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Debatte Deutsche MilitärpolitikWir ziehen in den Krieg

Bettina Gaus
Kommentar von Bettina Gaus

Welche Ziele verfolgt die Regierung mit ihren Einsätzen? Wie begründet sie die Militärinterventionen? Sie begründet sie nicht. Und fast alle sind zufrieden.

Die Bundeswehr: eine starke Truppe. Bild: dpa

D er Versuch, aus verschiedenen Anzeichen die Motive und Pläne der sowjetischen Führungsspitze abzulesen, wurde früher Kremlastrologie genannt – notwendig in einer Diktatur, in der Politiker ihre Handlungen nicht erklären. In Demokratien ist es üblich, dass Positionen begründet und beworben werden, schon aus Angst vor der Opposition und den nächsten Wahlen. Das scheint in Zeiten der Großen Koalition anders zu sein. Außer wolkigen Kalendersprüchen war von den Verantwortlichen zum neuen Kurs der Militärpolitik bisher nichts zu hören. Werden weitere Erklärungen vermisst? Offenbar nicht.

Alles begann damit, dass Bundespräsident Gauck tat, was nicht seines Amtes ist. Mit seinem Appell, Deutschland möge sich künftig militärisch stärker in Krisenregionen engagieren, definierte er die Richtlinien einer neuen deutschen Außenpolitik. Diese Einmischung ins Tagesgeschäft entspricht nicht seinem Verfassungsauftrag, aber das fiel bei all den Schlachtrufen gar nicht weiter auf. Schließlich sind der sozialdemokratische Außenminister und die christdemokratische Verteidigungsministerin ja ganz seiner Meinung. Was geht in ihnen vor?

Darüber lässt sich fabelhaft spekulieren. Vielleicht sollen die Beziehungen zu Frankreich verbessert werden. Oder die zu den USA. Vielleicht geht es auch um eine Stärkung der Europäischen Union. Oder Ursula von der Leyen möchte beweisen, dass man auch mit einer familienfreundlichen Armee kämpfen kann. Alles möglich. Man weiß es eben nicht. Man weiß ja nicht einmal, wohin es eigentlich gehen soll, vom Mandat ganz zu schweigen. In die Zentralafrikanische Republik? Nach Syrien? Oder vielleicht doch in den Südsudan? Mal sehen. Die Diskussion über die neue Militärdoktrin ist völlig abstrakt.

Halt – welche Diskussion? Eine Diskussion findet nicht statt. Vielmehr wird ein Axiom gesetzt, und Axiome müssen nicht begründet werden. Bei früheren deutschen Militäreinsätzen von Somalia bis Afghanistan wurde sehr konkret über völkerrechtliche Aspekte eines Einsatzes gestritten, über die Legitimität eines Krieges, über die Frage, ob der jeweilige Konflikt mit militärischen Mitteln überhaupt zu lösen sein würde. Davon ist keine Rede mehr. Wie auch, wenn niemand weiß, wohin der Marsch gehen soll.

„Gleichgültigkeit ist für ein Land wie Deutschland keine Option“, erklärte die Verteidigungsministerin. Als sei jeder Widerstand gegen Krieg dasselbe wie Gleichgültigkeit. Und da geht kein Aufschrei durchs Land? Nein, da geht kein Aufschrei durchs Land. Eine so ungeheuerliche Unterstellung wird weitgehend – ja, genau – gleichgültig zur Kenntnis genommen.

Viele Fehlschläge

Dabei müssten die Erfahrungen, die seit mehr als zwei Jahrzehnten mit Militärinterventionen gesammelt wurden, abschreckend wirken. Somalia, Afghanistan, Irak, Libyen: alles Fehlschläge. Und nicht einmal die Lage im Kosovo ist konsolidiert. Dabei wird der Einsatz dort gemeinhin als Erfolg bezeichnet und der damit verbundene Bruch des Völkerrechts achselzuckend als Kollateralschaden hingenommen.

Wenn man konkret werden will, kann und sollte man auf die Zentralafrikanische Republik schauen. Was dort geschieht, gehört zum Brutalsten und Widerlichsten, was sich seit dem Völkermord in Ruanda auf der Welt ereignet hat. Aber es ist sehr fraglich, ob ausländische Truppen dazu beitragen könnten, dem Grauen dort ein Ende zu bereiten. Schon deshalb, weil beide Seiten schwere Menschenrechtsverletzungen begehen, sich also nur schwer unterscheiden lässt, wer Täter und wer Opfer ist.

Macht ja nichts, dann wenden wir uns eben einem anderen Krisenherd zu, um unsere Verantwortungsbereitschaft unter Beweis zu stellen. Was für ein Zynismus. Auch, aber wahrlich nicht nur, weil es bei jeder Entscheidung für eine Intervention eben um Menschenleben in der Bevölkerung der betroffenen Region und unter Soldaten geht. Aus Afghanistan werden Zinksärge nach Deutschland geflogen.

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Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
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49 Kommentare

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  • A
    AnAlarc'h

    Und was jetzt in Afrika, bzw Centralafrika passiert :

    Der Einsatz europäischer Kräfte in Centralafrika ist mit der UNResolution 2134 zu begründen, da der Kapitel VII einen Mandat zu den europäischen gibt um den Frieden durch eine Stabilisierungsoperation wiederherzustellen. Dabei geht es gar nicht die Partei von irgendwelchen Opfern zu nehmen, dies gegen böswilligen Henker, weil es diese Schwarz-Weiss Malerei vorort gar nicht mehr gibt, alle Parteien sind von bewaffnete Gewalthandlung Schuld. Was dort Soldaten der Bundeswehr machen würden hat nichts mit wirtschaftliche Interessen zu tun, Frankreich hat ja auch selber fast keine in diesem Land (50> Millionen euro am Jahr werden mit dieser Gegend ausgetauscht, das ist nicht mal das Budget von 50 Schulen hier bei uns) sondern eine reine Interposition- und Entwaffnungsoperation, da beide nicht zu trennen sind sonst werden die heutigen Entwaffneten die morgigen Opfer von einer anderen Partei. Ein gutes Beispiel dafür, dass ein militärischer Einsatz zu Frieden führen kann, wenn die richtigen Mitteln dazu angewendet werden. Die Frage ist dann, wollen wir denn dort hingehen um einen Blutbad zu verhindern, oder das uns völlig egal da es sowieso sehr weit ist, und solange die sich gegenseitig abschießen ist es am Ende nur eine Lösung der irdischen Überbevölkerung.

    Gleichgültigkeit und schönen Reden ohne Handel sind gleich zu betrachten, wissen Sie, dass es in Deutschland strafbar ist auf der Straße einfach weiterzugehen wenn jemand verprügelt wird ? Wer sich für einen Bürger der Welt hält solle sich Gedanken darüber machen.

  • A
    AnAlarc'h

    Status der BWehr nach art 24 GG(interpretiert): die Bundeswehr schließt sich in zwei kollektiven Sicherheitssysteme : NATO und Europäische Abkommen , die Frieden durch gegenseitliche Verpflichtung schaffen[, dies nur innerhalb dieser Organisationen]. Daher ist die Bundeswehr nicht völlig unabhängig sondern ist auch dazu verpflichtet Hilfe zu ihren Verbundeten zu leisten. Aus diesem Grund sind wir in Afghanistan ,,einmarschiert'', weil die USA den Art5 der NATO aufgerufen hat.

    So zynisch wie das klingt ist manchmal erstmal militärisch einzugreifen aus dem einfachen dass Krieg schon ist, um dann durch Deeskalation zu einer diplomatischen Lösung zu kommen. Pazifismus ist nur dann realistisch wenn Frieden schon herrscht, Ghandi ist friedlich aus dem Britischen Empire ausgestiegen nur weil er den Frieden trozt extremistischen Bewegungen

    bewahren konnte, und zwar nicht wiederherstellen musste; was Aufgabe der Soldaten von demokratischen Staaten ist.

    Dass es dabei auch wirtschaftlichen Interessen gibt ist klar, und nicht zu vermeiden da wir überall solche Interessen haben (willkommen in der globalisierten Welt wo unsere Unternehmen überall investieren);

    aber dass ein Einsatz Geld bringen solle, muss ich ganz stark bezweifeln, da ist einfach viel mehr kostet als das was es bringt wirtschaftlich gesehen (außer für einige private Logistik Unternehmen und für HK und KM, aber diese sitzen ja nicht im Parlament und sind daher nicht diejenigen die über Einsätze entscheiden) wenigstens kurz- und mittelfristig, aber wer hier denkt noch langfristig? (Obwohl das viel mehr Sinn machen würde, insbesondere in politischen Fragen)

    Ich hoffe, dass hier keine Sprachfehler sind,Deutsch ist nicht meine Muttersprache.

  • Köhler war da ehrlicher als der Gauck: es geht um die Sicherung von Ressourcen und um Geostrategie. "Wir sind wieder wer" ist die Botschaft. "Wir sind zu wichtig, um uns nicht auch militärisch einzumischen".

     

    Waffen an Chemical Bandar in Saudi Arabien ist okay - weil strategisch wertvoll. Ukrainische Regierung ist böse - weil die agiert entgegen unseren strategischen Interessen. Die NATO möchte ja zu gern das Schwarze Meer kontrollieren und ihre rein defensiven Raketen an Russlands Grenze aufbauen.

     

    Wer an humanitäre Motivation glaubt, ist - sorry - gehirnamputiert.

     

    Das war übrigens schon zu Fischers Aussenministerzeiten schon so. Die Zerschlagung Jugoslawiens war ein strategisches, ein machtpolitisches Ziel und hatte mit Humanität nichts zu tun.

    • RW
      Rainer Winters
      @h4364r:

      Das unterschreibe ich.

  • RW
    Rainer Winters

    Manche haben es bestimmt schon vermisst, das Geräusch deutscher marschierender Gummistiefel "im Dienste" des Mainstreams.

     

    Und die Christen (CDU) machens mal wieder möglich.

     

    Bischof Tutu dazu: "The only thing we learn from history is that we don't learn from history."

     

    Die Gemeinsamkeit: Vor ca. 100 Jahren waren die Deutschen die letzten Kolonialherren, die in Afrika und ein paar anderen Flecken Tausende daniedermetzelten. War ja damals irgendwie auch korrekt, weil es jeder tat und es somit ja OK sein musste.

     

    Heute sind es wiedermals die feigen Deutschen, die sich anlassen in Afrika und ein paar anderen Flecken wiedermals militärisch aktiv zu sein. Ist ja jetzt "politically correct", macht ja jeder mit.

     

    Das Feine am Elend sind diese kurzen Zwischenphasen, wo sich Deutschland aus Feigheit Ruhe verschreibt.

     

    See you in 100 years.

  • Erklärungen werden durchaus von sehr vielen vermisst. In der Propagandamaschine gehen die leider oft unter, gleichwohl sind sie da. So gab es erst kürzlich eine Diskussionsrunde auf Phoenix, wo u.a. der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier vor neuen Abenteuern eine umfassende Analyse und Auswertung der früheren Auslandseinsätze forderte. Er hat bei der Gelegenheit auch klargestellt, dass Einsätze der Bundeswehr vom Grundgesetz nur gedeckt sind, soweit sie der Verteidigung dienen, oder durch ein UN-Mandat und Bundestagsbeschluss legitimiert sind. Selbst bei einem UN-Mandat sind der Bundeswehr da enge Grenzen gesetzt, die aber bereits in der Vergangenheit nicht eingehalten wurden.

    Was in Steinmeyer und von der Leyen vorgeht, ist transparent. Sie möchten die Rüstungsmaschine weiter in Gang halten, um ihr weiteres politisches Überleben zu sichern. Da kommt es gut, wenn der drittgrößte Rüstungsexporteur der Welt sein Sortiment selbst anschaulich "live" präsentiert. Wo und wie ist dabei längst zur Nebensache geworden.

    Die "Demokraten" in diesem Land sind mittlerweile so weichgespült, dass sie ernsthaft glauben, mit einer Frau an der Spitze der Bundeswehr würden Auslandseinsätze irgendwie zarter. Und zu IM Larve alias Joachim Gauck hab ich bereits bei seinem Antritt alles gesagt, was zu sagen ist.

  • @Eine Meinung

    Ok, verstanden.

    Lehnen wir und also nun gemütlich zurück, wenn sich Völker gegenseitig abschlachten, siehe Zentralafrikanische Republik, Syrien etc. und appelieren an die Vernunft? Der arme Willi, der kürzlich in Afrika in aller Öffentlichkeit abgeschlachtet wurde (die Bilder waren ja auch in der taz öffentlich)hätte unsere pazifistische Position sicher verstanden, nicht wahr.

    Pazifismus ist schön, aber nur effektiv, wenn alle 7 Mrd. Menschen auf diesem Planeten mitziehen. Ansonsten ist das Utopie. Die Frage ist immer: wie können wir jetzt aktiv den Menschen helfen, damit sie nicht abgeschlachtet werden. Neben diplomatischen Verhandlungen muss auch immer das militärische Eingreifen eine Option bleiben. Oder glauben Sie, dass sich irgendwelche afrikanischen Warlords von Diplomatie beindrucken liessen, wenn wir das militärische Eingriff nicht als Option betrachten würden?

    • H
      Hans
      @MRO:

      Es wäre ein Anfang, wenn Deutschland keine Waffen mehr verkaufen würde, die dann in den Krisenregionen benutzt werden, um die Menschen abzuschlachten.

      • @Hans:

        Grundsätzlich einverstanden. Aber irgendwann muss man sich wieder positionieren. Wenn z.B. In einem Konflikt der Aggressor mit Kalaschnikows bewaffnet ein schlecht- oder unbewaffnetes Volk attackiert. Was dann? Waffen liefern, selbst eingreifen oder gar nichts machen? Grundsätzlich bin ich gegen Waffenlieferungen, da man nicht weiss, auf welcher Seite der Empfänger morgen steht. Aber wir agieren.

  • EM
    Eine Meinung

    menschen zu bombadieren/erschießen hat wenig mit internationaler Verantwortung zu tun

  • Die Diskussion könnte nicht verlogener sein, wenn gerade auch die Prävention von Genoziden als Prätext für weitere Militarisierung herhalten muß. Genozide werden nicht durch gesellschaftliche Militarisierung verhindert, sondern durch deren Gegenteil, eine friedliche, zivile und gerechte Gesellschaft, bei uns, bei anderen. Im übrigen verhindert die stete Militarisierung der deutschen Forschungsstrukturen, daß Völkermorde und kriegerische Gewalt entprechend kritisch aufgearbeitet werden können. Und wo keine Aufarbeitung ist, ist auch keine Strafe, keine Reue und keine abschreckende Wirkung für künftige Täter.

  • D
    desillusionist

    "Vielmehr wird ein Axiom gesetzt, und Axiome müssen nicht begründet werden." - Ein Axiom läßt sich zwar nicht formal begründen, muß aber inhaltlich sinnvoll und in seinen Auswirkungen zumindest potentielle produktiv sein. Andernfalls interessiert es niemand. Wer abstruse Axiome setzt, wird niemanden finden, der mit ihm zustimmend oder auch ablehnend argumentiert.

    • @desillusionist:

      In der Mathematik (woher der Begriff ja stammt) selbstverständlich nicht. Aber in der Politik schon, und nicht erst seit gestern. Wie oft haben wir schon gehört, irgendeine politische Maßnahme sei "alternativlos"? Das ist nichts anderes als der Versuch, ein Axiom zu setzen. Und der war schon oft genug ziemlich erfolgreich, zumindest für eine nicht unbeträchtliche Zeitspanne. ("Die Renten sind sicher." / "Die deutsche Einheit wird nichts kosten." / "Wenn wir die Löhne senken, wächst automatisch die Wirtschaft und davon profitieren letztlich alle." / "Wenn wir die Banken nicht retten, bricht unsere Wirtschaft zusammen und wir verhungern allesamt." / "Nur durch Kürzungen im Sozialbereich können wirtschaftlich schwächelnde EU-Länder wieder auf die Beine kommen." etc. pp. - ad nauseam...)

       

      Daß das so ist, spricht zugegebenermaßen nicht gerade für die Reflexionsbereitschaft und -fähigkeit der deutschen Öffentlichkeit, soviel ist richtig. Doch leider ist die Annahme, daß "abstruse Axiome" niemanden interessieren, eine trügerische Illusion, mein lieber Desillusionist - zumindest was das politische Tagesgeschäft angeht.

  • U
    Ungeschminkt

    Ostdeutsche BfV-BStU-Beamten-"Bürgerbewegung" heute:

     

    BND-Pflugscharen zu Gauckschen NATO-Schwertern heute.

     

    Merke: gestern Wasser predigen und heute Wein saufen und dicke vielfach Pensionen abkassieren!

  • PG
    Papa Gei

    @Komkomkom

    Ich weiß was,

    ich weiß was,

    im Keller brennt Licht.

  • S
    Soisses

    Ein Großteil der Deutschen Wähler läßt sich heute nicht mehr durch vermeindlich Rechte und Linke Positionen irritieren, sie bewegen sich zwischen beiden und bilden sich ihre eigene Meinung.

    Männer und Frauen bei der Bundeswehrlassen sich nicht mehr unreflektiert für vorgegebene Ziele verheizen.

  • S
    Schreibär

    Sehr geehrte Frau Gaus, mit einem Satz haben Sie es geschafft, den bisher besten Vorwand für Kriegsbereitschaft und Out of Area-Einsätze der NATO zu demaskieren:

     

    "Wenn man konkret werden will, kann und sollte man auf die Zentralafrikanische Republik schauen. Was dort geschieht, gehört zum Brutalsten und Widerlichsten, was sich seit dem Völkermord in Ruanda auf der Welt ereignet hat. Aber es ist sehr fraglich, ob ausländische Truppen dazu beitragen könnten, dem Grauen dort ein Ende zu bereiten. Schon deshalb, weil beide Seiten schwere Menschenrechts-verletzungen begehen, sich also nur schwer unterscheiden lässt, wer Täter und wer Opfer ist."

     

    Man kann ja keine Massenschlächterei dadurch stoppen, indem man einfach alle totschießt. Will man wirklich Massaker und Völkermorde verhindern, so muss man viel früher ansetzen - bei Bildung, Polizeiausbildung und wirtschaftlicher Stabilisierung. Letztere steht leider nicht immer im Einklang mit kurzfristigen Interessen einflussreicher Gruppen in den NATO-Mitgliedsländern, in China und an der Spitze der Partnerländer selbst.

  • S
    simon

    @gregor Vollkommen richtig.

  • B
    Blechstein

    @Komkomkom

    "Deutschlands internationale Verantwortung" ist eine Leerformel unter der sich alles und nichts subsummieren läßt. "Internationale Verantwortung" ist Blubbundlall und Lallundblubb.

  • B
    Blechstein

    Es hat nichts mit Pazifismus zu tun, wenn man es ablehnt für Wirtschaft und Aktionäre in den Krieg zu ziehen. Dieses Gelulle von humanitären Einsätzen verschleiert die wahren Interessen. Wie groß die Bereitschaft war, dem Töten in Ruanda Einhalt zu gebieten, hat man gesehen. Keine Rohstoffe - keine Hilfe - so einfach ist das.

  • K
    Kaboom

    Die Änderung der Struktur der Bundeswehr in eine Berufsarmee diente selbstverständlich AUCH dem Zweck, diese Art militärische Abenteuer zu erleichtern. Und der deutsche Michel will das mehrheitlich genau so. ansonsten hätte er anders gewählt.

    • @Kaboom:

      Wie hätte er/sie denn anders gewählt? Gysi u. Co sind doch auch schon längst am Umschwenken in Richtung militärischem Interventionismus und "Sicherung deutscher Interessen" am Hindukusch, wie das Buch "Linke Außenpolitik" zeigt. Welche Partei gäbe es nach dem Sündenfall von erst Grünen und dann der Linken denn überhaupt noch, die wirklich konsequent eine "politische" Politik mit demokratischen, zivilen Strukturen vertreten würde, und nicht militärische Gewalt und Machtgebärden mit Politik verwechseln würde?

  • K
    Kritischer

    Den ganzen sogenannten Pazifisten kann ich nur sagen: Bin ich froh, dass die Politiker in den USA, Großbritanien, Kanada, Frankreich, Australien und Russland zwischen 1939 und 1945 sich NICHT dem Pazifismus verschrieben hatten, sondern sich dem Morden und Töten im Namen in den Weg stellten.

    Wie gut Pazifismus funktioniert sieht man ja aktuell am Beispiel Syrien: Dialoge auf Augenhöhe, Runde Tische, Demonstrationen gegen den Krieg, Aufrufe irgendwleche Friedensaktivisten, Demos irgendwelcher Oberstufen...

    Und was bringt es? Rein gar NICHTS. "Mut ist Waffen mit Worten zu bekämpfen"...

    Selten so einen Unsinn gehört, aber ich lasse mich sofort eines Besseren belehren wenn es irgendwelchen Pazifisten geling beispielsweise Assads Armee und die der Islamisten mit Worten zu entwaffen...

    Aber Diese sitzen lieber im sicheren Deutschland und fabulieren von der Militarisierung der deutschen Gesellschaft...

    Einfach lächerlich, aber leider anscheinend Mainstream.

    • H
      Hans
      @Kritischer:

      Hätten die Nazis nicht selber zu den Waffen gegriffen, hätten die Alliierten sie auch nicht bekämpfen müssen. Die Judenvernichtung (und die der Homosexuellen, Roma und politischen Gegner) wäre unter Pazifisten auch nicht geschehen.

      Unsinniger Vergleich.

       

      Gegenbeispiele für funktionierenden, pazifistischen Wiederstand: Ghandi gegen die Briten

       

      Es geht auch nicht um generellen Pazifismus. Es sollte jedoch der Diplomatie vorrang gewährt werden. Und militärische Mittel sollten gesonderter internationaler Legitimation unterleigen.

       

      Ferner heißt es im GG:

      http://dejure.org/gesetze/GG/26.html

      • @Hans:

        Hätte hätte wäre wäre.

        Im Prinzip wäre Ihre

        Ansicht vollkommen richtig. Wenn hätte und wäre ist wäre wäre das sicherlich die beste Welt in der wir leben können.

        Haben nun RU, USA, FRA, GB aus pazifistischer Sicht falsch gehandelt weil sie den Verrückten stoppen wollten?

        • H
          Hans
          @Demokrat:

          So wie es in den Wald schallt...

          Natürlich haben die Alliierten nicht falsche gehandelt, doch das war nicht der Beginn der Argumentation.

  • E
    el_cid

    Militarisierung der deutschen Gesellschaft? Lächerlich. Unsere Streitkräfte sind gemessen an unserer Wirtschaftskraft viel zu klein, unterfinanziert und zu schlecht ausgestattet. Außerdem gibt es wohl kaum ein anderes Land, in dem Soldaten so schlecht angesehen sind, wie in Deutschland. Außenpolitisch kann man auf Dauer nichts erreichen, wenn man nur reden aber nicht handeln kann!

    • H
      Hans
      @el_cid:

      Wir handeln genug. Mit wirtschaftlicher Stärke haben wir es geschafft, die europäischen Mitggliedsländer zu besiegen. Siehe Griechenland, Italien, Spanien, Portugal.

       

      Wozu sollten wir die Streitkräfte auch benutzen. Unserem Land droht von Außen keine Gefahr. Klar, Leute wie Sie fordern sicher auch die Verteidigung unserer Freiheit am Hindukush. Wovor haben Sie Angst?

  • A
    Allesoschönhier

    Den Durchschnittsdeutschen interessieren inzwischen weder deutsche Politiker noch

    Soldaten, Hauptsache alles läuft ruhig und in geordneten Bahnen.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Bei Genoziden ist es keine Frage, ob man eingreifen soll oder nicht. Ruanda hätte verhindert werden können. Sogar leicht.

    • @774 (Profil gelöscht):

      Als ob es bei der neuen deutschen Militarisierung um die Prävention von Genoziden ginge. Das Gegenteil ist der Fall, die Militarisierung der deutschen Gesellschaft verhindert die wissenschaftliche und öffentliche Aufarbeitung von Genoziden und unterdrückt Kritik an Krieg und Gewalt.

      • 7G
        774 (Profil gelöscht)
        @Irma Kreiten:

        Mit Kritik an Genoziden werden diese nicht verhindert. Es muß endlich etwas geschehen.

        • @774 (Profil gelöscht):

          Genozide werden verhindert, indem man im Vorfeld vorbeugt und den Polarisierungen (landläufig "ethnischer Haß" genannt) entgegenarbeitet. Das tut man durchaus u.a. auch mit reden und schreiben. Genauso wie genozidale Pläne und deren Umsetzung mit reden und schreiben vorbereitet werden. Etwa in Ruanda durch das Radio Milles Collines mit Unterstützung der deutschen Welle. Oder denken Sie an Goebbels in Deutschland. Genozide werden verhindert, indem man andere Genozide aufarbeitet und damit auch ein deutliches Zeichen dafür setzt, daß die Weltöffentlichkeit derartige Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht duldet.

          • 7G
            774 (Profil gelöscht)
            @Irma Kreiten:

            Sie stellen sich also hin und sagen: "Wir dulden keinen Genozid!" Und dann gibt es auch keine Genozide mehr. Das halte ich für ein klein wenig unrealistisch.

            • @774 (Profil gelöscht):

              Haben Sie vor Ihrer Antwort eigentlich gelesen, was ich geschrieben habe? Wenn ja, warum legen Sie mir dann unnsinnige Zitate in den Mund? Gehören Sie zu denen, die es für "realistisch" halten, daß Armeen, Waffen und Krieg "Frieden" bringen?

        • H
          Hans
          @774 (Profil gelöscht):

          Ein Anfang wäre es, wenn wir nicht unsere Waffen überall in die Welt exportieren würden.

  • 2
    24328995

    wer hatte da denn Bildredaktion ? dieser deutsche Soldat steht ganz sicher nicht für DIE Bundeswehr...er gehört sichtbar zur Deutsch-Franz. Brigade und untersteht damit dem im franz. Strasbourg residierenden Eurokorps....wenn schon dann doch wenigstens ein bißchen Ahnung...

  • L
    Leibowitz

    Und demnächst in aller Welt im Einsatz, unsere 200 % motivierten Helden.

    Gauck hält eine schmissige Rede, von wegen Verteidigung deutscher Wirtschaftsinteressen und Steinmeier kondoliert mit Betroffnheitsmiene den Familien gefallener Bundeswehrsoldaten/innen.

    Leyen kümmert sich um den Nachwuchs.... für alle wird gesorgt.

  • FU
    Falleri und fallera

    Wir ziehen in den Krieg...

    ...in den Krieg...........

    ...wir ziehen in den Krieg!

    ..krieg ich jetzt noch ne Begründung, für wen eigentlich?

  • P
    PASSIMEL

    Deutschland ist groß. Zu groß, um "das Weltgeschehen von der Seite aus zu kommentieren". Also zu groß, um keine Kriege zu führen. Die schwammige Rhetorik von Gauck, Steinmeier, von der Leyen & Co. muss zunächst in Klartext übersetzt werden. Ja, Deutschland ist groß. Noch bewegt es sich wie ein etwas zu groß geratener Teenager, der nicht so recht weiß, was er mit seinen so großen Händen und Füßen anstellen soll. Es bleibt nur zu hoffen, dass er beim Herumtrampeln nicht so viel Schaden anrichtet.

  • K
    komkomkom

    Deutschland kann sich auf Dauer nicht seiner internationalen Verantwortung entziehen.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Die deutsche Gesellschaft ist glücklicherweise grundsätzlich pazifistisch. Aber mit Einführung einer Berufsarmee sind die Indentifizierungspunkte mit der Bundeswehr verloren gegangen. Da helfen alle Imagekampagnen und das pathetische Geschwurbel wie "Ich diene Deutschland" nichts.

    Im großen und ganzen glaube ich, dass die Bundeswehr den meisten Bürgern heute ziemlich egal ist. Sollten jetzt Menschen, die sich aus freiem Willen zu diesem Beruf entschieden haben, diesen Beruf unter Einsatz ihres Lebens ausüben müssen, so wird das eben hingenommen.

    Mit eingezogenen Wehrpflichtigen hätten wir nicht die Demokratie am Hindukusch verteidigt, oder Expeditionsstreitkräfte nach Afrika geschickt.

    • D
      desillusionist
      @738 (Profil gelöscht):

      "(...) ist glücklicherweise grundsätzlich pazifistisch" - Schön wär's! Nö, die deutsche Gesellschaft ist einfach nur mit Konsumdenken, Wachstums- und Wohlstandsrhetorik derart abgefüttert bis Oberkante Unterkiefer, daß sie keinen Sinn mehr für Anderes hat. Schon gar nicht für Konflikte in anderen Erdteilen und die Frage, ob man dort evtl. auch sein eigenes Leben riskieren sollte. Das stört nur die Wellness.

       

      Lieber immer weiter und weiter mit "Wachstum und Wohlstand / Wachstum und Wohlstand / Wachstum und ..."

      • 7G
        738 (Profil gelöscht)
        @desillusionist:

        Auch wenn das vielleicht zynisch klingt, aber ich denke Wohlstand führt zu Pazifismus - man hat nämlich was zu verlieren. Wir haben den längsten Zeitraum des Friedens in Westeuropa in der Geschichte, ich denke das ist auch der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet.

      • H
        Hans
        @desillusionist:

        Die Gründe mögen stimmen, warum "die Deutschen" sich weniger militaristisch selbst involvieren wollen. Kann man es verdenken? In den Krieg ziehen ist nicht so toll.

         

        Aber warum sollte grade Deutschland militaristisch in Konflikte eingreifen. Warum nicht Bünde (z.B. UN), wo es einfacher ist, rein wirtschaftliche oder andere Interessen eines Einzellandes auszuschließen?

    • @738 (Profil gelöscht):

      Was Gregor Sommer schreibt, hat seine Richtigkeit. Nur ist die Bundeswehr kein Staat im Staate - nach wie vor wird das Credo vom "Staatsbürger in Uniform" abgesondert.

       

      Erstens unterliegt ein Staatsbürger vornehmlich den Regeln des Grundgesetzes und weniger denen des Verteidigungsministeriums, und die sehen einen militärischen Einsatz nur im Verteidigungsfall vor und verbieten Präventivkriege. Und zweitens steht die Bundeswehr Pate für einen angeblich demokratischen Staat Deutschland, der seine Unabhängigkeit wahrt und sich nicht in aussichtslose militärische Operationen verwickeln sollte: NATO-Bündnis hin oder her!

       

      Wer wirklich als Pazifist ernst genommen werden will, der darf sich nicht in faule Kompromisse einlassen und auf Sprüche vom Kriegseinsatz für den Frieden hereinfallen. Gewalt zieht Gegengewalt nach sich. Krieg entfaltet ein Eigenleben und gerät außer Kontrolle. Denn es gibt nur einen einzigen Frieden - kein Krieg!

      • D
        dave
        @Peter A. Weber:

        Es gibt Frieden, aber wie soll man in Frieden leben wenn Banden dörfer entvölkern und brandschatzen? Wie soll man in Frieden leben wenn man jederzeit von der Regierung verhaftet werden kann?

         

        Der sogenannte Pazifismus kostet genauso Menschenleben - jene die gerettet worden wären hätte man interveniert.

         

        Dogmatische "Krieg ist scheiße" Parolen bringen uns nicht weiter und helfen niemandem. Man muss von Fall zu Fall abwägen, dabei muss man sich dann auch eingestehen, dasss man entweder nicht viel erreicht (Afghanistan) oder etwas erreicht unter hohen Verlusten an Menschenleben (Irak).

         

        Die Problematik das moralisch und politisch sinnige Einsätze von wirtschaftlichen Interessen gekapert werden können ist mir bewusst, aber das kann bei jeder Sache passieren.

  • RF
    Rosa Finkel

    Köstlich Frau Gaus - "wen verfolgt unsere Regierung mit ihren Einsätzen?"

    Welche Intention verbindet sie mit einer Intervention?

    Als Gauck sich in das Tagesgeschäft einmischte, hatte er weder den Auftrag noch war er in der "Verfassung" sich kontrolliert zu artikulieren.

    Bei unser Verteidigungsministerin entsteht der Eindruck, sie habe durch die Installation von Kindergärten in den Kasernen eine Neuauflage von Lebensborn im Sinn. Wenn sie heute sagt: "Räder müssen rollen für den Sieg, meint sie sicherlich die Räder am Kinderwagen.

    Steinmeier, der lt. Pressemitteilungen inzwischen so bekannt wie Persil und so beliebt wie Marzinpankartoffeln ist, ist keiner weiteren Erwähnung wert.

  • K
    Klarsteller

    Unter Rot-Grün wurde Krieg wieder möglich.

    Unter Schwarz-Rot wir "Hurra, wir ziehen in den Krieg!" salonfähig.