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Debatte BND-NSA-SkandalJeder Verdacht wird entsorgt

Kommentar von Wolfgang Gast

Der Skandal um die Zusammenarbeit von Bundesnachrichtendienst und US-Geheimdienst NSA zieht größere Kreise – ohne weitere Folgen.

Die Affäre um Bad Aibling zieht immer weitere Kreise. Bild: dpa

W enn jemand in der Politik „nach bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt haben will, dann ist Gefahr im Verzug. Energisch weist Angela Merkel den Verdacht zurück, die Bundesregierung habe die Öffentlichkeit über die Aussichten für ein No-spy-Abkommen mit den USA getäuscht. Die CDU-Chefin bestreitet, im Wahlkampf 2013 über ein mögliches Wir-bespitzeln-uns-nicht-gegenseitig-Abkommen mit Washington gelogen zu haben.

So wird jetzt überall Verdacht entsorgt. Deutsche Sicherheitsbehörden haben nach Angaben von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen keinerlei Indizien für Wirtschaftsspionage der USA. „Wir haben bislang keine Beweise, dass amerikanische Nachrichtendienste deutsche Topunternehmen ausspähen“, sagte er Mitte der Woche anlässlich einer Sicherheitstagung in Berlin. Er warnte, nicht jeden Verdacht dazu zu nutzen, die Zusammenarbeit mit den USA zu diskreditieren. Nach wie vor gelte: „Die Amerikaner waren, sind und bleiben für uns ein ganz wichtiger Partner.“

Die zum Wochenende bekannt gewordenen Zahlen passen in dieses Bild. Der Bundesnachrichtendienst liefert dem US-Geheimdienst NSA jeden Monat bis zu 1,3 Milliarden Meta- oder Verbindungsdaten. Das Nachrichtenportal Zeit Online beruft sich in seiner Meldung auf eine Einsichtnahme in vertrauliche Akten. Einen Einfluss auf die weitere Nutzung der Daten durch die NSA hat der deutsche Auslandsgeheimdienst demnach nicht. Der BND sammelt danach pro Tag etwa 220 Millionen solcher Daten. Hochgerechnet auf den Monat wären das etwa 6,6 Milliarden Daten. Einen Einfluss darauf, was die NSA anschließend mit den Daten macht, hat der BND nicht. Gleichwohl sehen BND und Kanzleramt das Vorgehen durch deutsche Gesetze gedeckt.

Die Affäre belastet inzwischen auch die Zusammenarbeit des BND mit seinen anderen Partnerdiensten. Sie sollen sich besorgt gezeigt haben, weil zuletzt zahlreiche geheime Informationen über Projekte zwischen dem deutschen Auslandsdienst und der NSA an die Öffentlichkeit gelangt seien oder im NSA-Untersuchungsausschuss noch zur Sprache kommen könnten.

Deutschland hat andere Sorgen

Konsequent hat sich denn auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder über die Veröffentlichung geheimer Dokumente im Zuge der NSA-BND-Affäre empört. Dass diese Papiere in Zeitungen oder im Internet auftauchten, sei nicht tragbar, sagte der CDU-Politiker. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hält die internationale Zusammenarbeit der Geheimdienste hingegen nicht nur für tragbar, sondern für unerlässlich. „Kein Land der Welt in unserer Größenordnung wäre imstande, im Ausland ohne die Zusammenarbeit der anderen Dienste so aufzuklären, dass die Sicherheit des Landes zu gewährleisten wäre.“

Die Plattform Wikileaks hat am Dienstag Sitzungsprotokolle des NSA-Untersuchungsausschusses ins Internet gestellt. Bisher waren diese nicht zugänglich – auch nicht solche der öffentlichen Sitzungen. Nun finden sich unter den Wikileaks-Dokumenten sogar einige Protokolle nichtöffentlicher Sitzungen. Zuvor waren immer wieder vertrauliche Informationen an Medien weitergegeben worden.

Derzeit konzentriert sich die Aufklärung durch das Parlamentarische Kontrollgremium und den NSA-Ausschuss auf die sogenannten Selektoren. Das sind Suchbegriffe, die die NSA dem BND übergab, der damit Telekommunikationsdaten durchkämmte. Opposition und SPD fordern deren Offenlegung, die Kanzlerin will sich artig um ein positives Votum bei dem Bündnispartner kümmern. Klar, der wird ablehnen. Und dagegen kann niemand von Deutschland aus ernsthaft etwas unternehmen. Aber Merkel hat sich bemüht, nach bestem Wissen und Gewissen, versteht sich, mit dem gewohnt sicheren Gefühl für die Lage: dass nämlich das Gros der deutschen Bevölkerung ganz andere Sorgen hat.

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8 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wenn Leute wie Thomas de Maizière (CDU) ihre permanenten Fehlleistungen damit rechtfertigen wollwn, dass diese Form der Aufklärung für die "Sicherheit des Landes" unerlässlich sei, dann stellen sich doch zwingend drei Fragen:

    1.) Welche Aufklärung? (Ergebnis = Null)

    2.) Welche Sicherheit? (geschüttelt oder gerührt?)

    3.) Welches Land? (Bonanza?)

  • Ich empfinde es als äusserst bedrohlich für den Frieden in den Bevölkerungen in Europa, wenn wie auch schon von anderen beschrieben, der Parlamentarismus sich zum von Finanzmärkten gesteuerten Selbstläufer entwickelt. eigentlich bräuchte es tiefgreifende Reformen in der Tatsache, das die politische Kaste Macht ans Volk zurückzugeben hat. Die Idee von Volksentscheiden ähnlich der Schweiz wäre wohl fürs Demokratieverständnis hilfreich. Wenn politische Entscheide quasi nur noch getrieben werden von überschuldeten Haushalten und der Frage, wie zuerst einmal der umsätzliche Nutzen in Gesetzesform gegossen werden kann(Beispiel Rundfunkstaatsvertrag), bleiben eben große Teile der Bevölkerungen in der Wissenfrage aussen vor. Glauben dürfen wir, hoffen und vermuten und durch teils sinnlosestes Erarbeiten alles bezahlen. Aber das Wissen um die Dinge ist die Macht. Und die bleibt i.a.R. unter regierendem Verschluss. Ich denke, wenn Politik aus ehrlichen Motiven gemacht werden würde, liefe diese "Gefahr", das Volk mitzunehmen und wissend zu machen. Bedeutet, beständige Dezentralisierung der Machtverhältnisse.

  • Es erstaunt mich nicht, dass auch so was keine Konsequenzen hat, denn die Menschen haben sich daran gewöhnt, dass die Masse der verantwortlichen Politiker ständig lügt. Und selbst wenn ein größerer Teil der Bevölkerung erzürnt wäre - was sollten sie tun? Mit demokratischen Mitteln haben sie nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

  • PETITION: Rücktritt von Bundeskanzlerin Merkel als Konsequenz aus No-Spy-Lüge im Wahlkampf 2013

     

    https://www.openpetition.de/petition/online/ruecktritt-von-bundeskanzlerin-merkel-als-konsequenz-aus-no-spy-luege-im-wahlkampf-2013

    • 4G
      4932 (Profil gelöscht)
      @tazzy:

      Die Geschichte mit dem No-Spy-Abkommen ist einfach nur ein Mißverständnis. Merkel und die CDU wollten natürlich nicht das 'Ausspionieren' durch die Amerikaner verhindern. Das ist doch das gute Recht der Amis. Merkel verstand darunter ein 'No Spei - Abkommen' und meinte 'Nicht erbrechen, nicht ausspucken, nicht kotzen, ...' und wollte nur sagen, daß es nicht schicklich ist, auf der Straße, in einer Gasttätte, im Flugzeug ....). Merkel kannte damals das Wort 'Spy' noch nicht. Ein No-spy-Abkommen würde sie den Amerikanern nie zumuten: 'Nein, das geht gar nicht'.

      • @4932 (Profil gelöscht):

        Ts das Wort Spy nicht kennen. das wäre ja so als würde jemand das Internet als Neuland bezeichnen.

  • Es stellt sich einem wirklich die Frage.... was geht in den Köpfen der leute (nicht) vor.... ??? So wirklich scheint all das niemanden zu interessieren... wobei es eigenmtlich eine Staatsaffäre solchen Ausmaßes ist, dass die komplette Regierung abgelöst werden und Neuwahlen ausgerufen werden müssten.

     

    Nicht mal die Opposition schlachtet diese Vorgänge gebührend aus.

  • Es ist mir schon klar, dass Kauder nicht begeistert über Lecks im Bundestag ist. Immerhin wird es wohl auch einen G36-Ausschuß geben und da werden seinen Stammtischfreunde von Heckler und Koch gar nicht gut weg kommen.

     

    Der Politikverdrossenheit der Wähler wird das auch keine Abbruch tun...... ungestört vom Wähler schalten und walten können, ist der Traum jeder Regierung...