Vielleicht liegt es an diesen Erfahrungen (auch wenn mir klar ist, dass ganz sicher nicht JEDE, die sich für FrauenGenderQueer-Studies interessiert, so ist!), dass ich allergisch darauf reagiere, wenn entweder jemand, der gar nicht diskriminiert wird, "Empowerment" (also zu gut deutsch: Bevorzugung) für sich verlangt oder aber jede Kleinigkeit zum "rassistisch-frauenfeindlich-homophoben" Attentat stilisiert wird. Sicher, ich finde es gut, wenn Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Familiennamens nachweislich größere Schwierigkeiten haben, zB eine Wohnung oder eine Arbeit zu finden (das zB ist WIRKLICHE Diskriminierung!) auch einmal zuerst dran sind, aber ich habe etwas dagegen, wenn jemand versucht, die "Prinzessin auf der Erbse" zu geben. Zumal: Können wir wirklich sicher sein, dass - wenn es zB um Sprache geht - der- oder diejenige, der oder die so sensibel mit sich selbst ist, nicht auch seiner-/ihrerseits Ausdrücke benutzt, die für ANDERE verletztend sind? Wäre er oder sie bereit, dies einzusehen? Gar sein oder ihr Verhalten zu ändern? Egal, ich zumindest lese ganz gern auch mal satirische Texte und fände es blöd, wenn alles unter dem so getrengen wie verlogenen Blick der Zensur der political correctness "bereinigt" wird. Das wäre ganz schön öde! Außerdem stößt es mir auf, wenn versucht wird, Einzelpersonen "abzuschießen" (und den Eindruck erweckten einige der in der letzten Zeit geführten Debatten!). Dadurch ist nämlich letztendlich niemandem geholfen. Rassismus, Sexismus, Homophobie und Antisemitismus werden damit nicht aus der Welt geschafft. Dass die TAZ die Debatte aus verschiedenen Blickwinkeln führt, finde ich aber gut (und es gibt uns "Kommentatoren" immer wieder "Stoff", unseren Senf dazu abzugeben!)
Ein spannendes ABC-Buch zum Thema Sprache und Rassismus, Sexismus und weitere Machtverhältnisse. www.machtworte.wordpress.com bzw. www.jajaverlag.com/machtworte
@ Lifelover (stellvertretend für viele (!) andere Leserbriefschreiber hier im Forum:
Mein Eindruck: Ja, Sie stehen "(...) in der Ecke des Ewiggestrigen" und sicherlich "Fremde Menschen haben (...) im Nachhinein nicht drin rumzumalen"
Zur Erinnerung: Ottfried Preußler hat es selbst so entschieden!!!
Und wenn ich bei Ihnen lese: "Ich bin definitiv dafür, Minderheiten zu schützen, aber wann fängt man an, auch mal die Mehrheit zu schützen?"
Sorry, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll...In jedem Fall tun Sie mir leid.
Ja, so ist das halt. Die politisch Korrekten im Land scheuen weder Mühe noch Anfeindung, um den Rest der Gesellschaft auf Kurs zu halten. Sie erheben Anspruch, die Deutungshoheit über all das zu besitzen, was für das menschliche Zusammenleben gut oder schlecht ist. Sie durchforsten mit ungebrochener Energie unseren Alltag, um uns ständig neue „Verhaltungsanleitungen“ zu geben.
Sie sagen uns, dass man mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto fahren soll, dass im öffentlichen (und bald auch privaten) Raum nicht geraucht werden darf, dass Fleisch essen krank macht, dass man Kinder am besten gleich nach der Entbindung in Kinderkrippen „entsorgt“, dass Kreuze in Klassenzimmern und Gerichtssälen nichts zu suchen haben und sie sagen uns vor allem, dass es viele Begriffe gibt, die diskriminierend sind. In der Konditorei darf es keinen „Mohrenkopf“ oder „Negerkuss“ mehr geben, das Lied „Lustig ist das Zigeunerleben“ hat sich ausgesungen, „Schwarzer Peter“ darf nicht mehr gespielt werden und die über 50 Jahre alte Geschichte von der Kleinen Hexe muss ab jetzt ohne die „beiden Negerlein“ auskommen.
Wer denkt, jetzt ist es genug, der hat sich geirrt. Eine Gesellschaft, die „vielfältiger und bunter“ (Bax) geworden ist, hat Stillstand bei den politischen Korrektheiten nicht verdient. Die Weltverbesserer werden ganz sicher mit neuen Vorschlägen kommen - und wehe, der brave Bürger befolgt sie nicht.
wagner:
"Daß es einigen Menschen immer noch nicht in den Kopf geht, daß es nie um ein Verbot eines Wortes ging, sondern nur um eine höfliche Bitte an andere oder eben um eine höfliche Geste des Verlages, das erstaunt mich schon"
was mich erstaunt, ist ihre vorgebliche naivität. denn um höfliche bitten um rücksichtnahme gehts schon lange nicht mehr, das können sie auch und gerde den taz-artikeln zur "critical whiteness" entnehmen
wenn sie lust haben, sich auf „Verleugnung. Schuld. Scham. Anerkennung. Wiedergutmachung“ verpflichten zu lassen, nur weil sie "weiß" sind - bitte schön
haben sie aber auch verständnis dafür, daß andere das anders sehen. und seien sie auch die mehrheit
Den Furor beider Seiten in der Sache konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Ist aber egal; Bax hat darin Recht, dass es einfach eine Frage der Höflichkeit ist, als beleidigend empfundene Begriffe nicht zu verwenden, ob ich die Gründe dafür selbst nachvollziehen kann, ist irrelevant.
Allerdings sehe ich die Gefahr einer sich immer schneller drehenden Spirale von Unwörtern: Begriffe, die heute noch "legitim" sind, sind es morgen nicht mehr. Diese Gefahr geht aber m.E. weniger von Minderheiten selbst aus, sondern von nicht einigen lautstarken selbsternannten (sprich paternalistischen) Beschützern dieser Minderheiten, deren beständiges Erzeugen von sprachlichen Unsicherheiten (unbewusst?) der reinen Machtausübung dient.
von RedHead:
"Das verfälschen von literarischen Texten ist auch eine Geschichtsverfälschung. Sie dokumentieren auch Dinge, die mal völlig unverfänglich waren und heute nicht mehr als politisch akzeptabel gelten."
so ist es - siehe unten - damals war wohl der Ausdruck "Schwarzer" nicht so prickelnd.
http://www.youtube.com/watch?v=M5puXj6RNfU
(aus der Operette „Hopsa") 1950.
Och Herr Bax, x Jahre als Antira-Redakteur und immer noch die gleichen Floskeln wie zu Beginn. Ist es denn so schwer einzusehen, dass Teil einer Minderheit zu sein, nicht automatisch zu emanzipatorischem Denken führt? Wenn sich ein Islamist von Frauen im Minirock beleidigt fühlt, und das ist er wirklich, kommt dann von Ihnen ein verständnisvoller Kommentar mit dem Tenor: "Frauen, warum seid Ihr so respektlos? Warum nehmt Ihr keine Rücksicht auf religiöse Minderheiten und tragt Burka?"
Wenn sie jetzt empört sind, weil sie einen solchen Kommentar nie schreiben würden, dann werden sie vielleicht verstehen, dass Minderheit an sich, keine Kategorie ist, die als Argument taugt.
Nein, Herr Bax, die Meinung einer Minderheit muss sich mit der eigenen politischen Haltung in Einklang bringen lassen, damit man sie protegiert. Denn sie würden weder für die Islamisten, noch für die Vertriebenen in die Bresche springen. Sie rekurrieren dann auf eine "Minderheit", wenn deren Meinung mit ihren übereinstimmt. Das eine solche Argumentation nicht redlich ist, muss ich Ihnen nicht sagen.
"Aber wenn sie sich doch beleidigt fühlen", entgegnen sie und wissen doch genau, dass das Beispiel des Islamisten nicht aus der Luft gegriffen ist, genauso wenig wie Beispiele mit Katholiken, Konservativen oder Evangelikalen. Nicht beleidigt zu werden, sondern sich "beleidigt zu fühlen", von Theatervorstellungen, die man nie besucht, von Kinderbüchern, obwohl man keine Kinder hat, ist genau das Problem.
Jeder kann sich zu Recht beleidigt fühlen, wenn er als Neger bezeichnet wird. Wer sich aber schon dadurch beleidigt fühlt, dass irgendwo dieses Wort auftaucht, dem ist eher ein Therapeut zu empfehlen, als politische Unterstützung angedeien zu lassen.
"Warum muss man ein Wort wie „Neger“ verwenden, wenn sich andere dadurch verletzt fühlen? "
man muß es nicht
ich z.b. verwende diesen begriff nicht (mehr), weil ich eben weiß, welche reaktionen er hervorrufen kann. das ist eine frage der höflichkeit
umgekehrt aber muß man ja - frage zumindest der höflichkeit! - auch nicht jeden, der den begriff "neger" verwendet (vielleicht unbedacht) oder verwendet hat (weils eben damals ein ganz normaler und unverfänglicher begriff war, eben nicht ausschließlich pejorativ und nur in rassistischem kontext denkbar), als rassisten bezeichnen. oder ihm zumindest rassistische motive unterstellen
denn das ist es doch, um was es geht, warum diese vertreter oder einforderer einer "critical whiteness" widerstand erfahren: nicht um ein leugnen von rassismus und tatsächlich rassistischen verhältnissen (wo es sie denn gibt - und es gibt sie!), sondern die einseitige anmaßung einer deutungshoheit "wir bestimmen, wer rassist und was rassistisch ist!"
zumal das an vergleichweise lächerlichen formalien festgemacht wird wie bestimmten wörtern, bzw. der weigerung, bestimmte wörter ahistorisch und entgegen ihrem kontext aufzufassen und entsprechend retrospektiv zu ächten
Der Narkt wird es richten? Mit Meckerecke für die Ewiggestirgen als Marktnische...
Ach, taz...
Selten dummes Geschwafel aber Typisch fuer die Ecke aus der das kommt.Nachdem dann Preussler und Lindgren"gesaeubert"sind-macht ihr euch dann auch ganz schnell ueber Shakespeare her?Denn was der so schreibt geht ja nun rein garnicht..Wir sollten daher mal eine"Aufregerliste"erstellen-so a la Fahrenheit 451 und 1984.Was da durchschimmert bei euch,das gruselt mich,da es mich an unselige Zeiten von Bilderstuermern und Buecherverbrennungen erinnert!
@Frank
So ist es richtig. Das gilt übrigens für alle Fachleute, nicht nur für Studierende. Für Fachleute gelten jedoch etwas strengere Regeln. Zitiert wird entweder die Ausgabe letzter Hand oder eine historisch- kritische Ausgabe. Wenn nicht vorhanden, muss die verwendete Ausgabe angegeben werden. Und genau das, um solche Pfuschereien, wie das Ersetzen eines Wortes durch ein "passenderes", zu erkennen. Denn das ist keine Literaturwissenschaft, sondern nur Ideologie.
So lange wir toleranzpädagogisch daran arbeiten, nett zu Minderheiten zu sein (wir sind echt phantastisch, so tolerant wie wir sind) werden wir immer wieder neu entdecken dass wir vergessen haben nett zu einer Minderheit zu sein.
Ich würde vorschlagen, dass man sich mal in Kevin Kumashiros Arbeit vertieft und sich die normkritische Pädagogik ansieht. Diese fragt nämlich wie wir die Normalität und uns selbst darstellen, und wie/warum wir andere Gruppen immer wieder als "die Anderen" konstruieren. Also eine Untersuchung der "Normalen", statt ständig die Anderen zu untersuchen.
Ebenso wäre der römische Kaiserkult, der den Republikanern zuwider war, fortgeschrittene Höflichkeit.
Höflichkeit hat die Neigung zu Selbstzweck und komplizierter Äußerlichkeit, Knigge ist nicht grundlos weitgehend verschwunden, zur Ersatzhandlung ohne innere Anteilnahme.
Man kann das dann natürlich Fortschritt nennen.
Nichts gegen political correctness, Höflichkeit oder Rücksicht auf Minderheiten. Aber darum geht es hier nicht. Es geht um die Frage, ob man literarische Werke nachträglich "korrigieren" sollte, damit sie den heutigen Vorstellungen von politisch korrekt entsprechen. Ich meine: NEIN!!! Würde man das mit allen alten Werken machen, könnte man sich als Leser gar kein Bild mehr von der Zeit machen, in der das Werk entstanden ist.
Etwas ganz Anderes ist es, diese Begriffe in seiner eigenen Sprache nicht mehr zu verwenden.
Aber Zensur - und um nichts Anderes geht es hier - nein danke!
Wäre ich Lehrer, würde ich fragen: was will uns der Autor damit sagen? Vielleicht würde ich es aus den Antworten lernen.
@naseweis: Es geht nicht um unsere heutigen Rassisten, es geht um die gegenwärtigen Befindlichkeiten Einzelner.
Und es geht um die Zukunft.
Die möge - das Sprachliche betreffend - in einem güldenen Lichte erstrahlen.
Es ist natürlich lächerlich anzunehmen, dass die Sprache der Zukunft gendergerecht mit Schräg-, Binde- und/oder Ober- oder Unterstrichen jonglieren oder dem jeweils neuesten Trend der chronisch Beleidigten hinterherhecheln wird.
Das ficht die saturiert-depravierten Perfektionisten der Gerechtigkeit jedoch nicht. Einmal etwas als richtig, wahr und gut erkannt, werden sie zu scheuklappigen Terriern mit Kieferstarre.
Schließlich haben sie ja Recht.
Und niemals - NIEMALS! - darf man auch nur einen Zentimeter weichen, so man denn absolut sicher ist, Recht zu haben.
Und was gibt es für ein besseres Mittel, Recht zu haben, als sich auf die Seite der Schwachen und Verletzlichen, der Minderheiten, zu stellen?.
Hilft also nichts. Was man auch tut: Ist man dagegen, steht man als Arschloch da. Ist man dafür, ebnet man den Weg in eine paranoid-wirre Gesellschaft, die diejenigen Mimosen hofiert, die gerade am lautesten schreien. Eine Perfidie.
Daß es einigen Menschen immer noch nicht in den Kopf geht, daß es nie um ein Verbot eines Wortes ging, sondern nur um eine höfliche Bitte an andere oder eben um eine höfliche Geste des Verlages, das erstaunt mich schon.
Und das Kulturgut an Preußlers Werk bleibt ja erhalten, die Änderungen sind dokumentiert und die Originalfassung weiterhin verfügbar.
Die Grimmschen Märchen wurden auch mehrfach aktualisiert, ohne daß die Erstversionen in Vergessenheit gerieten. Das ist ganz normal, Sprache ist eben lebendig. Das Erhalten von Kultur erfordert also nicht sturen Ablehnen des Neuen, sondern Beobachten und Dokumentieren des Wandels, ohne egoistische Vorbehalte.
Das Gros der Kommentare ist der taz nicht würdig.
Und die ständige hanebüchene Behauptung, man wolle etwas verbieten - wo doch nur um Rücksichtnahme gebeten wird!
Danke an Daniel Bax für diesen Text!!!
Ottfried Preußler hat das Wort das heute nicht mehr genannt werden darf verwand,weil das schreiben,stark pigmentierter Messerwerfer von einem südlich gelegenen Kontinent viel zu lange dauert und zuviel Platz weg nimmt!Die spinnen die Neger!
Da stilisieren einige im Forum die Veränderung des Kinderbuchs zur Geschichtsverfälschung hoch und erklären literarische Werke zu unverfälschbarer Kunst und merken nicht einmal wie lächerlich sie sich machen, weil sie sich als Literaturkenner und Bibliophile wähnen, ohne welche zu sein.
Ja, ein Buch ist ein historisches Stück und zwar immer in seiner jeweiligen Ausgabe. Die Ausgabe eines Buches ist immer dem Prozess der jeweiligen Erscheinungszeit unterworfen, vom Design der Seiten, dem üblichen Schriftsatz bis zu den Formulierungen des Autors. Preußlers Kleine Hexe behält das Wort mit N., in allen Ausgaben die vor der Neuauflage herausgegeben wurden. Niemand fängt an diese zu verbrennen oder mit Korrekturtinte zu überschreiben (@Livelover: das wäre wie bei den Islamisten). Nur die neue Ausgabe wird andere Wörter haben und daher ein historisches Dokument ihrer eigenen Zeit sein (und damit genauso schützenswert).
Nimmt man die fast 2000 Jahre der Bibel, so gibt es dort unzählige Versionen, die alle korrekt sind und eben historische Dokumente der jeweiligen Zeit und gesellschaftlichen Prozesse der Literatur. Eine Mona-Lisa würde heute auch ohne Bleifarbe gemalt, das ändert nichts an der alten Mona Lisa, ist aber auch kein Argument, diese nicht anders zu malen.
Wer glaubt, Literatur außerhalb der Gesellschaft setzen zu können um diese in ihrer "echten" Form zu erhalten, hat letztendlich keine Ahnung von dieser.
Ich verstehe nicht, was war nun falsch am Fassbinderstück?
Und wenn nun die kleine Hexe nicht länger mit den kleinen Negerlein rummachen darf, dann ist das Fortschritt?
Dürfen sich dann die Sternsinger noch schwarz anmalen? Das müsste doch laut den Kriterien des "political correctness fascism" auch schon verboten werden.
Irgendwo anders in der taz hab ich schon einmal den Redakteur Deniz Yücel für den Nobelpreis vorgeschlagen.
Ansonsten habe ich bis jetzt noch immer keine Ahnung, wie nun die Neger*innen politisch korrekt genannt werden wollen. Sie und der Autor des Beitrages sagen es einfach nicht und bleiben es mir bisher schuldig. Mensch, Männlein/ Weiblein und dann? Das erklären sie einmal einem Blinden. Z.B. Frau Claudia Schiffer hat blonde Haare und weiße Haut also Weiße... und Frau Otoo schwarze Haare und dunkle Haut also N-Wort?! und der Chinese oder Türke? Ist man wegen diesen Unterschieden gleich Rassist?
Mir fällt dazu ein Zitat aus dem Film "Harold und Maude" (beide stehen an einem Blumenmeer) ein: Harold: "Ich mag diese Blumen nicht", Maude: "Wieso sagst du das?", Harold: "Weiß nicht...weil sie alle gleich sind!", Maude: "Aber das sind sie doch nicht! Manche (Blumen) sind größer, manche sind kleiner, manche haben kurze Stängel, manche lange, manchen fehlen sogar ein paar Blütenblätter! Es geschieht sehr viel Kummer auf der Welt, weil Menschen das hier sind (auf die vielen verschiedenen Blumen zeigend) und sich behandeln lassen wie das!" Im Film werden nun gleiche Grabsteine mit toten Menschen darunter auf einem Soldatenfriedhof gezeigt. Sind wir Menschen nun alle gleich? Nein sicher nicht. Es gibt sehr wohl Unterschiede. Weiße, Neger (oder so wie sie genannt werden wollen), Latinos, Chinesen, Indianer, Eskimos, Kleine, Dicke, Große, Dünne usw. usf.
Messerwerfer statt Negerlein, Seeräuber statt Hottentottenhäuptling und Indianerinnen statt Eskimofrauen - so wird es bei O. Preußlers sprachoptimierten kleiner Hexe zu lesen sein. Das Stiefel wichsen wurde gleich fallen gelassen. Begriffe die unser Großvater noch kannte und Gelächter beim Vorlesen/ Lesen bei den Kindern hervorrufte. Kinder - da durftet ihr noch fragen, was wichsen bedeutet!
Man beachte nur den Artikel der taz Redakteurin Anna Klöpper:
"Zensur in KinderbüchernWichsen verboten
Die Sprache im Kinderbuch „Die kleine Hexe“ wird bereinigt: Nach dem Thema Rassismus sind nun die sexuell konnotierten Wörter dran.
...
Jetzt also: wichsen. Nun kann „wichsen“ ja zweierlei bedeuten. Zum einen ist es die hässliche Schwester des ungleich vornehmeren Wortes „onanieren“. Zum anderen sagte man es früher schlicht anstelle von „Schuhe putzen“. Und Kinder wurden, wie in der „Kleinen Hexe“, „durchgewichst“, sprich: geschlagen. In jeder Hinsicht vergangene Zeiten. Deshalb, so der Thienemann Verlag, halte man eine Modernisierung bei alten und ungebräuchlichen Wörtern für sinnvoll.
Dass Sprache sich verändert, hat man also schon mal erkannt. Dass darin auch genau der Reiz von Sprache liegt, nicht. Und dass „durchwichsen“ schon von ganz alleine aus dem aktiven Sprachgebrauch verschwunden ist, zeigt, dass Zensur auch immer etwas Künstliches und eigentlich Überflüssiges hat.
Die Generation, die jetzt den „Negerkönig“ streichen will, hat genau diesen von ihren Eltern vorgelesen bekommen. Trotzdem, und vielleicht auch genau deswegen, hat die Sensibilisierung für diskriminierende Sprache, für richtig und falsch, hervorragend funktioniert."
LINK: http://www.taz.de/!108866/
Messerwerfer statt Negerlein; Neger mit Fleischermesser - wo wurde das aktuell gleich via Smartphone oder kika Logo Kindernachrichten ins Wohnzimmer geliefert?
Auch der Häuptling der Khoi (Hottentotten) wird mit Sicherheit nicht begeistert sein nun als Seeräuber bezeichnet zu werden. Seeräuber oder Piraten sind doch die Verbrecher, die kapernd, plündernd und mordend durch die Meere fahren? Ob das für die Psyche der Kinder gut ist? Also wenn ich Kind wäre, würde sich Hottentottenhauptling für mich wesentlich lustiger anhören ohne dass ich auch nur eine Beleidung oder Rassismus für den Häuptling der Khoi annehmen würde. Sprache lebt und durch Umschreiben oder Töten der Wörter, tötet man auch die Sprache. Das Umschreiben von Büchern durch den Leserbrief einen Einzelnen halte ich persönlich für Sprachtotalitarismus. Übrigens Herr Bax es wird nicht das Wort "Neger" gestrichen, sondern das Wort "Negerlein". Auch, wenn es bei der Kinderbuchdiskussion unerheblich ist wegen der Verniedlichung. Außerdem gibt es genug Neger, die gern so bezeichnet werden. Diese bitte beim nächsten Mal bei der von der taz geplanten Podiumsdiskussion auch einladen.
"Liebe N-Wörter, ihr habt 'nen Knall." Stimmt, zu dem Artikel von Deniz Yücel ist nichts mehr hinzuzufügen...
Gruß
Der alte Fritz – nur echt mit dem Sarottimohr - so und jetzt mit Respekt Fußball geguckt ;-)
Vielen Dank für diesen wohltuend machtsensiblen Artikel, der deutlich macht, dass Rassismen und andere Formen der Diskriminierung leider auch von Linken (bewusst oder unbewusst) reproduziert werden! Es ist wirklich nicht zu begreifen, dass viele Menschen noch immer rücksichtslos und selbstgerecht meinen, einen Anspruch darauf zu haben, beleidigende und herabsetzende Begriffe wie das N-Wort zu benutzen. Da leistet der Artikel von Herrn Bax vielleicht ein wenig Ausgleich gegenüber den erschreckenden Entgleisungen von Deniz Yücel.
Warum ist "Hexe" kein N-Wort?
Ehrlich gesagt ist der Artikel kaum zu verstehen, weil er ja offene Türen einrennt. Und klar ist es nicht angebracht heutzutage jemand "Itaker", "Neger" oder "Krüppel" zu nennen. Aber ääh das macht dochauch keiner.
Ist es angebracht, darum ältere Sprachzeugnisse oder Kulturgüter "umzufrisieren" - nur darum geht es in der Buchdebatte doch. Und wenn Umtextungen bei Büchern richtig sind, warum werden in der kolonialistischen Kunst des 19. Jh nicht die Odalisken weg-gepixelt?
Sollte man dann Bücher in denen von "Schnitten" oder "Hengsten" die Rede ist, verbieten. Und wenn nein - wieso denn nicht? Sollet man Heirichs Mann Henry IV noch lesen, obwohl er doch alle Vokabeln aus dem Buch biologischer Degeneration benutzt, um das spanische Haus zu schmähen?
Darauf gibt der Artikel leider keine Antwort. De einzig nahleliegende ist doch: Naja das ist ein Kinderbuch und das ist die Rezeption etwas anders als die "Neger und Affe"-Passage bei Goethe.
Und mal nebenbei: Ich meine, auch in der TAZ wird ab und an das Un-Wort "Kaukasier" benutzt - obwohl der Urheber doch ein hammerharter Rassist war. Und das ganz aus einer ziemlich wüsten Rassentheorie stammt. Macht ihr euch das zu eigen? Soll ich als Betroffener jetzt auch die Krise bekommen, weil das so unsensibel ist ? Odre habt ihr nur nicht nachgeschlagen ...
"Es ist deshalb auch kein Zufall, dass sich Otfried Preußler und sein Verlag vor dessen Tod entschieden haben, die diskriminierend klingenden Passagen aus dem Kinderbuch „Die kleine Hexe“ zu streichen: Sie wollen, dass dieses schöne Kinderbuch auch in Zukunft noch viele Leser findet."
Verlogener geht's ja kaum noch, Herr Bax.
Der Vorzug eines freien Landes ist unter anderem, dass sich auch taz-Leser nicht nur dieses Mediums bedienen müssen, um dahingeworfene Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu können.
Herr Preußler hat sich vor seinem Tod nicht einfach "entschieden", den Änderungen sein Placet zu geben im Interesse, damit das "schöne Kinderbuch" auch in Zukunft noch Leser findet.
Die hätte es auch gefunden, wenn das Wort Neger dringeblieben wäre!
Der Autor wurde vom Verlag massiv "bearbeitet" und hat schließlich widerwillig sein Einverständnis erklärt.
Antirassist Mekonen Mesghena und Herr Bax können also stolz sein.
Das böse N-Wort, dass Herrn Mesghena und seiner Tochter soviel Unbill bereitete, ist getilgt.
Die Argumentation der Sprachbereiniger nimmt hier langsam stalinistische Züge an.
Ähnlich wie weiland in kommunistischen Parteien Personen, die in der Partei in Ungnade gefallen waren, zum Tabu wurden, deren Name nicht mehr ausgesprochen ward, und die sogar auf Fotos retuschiert wurden, läuft es auf sprachlicher Ebene auch in der heutigen Zeit.
Hier werden mißliebige Wörter unterwürfigst nach Leserbrief-Intervention entfernt, verschämt auf einen Buchstaben gekürzt, wenn man um die Erwähnung nicht umhinkommt und alle Leute, die es wagen, das Tabu zu brechen, verfallen dem Autodafé der selbsternannten Weisen.
Die Totschlagargumente hießen damals "Parteifeind", "Volksschädling" oder "Revisionist".
Heute bedient man sich vorzugsweise der Verbalkeulen "Rassist", und "Ewiggestriger", um mißliebige Meinungen abzuqualifizieren und einen Diskurs zu verhindern.
Aber so wie den linken Frankensteins von damals am Ende ihr eigenes Labor um die Ohren flog, wird auch dieser neue Versuch einiger Weltverbesserer, sich die Menschen nach ihrem Bilde zu erziehen, zum Scheitern verurteilt sein.
Hilfe! Wie soll man jetzt eigentlich sagen?
Ich sehe mich nicht als "Ewiggestriger" an, bloss weil ich etwas gegen Zensur habe.
Man kann's auch übertreiben : Preussler, Lindgren, was kommt als nächstes? Konsequenterweise Asterix&Obelix und Tim&Struppi verbieten (am besten mit öffentlicher Verbrennung).
Apropos : Wie kann man mit gutem (politisch korrektem) Gewissen das Wort "Jude" in den Mund nehmen? In der Vergangenheit wurde es zeitweise ja stets als massives Schimpfwort benutzt. Sollten wir nicht eher "Bürger mit hebräischen Wurzeln" oder ein ähnliches Unwort-Gebilde benutzen? Und wie viele Bücher wir dann erst zensieren müssten...
Naseweiser und Gregor, hallo
Es hätte sicher kein Verbot gebraucht, wenn Menschen es nicht dafür benutzen würden andere zu erniedrigen oder zu beleidigen, das ist nicht das Wort allein, sondern wie sie es den betreffenden und dann auch getroffenen Leuten sagen.
Das in Geschichtsbüchern, in den uralten Schinken das Wort noch zu finden ist, liegt daran, das man damals diese Menschen als das Unterste ansah. Selbst der Spiegel hat bei Ende der Kolonialzeit 1960 derart abfällig die Afrikaner geschrieben, das ich seither dieses Heft nicht mehr kaufe.
Darum gehe ich davon aus, das gebildete Menschen dieses Wort auch nicht mehr benutzen.
Um zu verstehen, warum ich das Thema überhaupt angesprochen habe ist, mein Mann kommt auch aus Afrika und durch ihn kenne ich die Geschichte und weis auch, das es für sie immer noch eine Beleidigung und Erniedrigung ist, weil es eben immer noch Hohlköpfe gibt, die sie als minderwertig sehen. Frage mich nur woher die Arroganz der Weißen kommt, ist doch erwiesen, das wir alle vom Affen abstammen.
Amen, ich habe fertig
In den USA gabs dieselbe Diskussion, Leute wie Ishmael Reed, Cornel West, dazu nahezu alle schwarze Facebookfriends (Aktivisten etc) waren dafuer, Worte wie Nigger (was dazu viel heftiger ist als Neger) in den Buechern Tom Sawyer etc zu lassen, gegen political correct washing. Aendern verfaelscht die Geschichte. Schlimmer als ne toughe Geschichte, ist eine Gefaelschte, die nichts mehr an daran Wachsen etc bietet. Beruhigend, denn uns wars klar, bevor wir die Meinung in den USA kannten.
Ergo, auch Minderheuten sind vielfaeltig und nicht, alle wuerden gleichgeschaltet denken. Worte nur aendern, um die Buecher an Leute zu verscherbeln, die sie sonst nicht gekauft haetten ist kriecherisch und unwuerdig, es ist Zensur. Es ist positiver Rassismus, der unter den Teppich kehrt, unsichtbar macht, auch die tatsaechliche eigene Haltung, es ist sogar eine psychoanalytische Abwehrreaktion, eine Maskierung.
Die haertesten Judenwitze stammen von Juden. Es gibt unterschiedliche Wege, auf Dinge zu reagieren, das ist auch Pluralitaet und alles andere als Verdecken oder Verschweigen. Die political correctness Wascherei fuehrt zu kultureller Entropie.
Mit dem Verbot des N-Wortes ist das so wie mit der Ethik allgemein : Was ist , wenn man sich nicht daran hält ? Das Wort "Neger" zu verbieten ist so albern wie die Menschen verbieten zu wollen , die dieses Wort bewußt in rassistischem Sinne einsetzen wollen . Für höfliche , zivilisierte Menschen bedeutete heute ein Verbot des N-Wortes (et al) nur überflüssiges preaching to the saved . Rassisten vermeiden das Wort , wenn sie erkennen , dass sie sich durch den Gebrauch im Verkehr mit anderen selber schaden würden .
"Die jüdische Gemeinde machte dagegen mobil, weil sie das Stück für antisemitisch hielt" - Was für eine geniale Aussage! Es ist doch gleichgültig, warum die Juden verfolgt wurden, antisemitisch sind doch nach deren Aussage im Grunde alle Völker mit Ausnahme des jüdischen Volkes.
Die Zionisten hassen nämlich nichts mehr als den jüdischen Intellektuellen im Ausland, der nachts nicht auf dem Feldbett schläft und tagsüber mit der umgeschnallten Maschinenpistole sein Feld bestellt, die Tora studiert oder sich an der unrechtmäßigen Besetzung palästinensischen Lands beteiligt. Soviel zum Thema Antisemitismus und dem Stück „Die Stadt, der Müll und der Tod“ und die Mobilmachung der zionistischen, noch immer vom Holocaust traumatisierten (????) Gemeinde Deutschlands.
Boah was ihr für nen Quatsch schreibt.
"Afrodeutsche Publizisten und die Initiative Schwarzer Deutscher hingegen zeigten sich erfreut und mischten sich selbstbewusst ein." Ja klar, weil die sonst auch nichts groß zu tun haben oder endlich mal die Spendenkasse aufgefüllt wurde durch die mediale Breittretung des Themas.
Als Italo-Deutscher bin ich praktisch ja auch ne Minderheit. Zwar sehe ich mich keines rassistischen Vorurteils gegenüber, aber kommt, ihr findet da sicher noch was, hmm? Über die taz kann ich echt nur noch 'n Kopp schütteln.
In meinem Deutschbuch in der Schule gab es eine Geschichte (fruehe 80er Jahre), in der es um Vorurteile gegenüber Menschen aus Afrika ging. Konsequent wurde dort das heute verbotene Wort benutzt. Will sagen: Als ich sprechen lernte hatte das Wort definitiv keinen herabwürdigenden Charakter, genausowenig wie das Wort `Jude` (Gott sei Dank). Wer Antisemit ist, wird immer einer bleiben, egal welches Wort man sich in Zukunft vielleicht fuer `Juden` ausdenken wird und fuer Rassisten gilt das Gleiche. Mit dem Austausch von Woertern gewinnt man da gar nichts (was weiter oben `redhead`ja auch schon schrieb). Ich habe den Eindruck, dass sich beleidigt fuehlen und empoert rumjammern inzwischen zum Volkssport wird. Als kerngesunder weisser Mann, mit deutschen Vorfahren bis zu den Urgrosseltern darf ich da leider nicht mitspielen. Schade.
@aaron
"Ich freu mich, dass erwähnt wird, dass es oft bei Verhaltensweisen, die als "political correct" verschrien um ganz simple Formen der Höflichkeit handelt. Wenn eine Person eine Bezeichnung unangenehm findet, ist es nur höflich, auf diese auch zu verzichten. "
Ich denke, dass niemand, der dafür ist, dass Texte in ihrem historischen Kontext verstanden werden und deshalb auch heute verpönte Bezeichnungen gelassen werden, benutzt heute solche Worte in Ansprache oder Bezeichnung eines Gegenübers oder einer Bevölkerungsgruppe.
Welch ein Weltbild wird denn an die Kinder vermittelt:
Es war schon immer alles prima in Ordnung, Rassismus, Sklaverei gab es nicht, weil die verräterischen Begriffe nachträglich eliminiert wurden.
Jeder belassene Begriff ist ein Anstoß zum Nachdenken und Miteinander-Sprechen.
Und wer sich nicht angestoßen fühlt, der bleibt ein (möglicher) Rassist, ob mit oder ohne geänderte Begriffe in der Literatur.
Höflichkeit hat ihren Platz in der direkten Zwischenmenschlichkeit.
Ich fühle mich in die Ecke des Ewiggestrigen gestellt. Dabei möchte ich nur keinen Müll von Mimosen lesen, die kein richtiges Leben haben, dafür aber gerne Blockwart und Reichssprach- und meinungspolizist spielen; ich möchte von Typen verschont bleiben, die Sekundärtugenden von Lagerwächtern in vollen Zügen ausleben. Das macht euch frei, säuseln sie und schwärmen beim Lattesaufen von ihrem gewissen Takt und davon, dass sie die wahre Elite sind. Das sind Dinge, über die wir unter uns nicht nie sprechen, sagte ihr Geistesgenosse dazu früher (doppelte Verneinung).
Das sind ganz einfache Wünsche. Daneben bitte noch anständiges Deutsch, klare Sätze und Gedanken und kein PC-Kauderwelsch, kein Internet- is-klasse-Gestammel, Kybernetik, Matriarchat. Lateinisches Imperium, my tolle vagina, kein ich-bin-Opfer-Geheule und Wagner ist ansich pöse, Vegetarier sind doll. Das kriegt ihr doch hin, oder ?
Bitte mehr Rücksicht auf Ewiggestrige. Wir sind doch so wenige!"
Ach Herr Bax, es geht doch letzten Endes nicht darum, dass ein paar veraltete, von manchen als diskriminierend empfundene Wörter aus Kinderbüchern - die noch dazu im Fall des Preußlerbuchs für die Handlung irrelevant sind - entfernt werden. Geschenkt. Es geht auch nicht darum, dass man schwarze Menschen nicht gegen ihren Willen mit Begriffen wie "Neger" belegen soll - auch das ist sogar für einen weit rechts stehenden Menschen wie mich einsichtig (im Gegenzug fände ich es allerdings schön, wenn z.B. Herr Özdemir auf solche fragwürdige und leicht verächtliche Begriffe wie "Biodeutsche" verzichten würde). Nein, es geht darum, dass Menschen wie Sie ohne jede Kompromissbereitschaft versuchen, jegliche Debatte über Einwanderung, die Nation und die Zukunft Deutschlands und Europas mit Zwangsmaßnahmen - tendenziell sogar mit der Kriminalisierung abweichender Meinungen - zu kontrollieren und jeden, der nicht Ihre Vision eines immer "bunter" werdenden Europas teilt, zu ächten. Als weißer Europäer darf man keine Interessen der eigenen Gruppe (wie auch immer man die definieren mag) formulieren, wie dies Migranten-"communities" tun, man hat sich stattdessen durch "critical whiteness" die eigene Identität zu dekonstruieren lassen und ist mit Medien konfrontiert, die offen das "Ende des weißen Mannes" feiern. Das löst Zorn aus und führt zu Radikalisierung. Und es ist auf Dauer auch kein erfolgversprechendes Konzept zum Abbau ethnischer Spannungen und dem Umgang mit der bereits vorhandenen "diversity". Aber wahrscheinlich ist es vergebliche Mühe, Leuten wie Ihnen dies erklären zu wollen, am Ende ist jeder Dialogversuch wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Falls es in den nächsten Jahrzehnten in Europa zunehmend ungemütlicher wird, sagen Sie aber nicht, man hätte Sie nicht vor diesen Entwicklungen gewarnt.
Man sollte sehr vorsichtig sein, welche Worte man zu Schimpfworten erklärt, die vorher keine waren. Der Rassismus war das Beharren von Weißen(!) darauf "Neger" unbedingt zu einem Schimpfworten machen zu wollen. Schwarze haben das Wort in der Vergangenheit nicht als beleidigend empfunden, darauf lassen Reden von intellektuellen Schwarzen eindeutig schließen. Jetzt ist das schlimmstmögliche eingetreten: Viele empfinden - aufgrund der Hysterie - die Bezeichnung als Schimpfwort. Tragisch.
Die ganze Debatte geht aus meiner Sicht am Kern vorbei. Schwarze und andere Minderheiten haben natürlich das Recht sich verleumdet oder angegriffen zu fühlen und damit müssen wir auch umgehen dass sie in der Pflicht dies kenntlich machen. Allerdings wird es nicht besser, wenn man alte Werke ändert. Soll Huckleberry Finn jetzt zensiert werden? Worte wurden und werden immer schon umdefiniert. Für Kinder aus meiner Zeit war ein Negerkuss keine Herabsetzung. Wenn man jedes Wort wegen seiner negativen Geschichte nicht benutzen darf, sollten auch Atheisten und Gnostiker sich beschweren.
Man kann die Gesellschaft nicht ändern, indem man dauernd die Sprache zwanghaft verändert. Das geht nur bis zu einem bestimmen Maß.
Aus meiner Sicht sollte es Bücher und Filme geben, die in Originalform indiziert verkauft werden sollen und welche die um die aktuelle Gesellschaftsentwicklung bereinigt verkauft werden. Dann wird auch das Rauchen irgendwann aus alten Humphrey Bogart Filmen rauseditiert.
Nur aufgrund der heutigen Strömung wird dies alles nicht passieren.
Am Besten ist wir schaffen die Sprache ab und unterhalten uns nur noch nonverbal mit Zeichen. Dann erübrigt sich die ganze Diskussion um Neger und sonstige böse Worte. Aber ich vermute einige werden dann ein Zeichen erfinden welches aussagt, dass man bestimmte Zeichen nicht mehr verwenden darf. Diese Menschen sterben wohl nie aus.
Also nur um es einmal festzuhalten: Ich kenne niemanden, der es Okay fände, "Neger" genannt zu werden. Es spielt dabei nicht die geringste Rolle, was das Wort etymologisch hergibt. Der Rassismus der Moderne, als Rechtfertigungsmechanismus für die Unterdrückung vorwiegend nichtweiss-häutiger Menschen , hinübergerettet in die Post- und PostPostModerne, hat diese Bezeichnung zu einem Werkzeug der Unterdrückung und Makel der Minderwertigkeit gemacht.
Welche ungeheure Bedeutung Namen und Bezeichnungen für die Emanzipation betroffener Menschen hat, kann man leicht selbst herausfinden, soweit man bereit ist, sich zu informieren.
Was aber dieses alberne Gewese angeht, welches hier in unserem Lande gemacht wird, wenn eine lebendige Sprache das tut, was man von ihr erwarten sollte, sich ändern, so fehlt mir jedes Verständnis dafür.
Aber natürlich, ausgerechnet wenn das Wort "Neger" aus Kinderbüchern verschwände, würden wir kulturell komplett verarmen und kröchen am Boden von einer imaginären PC Keule gebeugt.
"Auch wenn es wenig Zweifel daran geben kann, dass Linke und Liberale in Deutschland einen großen Beitrag zum Kampf gegen Rassismus geleistet haben, bedeutet das nicht, dass sie damit zwangsläufig für jede Form der Diskriminierung gleichermaßen sensibel sind."
Richtig. Geht es um Diskriminierung jener, welche Linke und Liberale als angebliche Diskriminierer ausgemacht haben, ist das bis heute kaum ein Problem.
So ist die Geschlechtsverstümmelung, die beschönigend "Beschneidung" genannt wird, problemlos durch den Bundestag gekommen. Ebenso dürfen Väter bis heute ganz offiziell diskriminiert, und nur Männer im Kriegsfall als Kanonenfutter dienen. Hier sind Linke und Liberale bis heute in ihrer eigenen Ideologie gefangen, anstatt mutig gegen Diskriminierung voranzuschreiten.
Ein guter Artikel. Ohne Polemik. Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Danke.
Selbsteinschwörung ist ein beständiger Prozess.
Dabei hätte es schon vor Jahrzehnten genügt, das Ansinnen, das Wort „Negerkuss“ als diskriminierend zu halten und ernsthaft seine Abschaffung zu verlangen, für bescheuert zu halten.
Aber man wollte sich ja "rücksichtslos" geben. Es war die Zeit wo man die Müllkippen zu Entsorgungsparadiesen und Lehrlinge zu Azubis machte, Putzfrauen zu Raumpflegerinnen...
und die Ewiggestrigen - wie Herr Bax - treiben dies immer weiter fort. Wer will sich auch schon Jahrzehnte sinnlosen Treibens eingestehen.
Das VERBOT, das Wort N... zu sagen ist vollkommen richtig, weil dieses Wort aus einer Zeit stammt, wo man diese Menschen (sind sie wirklich, falls das noch keiner gemerkt hat) als Sklaven verkauft hat, in alle Welt verfrachtet auch nach D. sie für jede Drecksarbeit ausnutzte, sie beschimpfte, quälte und vieles mehr, sie brutal schlug, es gab viele Tote unter ihnen. Dann die Gräueltaten der Kolonialisten besonders im Kongo.
Dann gab es noch das arrogante ach so hoch wohl geborene ETWAS, die sie als minderwertige Menschen im Haus beschäftigten, wenn etwas geklaut wurde war es immer der N. Sklaven waren Eigentum der feinen Herrschaften, also durfte man sie auch misshandeln.
Diese Zeit ist vorbei und niemand hat das Recht sie heute noch durch das Wort N zu erniedrigen.
Es ist schlimm genug, was die Menschen mit dem Wort N.. heute noch leiden, durch die Ausplünderer vor Ort und ihre eigenen korrupten Politiker. Wir sind heute noch große Nutznießer ihrer Erdschätze für verdammt wenig Geld.
Also lasst es einfach sein. Das sind alles Menschen die wie wir jeglichen Respekt verdienen und genauso das Recht haben hier zu leben, wie jeder andere Flüchtling auch.
Ich möchte jetzt nicht aufzählen, wie man andere Leute aus anderen Ländern bezeichnet. Wo wir Erfahrung gemacht haben das es für diese Leute eine Beleidigung darstellt. Wir wollen auch nicht das man uns, die mit der Nazizeit rein gar nichts zu tun haben dennoch permanent als Nazis bezeichnet.
Wenn andere Kulturen, die bei uns in Deutschland leben respektiert werden wollen, verdammt noch mal, dann respektiert uns, unsere Kultur, unsere Religion ebenso wie ihr respektiert sein wollt, wie wir es tun, wenn wir in euren Ländern sind.. Dazu gehört nicht nur Respekt, sondern einiges mehr.
Mich langweilen nämlich die Sprüche die so gern angebracht werden immer die Opfer von wem oder was auch immer zu sein. Da darf man sich nicht wundern, wenn Sprüche zurück kommen. Und es ist auch nicht alles in Ordnung was läuft, und noch haben wir Gedanken und Redefreiheit hier, also können wir auch sagen was nicht passt ohne als Nazis od. Rassenhasser und ähnl. betitelt zu werden.
Auf den Punkt. Vielen Dank für diesen Beitrag!
Ich freu mich, dass erwähnt wird, dass es oft bei Verhaltensweisen, die als "political correct" verschrien um ganz simple Formen der Höflichkeit handelt. Wenn eine Person eine Bezeichnung unangenehm findet, ist es nur höflich, auf diese auch zu verzichten.
Dazu sollte natürlich niemand gezwungen werden, aber an einem gesellschaftliches Klima, das auf Toleranz ausgelegt ist und dazu anregt, die Gefühle anderer Menschen nach Möglicheit(und auf gewisse Ausdrücke zu verzichten halte ich durchaus für möglich) zu respektieren, ist doch eigentlich nichts auszusetzen.
(Achtung, bevor hier wieder irgendwer Zensur schreit: Ich meine nicht, etwas sollte verboten werden, nur, dass gewisse Verhaltensweisen von einem Großteil der Gesellschaft eher angenomen und unterstützt werden.)
Auch den Hinweis auf die generelle Tendenz aller Menschen gelegentlich (manche öfter, andere seltener) mal falsch zu liegen, finde ich sehr naheliegend.
Ich denke, genau diese Einstellung ist ein starkes Statement für gegenseitige Toleranz, da das Wissen über die Möglichkeit, selbst falsch zu liegen dringend erforderlich ist, um sich kosntruktiv mit anderen Ansichten auseinanderzusetzen.
Insgesamt ein sehr ruhiger und angenehm sachlicher Beitrag zu Debatte.
Ich freu mich, dass erwähnt wird, dass es oft bei Verhaltensweisen, die als "political correct" verschrien um ganz simple Formen der Höflichkeit handelt. Wenn eine Person eine Bezeichnung unangenehm findet, ist es nur höflich, auf diese auch zu verzichten.
Dazu sollte natürlich niemand gezwungen werden, aber an einem gesellschaftliches Klima, das auf Toleranz ausgelegt ist und dazu anregt, die Gefühle anderer Menschen nach Möglicheit(und auf gewisse Ausdrücke zu verzichten halte ich durchaus für möglich) zu respektieren, ist doch eigentlich nichts auszusetzen.
(Achtung, bevor hier wieder irgendwer Zensur schreit: Ich meine nicht, etwas sollte verboten werden, nur, dass gewisse Verhaltensweisen von einem Großteil der Gesellschaft eher angenomen und unterstützt werden.)
Auch den Hinweis auf die generelle Tendenz aller Menschen gelegentlich (manche öfter, andere seltener) mal falsch zu liegen, finde ich sehr naheliegend.
Ich denke, genau diese Einstellung ist ein starkes Statement für gegenseitige Toleranz, da das Wissen über die Möglichkeit, selbst falsch zu liegen dringend erforderlich ist, um sich kosntruktiv mit anderen Ansichten auseinanderzusetzen.
Insgesamt ein sehr ruhiger und angenehm sachlicher Beitrag zu Debatte.
schwierig
meine großmutter stand jeder form von kraftausdruck negativ gegenüber, wobei wir als kinder das glück hatten das mundauswaschen längst aus der mode war.
sie setzte sich trotzdem durch.
das erzieherisch intollerante über jeden inhalt hinwegbretternde "sowas sagt man nicht, das ist verletzend" ist kein zeichen von interressenwahrung oder minderheitenselbstbehauptung sondern reines territoriumsmarkieren und somit dem zusammenleben in der modernen massengeselschaft wo genau dieses immer auf kosten anderer geht, da es keinen (intelektuellen) freiraum jenseits der so absteckbaren territorien mehr giebt, abträglich.
man könnte weiter über das erheben der form über den inhalt und ähnliches lamentieren aber das wurde schon 1000mal getan und bringt einen in einer geselschaft in der mitlerweile sogar schon wieder die idee einer reglementierung des äusseren salonfähig wird (schlipszwang gilt in einigen kreisen schon nicht mehr als vorgestrig)leider nicht mehr weiter
wird zeit für punk 2.0
ps
preussler galt in meiner kindheit als reaktionär,genau wie fassbinder, den wutanfall meines vaters als uns eine "hotzenplotz"platte geschenkt wurde fand ich allerdings mindestens so albern wie das mittelalterlich-verschrobene weltbild das sich mir auf dieser darbot.
Herr Yücel schrieb distanzierter?
Darauf muss man erst einmal kommen. Mit "Furor" war dessen Gemütslage hier treffend beschrieben. Und wofür?
Bücher werden permanent überarbeitet, nicht umsonst muss im Germanistikstudium permanent nach bestimmten Ausgaben bestimmter Jahrgänge gesucht werden. Einen Furor zu entwickeln, weil in einem Kinderbuch das N-Wort gestrichen wird, das ist die wahre Heuchelei!
Lächerlich
Der Artikel hat einen schönen Schluss; mit dem Anfang ist es schwierig: Fassbinder kann doch eigentlich kein Antisemit gewesen sein. Ob Spielverbot, Zensur oder Bücherverbrennung ...
Das ist sicherlich schon mal diskutiert worden und jetzt in der Meckerecke?
Man kann aber auch so lange darauf bestehen, dass etwas ein Schimpfwort ist, bis es eins ist. So wenig sich englischsprachige Schwarze von "negro" diskriminiert fühlen, so wenig haben sich deutschsprachige Schwarze von "Neger" diskriminiert gefühlt. Das diskriminierende Wort heißt anders und wird mit zwei g geschrieben. Schwarze Freunde haben mir dies hier und in den USA bestätigt. Hier aber musste so lange "Neger" als Beleidigung angprangert werden, bis einige daran geglaubt haben. Völlig unnötig. Letztendlich ist genau das die Diskriminierung.
Deniz Yücels Artikel ist nicht nur "distanzierter und objektiver" , der spielt auf einer ganz anderen intellektuellen Bühne . Dagegen ist Daniel Bax' Versuch allenfalls "gut gemeint" .
Der Autor hat sicher Recht, auf die Empfindlichkeiten von Minderheiten muss Rücksicht genommen werden, und im Zweifelsfalle ändert man halt ein Werk, wenn man nicht ewiggestrig sein möchte.
Früher musste man noch das Werk komplett verbieten, ob es nun einen de Sade betraf oder einen Schoenberg.
Heute würde man sich konstruktiv zusammensetzen und dem Herrn Schoenberg klarmachen, dass diese Dissonanzen und Zwölftonreihen dem Publikum nicht zumutbar seien.
Also in der Logik von Daniel Bax sollte sich am besten jeder eine Opfergruppe ausdenken, die sich immer dann beleidigt fühlt, wenn man gerade anderen seine Meinung aufzwingen will.
Das Vverfälschen von literarischen Texten ist auch eine Geschichtsverfälschung. Sie dokumentieren auch Dinge, die mal völlig unverfänglich waren und heute nicht mehr als politisch akzeptabel gelten. Klar kann man diskutieren, ob der Autor eines älteren Textes Rassist war, wenn er völlig selbstverständlich das Wort Neger verwendet hat oder ob der Autor aufgrund eines anderen Diskursstandes dies so gar nicht gemeint hat. Man kann im Ergebnis natürlich auch diskutieren, ob man Kindern besser keine Geschichten erzählt, die man als rassistisch einstuft. Mir ist aber nicht klar, wie sich heute jemand wegen eines alten Textes noch angegriffen fühlen kann und für Geschichtsverfälschung erwarte ich schon stärkere Argumente als das sich jemand beleidigt fühlt. Vielmehr kann man doch solche Dokumente der Geschichte verwenden, um Kinder frühzeitig aufzuklären, wenn man beim Vorlesen über verfängliche Wörter stolpert.
Literaturverfälschung ist für mich sehr nahe an Bücherverbrennung. Deshalb finde ich es auch dann nicht einfach akzeptabel, wenn es im Namen des Antirassismus geschieht. Die ganze Maßnahme ist nicht besonders gut durchdacht und hilft wohl kaum gegen tatsächlichen Rassismus. Nur weil bestimmte Wörter aus der Sprache verbannt werden, werden die Leute ja nicht weniger rassistisch denken und handeln, sie werden ihren Rassismus in diplomatischeren Floskeln formulieren, Rassisten werden einfach noch verlogener. Haben wir ja heute schon bei Antisemiten: Wenn man in Deutschland nach Antisemiten sucht, findet man kaum jemanden, der ehrlich sagt, er könne keine Juden leiden, viel eher findet man Leute die das Anzünden einer Synagoge als berechtigte Kritik an der israelischen Politik bezeichnen. Ist dadurch irgendwas gewonnen?
Hm. Ich empfinde es nicht als vielfältiger, wenn aus immer mehr Richtungen Hinweise kommen, was man nicht darf, weil man dann ... ist. (Zum Beispiel ewig gestrig oder xy-Populist oder irgendwie anders böse.) Was ist daran bunt? Bunte Grenzen? Bunte Gitterstäbe? Na, fein. Bunt und vielfältig hieße bei mir, daß die Bewahrer auch dazugehören. Aber gut, immer weg mit den "anderen", weg, weg, weg!
Apropos: "... dass sich Otfried Preußler und sein Verlag vor dessen Tod ..." Ist der Verlag jetzt auch erledigt? ;-)
@Alex: Also ich habe schon angesetzt, Sie und den unseligen und -fähigen Deniz Yücel mit einer vernichtenden Kritik zu seinem bisherigen Lebenswerk vom Felde zu fegen und ihnen wehement zu widersprechen. Dann habe ich mir gedacht, ich gebe Deniz Yücel, nochmal eine Chance ... naja, der Artikel ist zwar sehr yücel, aber jedenfalls nicht so seicht, nichtssagend und unschlüssig wie der, von Daniel Bax (oder alles, was wir sonst von Yücel über uns ergehen lassen müssen).
Dennoch kann man die Texte nicht vergleichen, denn Yücel schreibt über die Debatte und das Verhalten derer, die sich für moralisch überlegen halten und Bax die Sache selbst.
Was ich an Bax sehr schön fand, war die Bemerkung, dass PC nur eine andere, besser ausdifferenzierte, weil fortgeschrittenere Form der Höflichkeit ist. Das ist gut gesagt, so werde ich das jetzt im Bekannten- und Verwandtenkreis verbreiten.
Vielen Dank Daniel Bax für diesen Kommentar, sie sprechen mir aus der Seele!!!!
Gibt es überhaupt Artikel von Yücel, die man als distanziert und objektiv bezeichnen könnte?
Vielen Dank, Herr Bax, für Ihren guten Beitrag!
"Das gilt für Dieter Hallervorden, dessen Theater einen weißen Schauspieler schwarz schminken ließ"
Demzufolge sind die Winnetou-Filme zum Besipiel ja rassistische Machwerke erster Güte. Ein Franzose im Apachenkostüm. Geht ja gar nicht. Das wars dann mit dem Beruf der Kostümbildner. Alles Rassisten. Und nicht nur die. Alle, immer. Ich sowieso. Außer der liebe Daniel.
Ich stehe also gleich in der Ecke des Ewiggestrigen, wenn ich die Veränderung eines Buches ablehne?
Ein Buch ist wie ein Gemälde in meinen Augen ein Kunstwerk: Fremde Menschen haben da im Nachhinein nicht drin rumzumalen (so etwas taten z.B. afghanischen Islamisten), sondern als Gesamtkunstwerk zu akzeptieren oder das Bild nicht mehr auszustellen, respektive zu lesen.
Sonst verlange ich, das in gleicher Weise über ALLE Bücher gegangen wird um anstößige Inhalte auszumerzen, et voila: Willkommen bei 1984!
Ich bin definitiv dafür, Minderheiten zu schützen, aber wann fängt man an, auch mal die Mehrheit zu schützen?
Es geht in dieser teilweise etwas seltsamen Diskussion doch nicht darum, beispielsweise einen Menschen mit dunkler Hautfarbe (Welches ist dafür denn im Moment die korrekte Bezeichnung?)mit dem N-Wort bezeichnen zu wollen. Das weiß ja nun jeder, dass diese Bezeichnung nicht mehr angebracht ist. Es geht um die überspitzte Forderung, dieses Wort auch aus literarischen Werken zu verbannen und dergleichen.
Der Autor nennt selbst einige Beispiele, auf die überreagiert wurde. Dass ein Schauspieler schwarz geschminkt wurde, um die dunkle Hautfarbe zu erhalten, die die Rolle erfordert, ist keineswegs rassistisch. Was machen wir, wenn in einem Bühnenstück oder Film ein Indianer, ein Mensch asiatischer Herkunft u. s. w. dargestellt werden muss?
"Aber der Trick, eine Minderheit, die sich beschwert, als übersensibel, dauerbeleidigt und humorlos hinzustellen, ist alt." Aber genau darum handelt es sich in vielen Fällen. Einen Trick würde ich darin aber nicht sehen.
Das aus der Feder von Daniel Bax zu lesen, der so gerne Israel-Bashing betreibt, ist schon etwas strange.
"Warum muss man ein Wort wie „Neger“ verwenden, wenn sich andere dadurch verletzt fühlen? "
Weil das Wort Neger nunmal das ist was Herr Preußler in sein Buch geschrieben hat. Eine Schande dass der unverfälschte Erhalt von Kulturgütern heute gar nichts mehr zählt ...
Der Artikel Ihres taz-Kollegen Deniz Yücel war definitv distanzierter und objektiver.
Ich kann allen hier nur empfehlen den Artikel von Herrn Yücel als Gegengewicht zu diesem zu lesen.
Autofahrer:innen stellen ein Viertel aller Verurteilten in Deutschland. Doch vielen fehlt Bewusstsein für ihre Taten.
Debatte Sprache und Rassismus: Warum so rücksichtslos?
Auch Linke und Liberale haben ihre blinden Flecken. Minderheiten können sich daher nicht immer auf sie verlassen. Ein Beitrag zur N-Wort-Debatte.
Damit fing alles an: In den Neuauflagen der Kinderbücher Otfried Preußlers soll es ein paar kleine Änderungen geben Bild: dpa
Als das Theaterhaus „Schauspiel Frankfurt“ im Oktober 1985 das Fassbinder-Stück „Die Stadt, der Müll und der Tod“ uraufführen wollte, kam es zum Eklat: Die jüdische Gemeinde machte dagegen mobil, weil sie das Stück für antisemitisch hielt. Viele Linke und Liberale dagegen reagierten zunächst verständnislos auf diese Proteste und sprachen von Zensur.
Das Stück wurde trotzdem kurzerhand abgesetzt und jahrzehntelang in Deutschland nicht mehr aufgeführt. Der Publizist Micha Brumlik beschrieb die Proteste später als einen Schlüsselmoment – eine Art „Coming-out“ für die kleine, vom Holocaust traumatisierte jüdische Gemeinde in Deutschland, die erstmals selbstbewusst auftrat.
Die Ereignisse lassen sich nicht ganz vergleichen. Aber eine Art Déjà-vu konnte einen schon beschleichen, als der Thienemann Verlag im Januar bekanntgab, aus der Neuauflage des Kinderbuch-Klassikers „Die kleine Hexe“ das Wort „Neger“ zu streichen. Wieder entbrannte ein kleiner Kulturkampf, eine Debatte um die Freiheit der Kunst und die Diskriminierung einer Minderheit. Diesmal gingen Feuilletonisten auf die Barrikaden: Sie empfanden die Entscheidung als Zensur und Verrat am Werk Otfried Preußlers.
Auch viele Linke und Liberale reagierten zunächst verständnislos auf diese Ankündigung. Afrodeutsche Publizisten und die Initiative Schwarzer Deutscher hingegen zeigten sich erfreut und mischten sich selbstbewusst ein. Vielleicht wird auch diese Debatte eines Tages einmal als Wendepunkt gewertet werden: als Coming-out der kleinen, afrodeutschen Minderheit in Deutschland.
Was beide Geschichten deutlich machen: Auch wenn es wenig Zweifel daran geben kann, dass Linke und Liberale in Deutschland einen großen Beitrag zum Kampf gegen Rassismus geleistet haben, bedeutet das nicht, dass sie damit zwangsläufig für jede Form der Diskriminierung gleichermaßen sensibel sind. Manche können sehr empfindlich sein, wenn sie Homophobie oder Antisemitismus begegnen – und sich trotzdem unsensibel verhalten, wenn es um andere Minderheiten geht.
Manchmal müssen betroffene Minderheiten deshalb eben auf die Barrikaden gehen, um auf blinde Flecken aufmerksam zu machen. Sie können nicht darauf vertrauen, dass Linke und Liberale dabei immer an ihrer Seite stehen: Auch die haben ihre blinden Flecken und lieb gewonnenen Gewohnheiten. Die Selbstaufklärung einer Gesellschaft ist kein Zustand, den sie irgendwann einmal erreicht hat, so dass sich jeder beruhigt zurücklehnen kann, sondern ein fortwährender Prozess. Und auch Menschen, die sich für aufgeklärt halten, können sich diskriminierend verhalten.
Didi, Dennis und die Grünen
Das gilt beispielsweise für jenen Grünen-Verband in Nordrhein-Westfalen, der für seinen Wahlkampf 2009 Plakate drucken ließen, die den nackten Po einer schwarzen Frau zeigten – mit dem Slogan „Der einzige Grund, schwarz zu wählen“. Das gilt für Dieter Hallervorden, dessen Theater einen weißen Schauspieler schwarz schminken ließ: Zur Begründung hieß es, es gäbe auf deutschen Bühnen leider nicht genug Rollen für schwarze Schauspieler, „die eine Festanstellung rechtfertigten“. Und das gilt für den Literaturkritiker Dennis Scheck, der sich in seiner Sendung schwarz anmalte, um sich dafür starkzumachen, das N-Wort in Kinderbüchern zu belassen.
Serie Diskriminierung
Dieser Beitrag bildet den Auftakt zu einer Debattenreihe zum Thema Sprache und Diskriminierung. Der nächste Artikel ist für den 31.5. geplant.
Auf Kritik und Rassismus-Vorwürfe, die es in all diesen Fällen hagelte, wurde mit den immer gleichen Argumenten reagiert. Das war doch ironisch gemeint! Mensch, habt ihr keinen Humor? Außerdem: Gibt es denn nicht viel wichtigere Themen und viel schlimmeren Rassismus? Wenn all das nicht reicht, werden gerne die Kritiker in Zweifel gezogen. Sind diese Stimmen denn repräsentativ, muss man sie ernst nehmen?
Auch der taz-Kollege Deniz Yücel griff jüngst in diese argumentative Mottenkiste, um sich gegen Kritiker zu wehren. In seiner Kolumne mit dem Titel „Liebe N-Worte, ihr habt einen Knall“ (taz.de vom 22. 4.) warf er ihnen unter anderem „inquisitorischen Furor“, „zwangsneurotisches Verhalten“ und einen „religiösen Abwehrreflex“ vor.
Es ist schwierig, auf eine Polemik sachlich zu antworten. Aber der Trick, eine Minderheit, die sich beschwert, als übersensibel, dauerbeleidigt und humorlos hinzustellen, ist alt – damit haben schon Feministinnen kämpfen müssen, Schwule und Lesben, Migrantenverbände und andere. Natürlich gibt es auch unter Minderheiten immer einzelne Dogmatiker, die man durch den Kakao ziehen kann, wenn man einer grundsätzlich berechtigten Kritik ausweichen will. Auch Linke und vermeintlich Liberale verhalten sich da oft nicht besser als der Mainstream: Auch unter ihnen gibt es welche, die ihre eigene Weltsicht verabsolutieren und auf andere hinabsehen. Kurz: die intolerant und überheblich sind.
Der Markt ist schon weiter
Fragt sich nur, woher dieser Abwehrreflex und der Wille zur Verhöhnung rühren. Manchmal ist politische Korrektheit schließlich auch nur ein anderes Wort für alte Tugenden wie Höflichkeit und Rücksichtnahme. Warum muss man ein Wort wie „Neger“ verwenden, wenn sich andere dadurch verletzt fühlen?
Doch in einer Gesellschaft, die vielfältiger und bunter geworden ist, wird nicht mehr alles einfach so hingenommen. Minderheiten melden sich selbstbewusster zu Wort. Und sie müssen sich heute nicht mehr allein auf das politische Bewusstsein oder die Höflichkeit der Mehrheit verlassen.
Weil die Gesellschaft bunter und vielfältiger geworden ist, bemühen sich viele große Unternehmen heute, sich ein politisch korrektes und multikulturelles Image zu geben. Sie wollen ja ihre Waren an dieses Publikum verkaufen. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass sich Otfried Preußler und sein Verlag vor dessen Tod entschieden haben, die diskriminierend klingenden Passagen aus dem Kinderbuch „Die kleine Hexe“ zu streichen: Sie wollen, dass dieses schöne Kinderbuch auch in Zukunft noch viele Leser findet.
Für die, denen diese Entwicklung aus Prinzip nicht gefällt, wird es natürlich auch in Zukunft eine Nische geben. Aber das ist die Meckerecke der Ewiggestrigen.
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Schwerpunkt Rassismus
Kommentar von
Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
Themen
Aminata Touré: Wir können mehr sein – Die Macht der Vielfalt – taz Talk