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Debatte GleichstellungsgesetzFatale Männerpolitik

Heide Oestreich
Kommentar von Heide Oestreich

Frauenministerin Schwesig will die Männerquote für Kitas und Sekretariate. Dabei bräuchte die Regierung erst mal ein vernünftiges Genderkonzept.

Männer und Frauen müssen nicht gleich sein – sie müssen die gleichen Rechte haben Bild: dpa

G leichstellungsbeauftragte demonstrieren – gegen ein Gleichstellungsgesetz. Es soll zurückgezogen werden, fordern sie. Das dürfte einmalig sein in der Geschichte der Frauenpolitik. Denn, so will es das neue Gleichstellungsgesetz, in Zukunft soll bei Bewerbungen und Beförderungen das jeweilige unterrepräsentierte Geschlecht gefördert werden. Zu wenig Männer in Kitas? Also werden Männer gefördert. Zu wenig Frauen in Chefsesseln? Dann werden Frauen gefördert.

Männer und Frauen sollen sich also ändern, sich weniger stereotyp verhalten. Bereits vor 20 Jahren, auf der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking, wurde dieses Prinzip international beschlossen: Es heißt Gender-Mainstreaming. Seitdem bemühen sich die Länder mehr oder minder intensiv, dieses Konzept zu implementieren. Österreich etwa hat seinen gesamten Staatshaushalt gegendert. Die Regierung muss nun auch die Verantwortung dafür übernehmen, wenn sie im Steuerrecht oder bei Investitionen ein Geschlecht bevorzugt.

In Deutschland aber haben es ein paar altertümliche Publizisten geschafft, eine Art Hysterie zu entfachen: Umerziehung, Zerstörung von Identitäten, ein lesbisches Programm, mit dem Hausfrauen diffamiert werden, etc., etc. Die bisherigen Regierungen haben sich an das Thema von da an nicht mehr herangetraut. Soll man Frauenministerin Manuela Schwesig nun beglückwünschen, weil sie das Gendern wiederentdeckt hat?

Zunächst klingt das ganz prima: Beide Geschlechter werden angesprochen, Rollenbilder flexibilisiert, Männer in neuen Rollen unterstützt. Und Kampagnen wie „Mehr Männer in Kitas“ bekämen eine gesetzliche Grundlage. Doch de facto hätte dieses Gesetz katastrophale Auswirkungen. Denn es ist auf bemerkenswerte Weise geschlechterblind.

Männern wird mehr zugetraut

Eine Genderanalyse hätte ergeben, dass Gleichstellungsbeauftragte im Moment unterausgestattet sind und um ihren gesetzlich zugesicherten Einfluss jedes Mal wieder kämpfen müssen. So hatte Exfrauenministerin Kristina Schröder hohe Posten in ihrem Ministerium ohne Einbeziehung der dortigen Gleichstellungsbeauftragten vergeben. Die musste ihr Recht erst mühsam – und Jahre nachdem Fakten geschaffen waren – einklagen.

De facto fördert unsere patriarchal geprägte Gesellschaft Männer – wo auch immer. Gerade im Niedriglohnbereich kennen die Beauftragten den sogenannte Fahrstuhleffekt, die Tatsache, dass Männer dort regelmäßig bevorzugt werden, so dass sie bald nicht mehr im Niedriglohnbereich arbeiten. Männern wird, durch viele Studien bewiesen, viel mehr zugetraut als Frauen – auch wenn das von ihrer Leistung nicht gedeckt ist.

Teilzeit, Unterbrechungen, die angebliche Familienorientierung der Mütter – all das führt zu einer massiven Benachteiligung der Frauen im Beruf. Die Gleichstellungsbeauftragten kämpfen mühselig dagegen an.

Mit Männerarbeit zuschütten

Künftig wird in der Praxis ihr Arbeitsfeld schlicht verdoppelt. Nicht nur Frauen für höhere Posten sollen sie nun finden und fördern – auch Männer, die ins Sekretariat oder in die Kita gehen, sollen von ihnen gesucht und betreut werden. Und da im unteren Bereich viel mehr Stellen zu besetzen sind als im oberen, kann man sich den Arbeitsalltag der Gleichstellungsbeauftragten in Zukunft ganz gut vorstellen: Sie wird zur Männersucherin – und für den Kampf um die guten Frauenjobs ist sie weitgehend neutralisiert, weil man sie nun mit Männerarbeit zuschütten kann.

Ausformuliert findet sich dieses Problem in der Frage, ob die Männerquote überhaupt kompatibel mit dem Grundgesetz ist. Denn in Artikel 3 steht: „Der Staat wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Mit diesem Satz ist die Bevorzugung von Frauen bei Bewerbungen überhaupt erst möglich. Ist ein Mann, der nicht Sekretär werden will, tatsächlich benachteiligt? Kaum. Es ist also fraglich, ob die Männerquote gerichtsfest ist.

So, wie das Gesetz jetzt angelegt ist, entmachtet das Ministerium die Gleichstellungsbeauftragten. Denn hier wird gleich gemacht, was nicht gleich ist: Männer und Frauen sind ganz unterschiedlichen Vorurteilen ausgesetzt, die man keinesfalls parallel setzen kann. Gender-Mainstreaming heißt nicht, alle gleich zu behandeln. Es verlangt vielmehr, dass man sich die spezifischen Unterschiede ansieht und dann versucht, Benachteiligungen auszugleichen.

Kein Anwalt beleidigter Männer

Konsequentes Gender-Mainstreaming würde die Männer durchaus in den Blick nehmen. Doch würde es sehen, dass diese aus völlig anderen Gründen nicht in Frauenberufe gehen, als es etwa Frauen von Führungspositionen fernhält. Wegen des Fahrstuhleffekts muss man sie auch nicht unbedingt beim Aufstieg fördern, da haben sie nämlich schon Vorteile. Sie brauchen passgerechte Angebote: Die Möglichkeit, sich ihrer Familie zu widmen, Führungsposten in Teilzeit, Anreize, in sogenannten Frauenberufen tätig zu werden.

Konsequentes Gender-Mainstreaming hieße deshalb: der weiblichen Gleichstellungsbeauftragten einen männlichen zur Seite zu stellen. Mit einem klar definierten Auftrag: Er dürfte, ebenso wie die Gleichstellungsbeauftragte, nur tätig werden, wenn Männer in dem fraglichen Job unterrepräsentiert wären – und nicht etwa der Anwalt beleidigter Männer werden, die sich durch aufsteigende Frauen um ihre Karrierechancen gebracht sehen.

Er sollte Kampagnen für mehr Männer in Frauenberufen entwerfen. Er sollte die männliche Arbeitskultur infrage stellen, die Führungsjobs nur für familienfreie Menschen vorsehen. Das alles würde erfordern, dass man ein Gesamtkonzept für Gender-Mainstreaming hat, eine Art Masterplan, in den sich frauen- und männerspezifische Politiken einordnen lassen.

Von einem solchen ist aber die Regierung und auch das zuständige Frauenministerium sehr weit entfernt. Beide haben sich von ein paar frei drehenden Journalisten verschrecken lassen und Genderpolitik stillschweigend versenkt. Die Gleichstellungsbeauftragten haben recht: Die Regierung sollte diesen Artikel des Gesetzes verschieben – bis sie ein vernünftiges Genderkonzept hat.

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Heide Oestreich
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1968, ist seit langem Redakteurin für Geschlechterpolitik in der taz und im kulturradio vom RBB. Von ihr erschien unter anderem das Buch „Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam“. 2009 wurde sie mit dem Preis „Der lange Atem“ des Journalistenverbands Berlin Brandenburg für die Berichterstattung über Geschlechterstereotype ausgezeichnet.
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19 Kommentare

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  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    ich verstehe das problem der redakteurin diese artikel nicht.

     

    männer sind in berufsbereichen wie in der kita,pflege usw. untereprräsentiert und das eben nicht nur,weil es dort für männer uniteressant ist zu arbeiten,sondern weil männer in diesen berufen durchaus mit vorurteilen konfrontiert werden.ich weiß das, da ich in beiden berufsfeldern schon gearbeitet habe und männer kenne die dort immer noch arbeiten.

     

    das kann,genauso wie die frauenquote,kurzfristig zu ungerechtigkeiten bei bewerbungen führen,aber langfristig würde das bild vom kindergärtner,krankenpfleger usw. zum normalzustand werden.

    man kann es auch so sehen:jeder mann der sich dafür entscheidet in der kita zu arbeiten weil die bedingungen stimmen,arbeitet nicht als fliesenleger oder kfz-mechaniker.

    diese stellen könnten dann theoretisch frauen einnehmen.

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Aber was spricht dann gegen einen eigenen Männerbeauftragten?

       

      Ich gehöre auch zu der Gruppe männlicher Erzieher, die schon vor langer Zeit in diesen pädagogischen Bereich eingestiegen sind. Bewerbungen waren wirklich ausschließlich dort erfolgreich, wo auch Männer, die selber von der Picke auf arbeiteten, diese führten. Deren Bereiche waren anders geführt und dies zumeist zum Wohle auch der männlichen zu Betreuenden. Die Problematik geht da tiefer, denke ich.

      Und damit hat die Autorin eben Recht.

       

      Meine Erfahrung ist eben auch, dass es Ihnen nix nutzt, wenn Sie dann nach einem Führungswechsel, bei dem die alten herkömmlichen Rollen wieder hergestellt werden, in solchen Betrieben tätig zu sein.

       

      Es ist schon richtig. Diese Bereiche sind ein Spiegelbild vieler anderer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Betriebe. Umso wichtiger ist es, gerade deshalb auch Gleichstellungsbeauftragte einzustellen, die diesen speziellen Aspekt ausreichend berücksichtigen.

      Die heute im Dienst befindlichen Gleichstellungsbeauftragten sind meistens weiblich und aus einer Zeit, in der die Unterrepräsentation von männlichen Erziehern noch gar kein Problem darstellten und insofern darauf kaum geschult.

      • @Age Krüger:

        Tut mir leid, aber wenn jemand nicht in der Lage ist, seinen Job zu machen, dann gehört er/sie ersetzt und nicht mit einer Verdoppelung seiner Stelle entlastet. Es wird immer so getan, als hätten Gleichstellungsbeauftragte per definitionem parteiisch für ihr Geschlecht zu sein. Das ist aber - sollte man wirklich ein gleichberechtigtes, harmonisches Miteinander der Geschlechter anstreben - eine völlig absurde, kontraproduktive Einstellung.

         

        Nicht zu vergessen: Diese Leute werden dafür BEZAHLT, dass sie ihre Aufgaben weisungsgebunden wahrnehmen. Da kann man eine gewisse Professionalität schon erwarten. Zu der gehört, sich auf geänderte Vorgaben einzustellen. Wenn es dann wirklich zu nachweisbaren(!) Kapazitätsengpässen kommt, darf meinetwegen aufgestockt werden.

         

        Aber die pauschale Forderung nach zusätzlichen, dezidierten "Männergleichstellungsbeauftragten", zieht vor allem die alte Frontlinien nach. Es mag ja sein, dass die derzeitigen Gleichstellungsbeauftragten sich als einseitig für Rechte und Förderung der Frauen eingesetzte Interessenvertreter begreifen und eine neutrale Ausübung ihrer Pflichten daher ablehnen. Aber das ist halt die Krux eines sicheren Dienstverhältnisses: Der Chef entscheidet, wie's läuft, und nicht der Angestellte.

  • 1. Nach diesem Artikel sollte man allerdings dann die "Gleichstellungsbeauftragte" zur "Frauen(förder)beauftragten umbenennen. Denn das soll ja die definierte Aufgabe sein.

    2. Ich halte es zB durchaus für diskriminierend, wenn Männer keine Anstellungen in Kindergärten finden, weil Frauen Angst haben, es seien bestimmt Pädophile. Generalverdacht wegen des Geschlechts ist keine Diskriminierung?

    3. Neulich stand richtigerweise in einem anderen Artikel zum Thema, dass es keine Diskriminierung ist, wenn es in einem Beruf eine unterschiedliche Zahl von Geschlechtern vertreten ist, sondern dass dies diverse Gründe haben kann (Neigung für Berufe, Bewerberzahl usw....). Mit anderen Worten: es kann nicht ernsthaft das Ziel sein, eine Geschlechterparität zu erreichen, sondern jeder Einzelne muss bei jeder Stelle -unabhängig vom Geschlecht - die gleiche Chance haben, soweit er die Kriterien für die Stelle erfüllt. Verfassungswidrig ist das definitiv nicht, weder ganz unten noch ganz oben. Verfassungswidrig wäre es dagegen im Sinne von Artikel 3, Frauen aufgrund ihres Geschlechtes auch bei schlechterer Eignung zu bevorzugen. Wenn das "Gleichstellung" sein soll, sind die Maßstäbe schon etwas kurios.

  • Tsss! Verworrene Zeiten sind das, in denen wir leben!

     

    Nicht genug damit, dass Gleichstellungsbeauftragte sich öffentlich gegen Gesetze aussprechen, die angeblich die Gleichstellung befördern sollen, und überzeugte Vollmänner eine Benachteiligung ihrer Geschlechtsgenossen darin zu erkennen glauben, dass die nicht Billigarbeit in der Kita oder im Sekretariat verrichten wollen. Auch unsere aktuelle Kriegsministerin versucht gerade unter viel Tamtam, die Benachteiligung von Männern in der Bundeswehr zu korrigieren. Und zwar dadurch, dass sie den Ausbau der Halbtagsstellen fördert und eine bessere Kita-Versorgung sicherstellt. Zu fordern, dass ihre "echten" Männer (und die paar Mädels, die schon gleichbescheuert sind) zur Abwechslung mal wieder im Sinne des Grundgesetzes eingesetzt und nicht überall auf Erden im Interesse deutscher Machtpolitik zum Kanonenfutter degradiert werden, fällt der vielfachen Mutter offenbar nicht ein. Zum Ausgleich "gendert" Altmeister Clint Eastwood seine Heldenepen neuerdings dadurch, dass seine lonesome Cowboys nun ohne jeden Prestigeverlust auch Frauen abknallen dürfen. Zumindest dann, wenn die sich nicht brav hinter ihrem Herd verstecken und gottergeben darauf warten, endlich vergewaltigt zu werden, sondern wütend werden angesichts der Barbarei der Männer.

     

    Frau von der Leien nennt ihren Entwurf "Attraktivitästgesetz" und schämt sich nicht dabei. Vermutlich, weil sie sicher ist, dass die deutsche Gesellschaft sie verstehen und ihr folgen wird. Aber was attraktiv sein soll daran, wenn Frauen künftig ganz genau so blöd wie Männer sind, weil ausgerechnet die Armee, die Auslandskriege führt, den Kitaplatz verfügbar macht, den sie so dringend braucht für die Selbstverwirklichung, muss man mir erst einmal erklären, fürchte ich. Wahrscheinlich bin ich doch ganz falsch sozialisiert...

  • "Konsequentes Gender-Mainstreaming würde die Männer durchaus in den Blick nehmen. Doch würde es sehen, dass diese aus völlig anderen Gründen nicht in Frauenberufe gehen, als es etwa Frauen von Führungspositionen fernhält."

     

    Aber was sind diese Gründe denn wirklich?? Ich kenne ehrlich gesagt nur Studien, die beweisen, dass es den "Fahrstuhl-Effekt" gibt, aber nicht, welches Gewicht er hat im Vergleich zu Anderen möglichen Hinderungsgründen hat, die komischerweise von Quotenbefürwortern ausgeklammert werden.

     

    Davon abgesehen gefällt mir Ihr Beharren auf Gleichstellungsbeauftragten als Lobbyisten ihres jeweiligen Geschlechts nicht. Wieso muss es denn ein Mann sein, der sich um die Förderung von Männern kümmert (sollte es je dazu kommen)? Doch wohl nur, weil man sonst zum Status quo fragen müsste, ob die ausschließliche Besetzung der bestehenden Stellen mit Frauen gerechtfertigt ist.

     

    Und was ist jetzt mit den hergebrachten Geschlechterrollen? Nehmen wir eine verstärkte Tendenz bei Frauen hin, ihre beruflichen Anstrengungen zugunsten der Familie einzuschränken, und befassen uns sachlich mit den Konsequenzen daraus - oder nicht?

     

    Falls ja, muss realistisch damit umgegangen werden, dass damit die Zahl der weiblichen Kandidaten, die mit maximaler Berufserfahrung und Verfügbarkeit für eine Führungsposition (die sich durch "Förderung" nicht ersetzen lassen) auftrumpfen können, im Zweifel ganz erheblich geringer ist als die der männlichen. Dann gehen nackte Quoten an der Sache vorbei.

     

    Falls nein, ist die Förderung familienfreundlicher Karrieren speziell für Frauen hinfällig. Dann wird eben im Zweifel eher(!) Chef, wer bereit ist, sich voll auf den Job zu konzentrieren, und es bleibt den Menschen indviduell überlassen, diese Rolle partnerschaftlich zu verteilen. Auch dann sind natürlich Quoten nicht mehr zu rechtfertigen - es sei denn vielleicht solche für teilzeitarbeitende Elternteile gleich welchen Geschlechts.

    • @Normalo:

      Noch was: Die Bildunterschrift

      "Männer und Frauen müssen nicht gleich sein – sie müssen die gleichen Rechte haben."

       

      ...ist ja super. Aber wie verbinden Sie die mit der Forderung nach besonderen Rechten für Frauen und gesetzlichen Nachteilen für Männer zur Erlangung von Gleichstellung? Ich weiß, dass es für derlei Positivdiskriminierung Argumente gibt, aber so zu tun, als sähe so Gleichberechtigung aus, ist schlicht falsch.

       

      Gleiche Repräsentation in begehrten Positionen, hat nichts mit gleichen Rechten zu tun, weil es nämlich eigentlich kein Recht auf Teilhabe daran gibt. Gleiche Rechte wären, wenn beiden Geschlechtern zu jeder Zeit unabhängig von vom Status quo rechtlich ungehinderter Zugang zu diesen Positionen gewehrt würde. Aber genau das soll ja verhindert werden, solange ein (politisch definierter) Missstand vorherrscht.

  • Ein nur weil die einen (Frauen) etwas bekommen, müssen es nicht auch automatisch die anderen (Männer) bekommen.

     

    Es gibt ganz klar unterrepresentanzen für Männer (wie Männerhäuser) an denen Bedarf besteht und die es wohl nur in Großstätten gibt. Diesen bedarf darf man aber nicht gegen andere Dinge wie Frauenhäuser ausspielen, die auch unterfinanziert sind.

     

    "Typische" Frauenjobs müssen lukrativer gemacht werden. (Sozialarbeiter, Erzieher, Sekretäre ...) damit auch Männer diese Berufe ergreifen wollen. Eine Agenda die die Leute "zwingt" eventuell durch das Jobcenter eine Umschulung in diese "unlukrativen" Bereiche für Männer an zu bieten. Oder "Headhunter" dafür zu bezahlen die Leute da rein zu bringen. Ist aber definitiv nicht der beste weg.

     

    Anstatt an den Ursachen wird mal wieder nur an den Symptomen gearbeitet.

     

    Ich finde den Artikel gut geschrieben. Es wurde darauf hingewiesen, das der Fokus durch das Gesetz einfach woanders hingeschoben wird. Anstelle ihn dort zu belassen wo er jetzt ist und wo er benötigt wird.

     

    Leider hinterlässt der Artikel aber doch einen bitteren Beigeschmack. Es wird gesagt, dass Männer niemanden brauchen der sie unterstützt, weil sie ja eh bevorteilt werden. Das ist in etwa die Aussage: Der braucht keinen Rollstuhl, weil die meisten Männer laufen können. Nur weil du das nicht kannst, ist das ja wohl nicht unsere Aufgabe dir einen zu besorgen. Nimm dir ein Beispiel an den anderen.

     

    Zusammengefasst: nicht alle Männer brauchen so eine Hilfe. Aber es gibt sie. Dafür aber "Ressourcen" von den "Frauen" ab zu ziehen wäre Fatal, weil es einfach einen höheren Bedarf bei den Frauen gibt und dort auch noch Nachholbedarf besteht. Würde es grundlegend um zusätzliche Hilfe für Männer gehen gut. Aber hier soll einfach nur die bestehenden "Ressourcen" neu verteilt werden, in einen Bereich der bisher wenig Beachtung bekam, weil der Bereich einen niedrigeren Bedarf hatte.

  • Gleichstellung. Hört sich toll an.

     

    Nur, was haben Frauen und/oder Männer davon ?

     

    Ein Beispiel: Frauen dürfen jetzt ja auch zu Bundeswehr. Toll.

     

    Nur, was haben Frauen und/oder Männer jetzt davon Soldaten sein zu dürfen?

     

    Ein anderes Beispiel: Frauen in Führungspositionen, oder von mir aus auch als Papst.

     

    Nur, was haben Frauen und/oder Männer jetzt davon?

     

    Es kommt doch sehr drauf an, was man/frau da führt. Gerade dieser Inhalt steht aber nicht zur Disposition.

     

    Die "Berufe", Chef oder Papst, deren Inhalt und Praxis, Menschen werden zu Kostenfaktoren, zu Ressourcen degradiert, dazu wird gebetet, gelten als Selbstverständlichkeit.

     

    Im Grunde erweitern die Macher dieser "Selbstverständlichkeiten" lediglich die Größe ihrer Rekrutierungsmasse, und verkaufen dies als längst fällige Wohltat am Volk.

     

    Gleichstellung, klingt doch viel besser als Vergrößerung der Rekrutierungsmasse. Oder?

     

    Denken Sie doch nochmal an das Beispiel mit den Frauen, jetzt auch an der Waffe, gleich gestellt.

     

    Sprachregelungen werden nicht ohne Grund, mit Worthülsen (hier: Gleichstellung), geplant und freigesetzt.... Das klatscht man dem Volk dann rund um die Uhr auf Ohren und Augen. Das ist keine Zensur; Das heißt Meinungsbildung.

  • Im letzten Jahr habe ich beschrieben, wieso eine neue Gleichstellungspolitik notwendig ist. Wenn im Text die Rede davon ist, dass Männer nicht benachteiligt werden, so ist dies eine Fehlannahme, denn neben der unbestrittenen Benachteiligung von Frauen in manchen Bereichen, gibt es natürlich auch Benachteiligung von Männern, z.B. wenn man sich die Ausrichtung des Schulunterrichts auf weibliche Belange anschaut.

     

    http://www.mister-ede.de/politik/neue-gleichstellungspolitik/2350

     

    Gerade deshalb finde ich es absolut richtig, dass Schwesig hier ansetzt und versucht, z.B. Männer in KiTas zu bekommen, wobei es hier ja nicht nur darum geht, Benachteiligungen von Männern bei der Jobsuche zu verhindern, sondern natürlich auch darum, männliche Bezugspersonen in KiTas zu bekommen, damit Jungs dort eben nicht nur Erzieherinnen haben.

     

    Plakativ gesagt, ich bin für Humanismus und nicht für Feminismus. Gleichstellungspolitik darf daher keine politisch korrekt ausgedrückte Frauenpolitik sein, sondern muss die Gleichstellung aller Menschen befördern.

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @mister-ede:

      Und wie erklären Sie sich, dass Männer meistens in den niedrig Berufsfeldern (Pflege, Kindererziehung...) und Frauen in den höher bewerteten (Technik, Management...) fehlen?

       

      (Ihren verlinkten Text lese ich mir nicht bis zum Ende durch, denn wo mit der Setzung 'Mädchen = stricken' und 'Jungs = technische Geräte' begonnen wird, kann eh nichts Gutes bei rauskommen)

      • @889 (Profil gelöscht):

        @Kleiner Spinner

        Wenn Sie diese Wertung von Berufen verwenden wollen, dürfen Sie das, mir liegt das aber fern.

        Und wenn Sie, wie der Lehrplan für die Grundschule in NRW, glauben, dass 9-jährige Jungs sich beim Stricken ausleben, dann ist der Text auch sicher nichts für Sie.

         

        Beste Grüße

        Mister Ede

  • Es nimmt die Debatte - wie so vieles in dieser Gesellschaft - allmählich groteske Züge an. Ein Zeichen dafür, daß manche Leute existenziell zu wenig herausgefordert sind.

  • Sie haben es wirklich drauf, dass Thema Gleichberechtigung für 50% der Bevölkerung total uninteressant zu machen.

  • Vielen Dank für diesen kritischen und differenzierenden Artikel! Selten findet sich eine gute und knappe Erklärung was Gender Mainstreaming sein sollte und sein sollte, hier ist dies gelungen! Schön, dass es eben nicht nur die "altertümliche Publizisten" (faierweise eher PublizistInnen) in der deutschen Zeitungslandschaft gibt.

    • @Briegel:

      Im Unternehmen, in dem ich arbeite ist die Chefin eine bekennende Feministin. Befördert werden dementsprechend Frauen, weil sie Frauen. Männer tagen dafür eine historische Kollektivschuld. Danke. Wo kann ich mich eigentlich entschuldigen?

    • @Briegel:

      gender mainstreaming sollte 100% frauenförderung und cis-männer-bekämpfung sein, was denn sonst.

      gibts auch bald ne quote bei gleichstellungsbeauftragten? da dürfte das verhältnis ca. bei 98 zu 2 liegen.

      • @peter shaw:

        Diese Quote liegt bei 100%.

        Im öffentl. Dienst wird Männern bei der Wahl von Gleichstellungsbeauftragten das passive und aktive Wahlrecht verweigert. Im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit, versteht sich. Absurdistan.