Debakel um Euro Hawk-Drohnen: Lammert kritisiert de Maizière
Bundestagspräsident und CDU-Mann Lammert wirft dem CDU-Kollegen Versäumnisse in der Euro Hawk-Affäre vor. Der Verteidigungsminister wiederum ist ganz selbstbewusst.
BERLIN dpa | Bundestagspräsident Norbert Lammert sieht Versäumnisse von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (beide CDU) bei der gescheiterten Beschaffung von Drohnen für die Bundeswehr. „Man muss schon sehr viel Mut haben zu behaupten, der Ausschuss habe den Nachweis geführt, dass das Ministerium im Allgemeinen und der Minister im Besonderen alles richtig gemacht haben“, sagte Lammert der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung laut Vorabmeldung.
Vor allem CDU-Politiker hatten nach Abschluss der Arbeiten des Drohnen-Untersuchungsausschusses die Auffassung vertreten, der Minister habe alles richtig gemacht.
Forderungen aus der Opposition, de Maizière solle wegen der gescheiterten Drohnen-Beschaffung sein Amt niederlegen, wies Lammert zurück. Die Behauptung, dieser sei seinem Amt nicht gewachsen und müsse zurücktreten, komme ihm unangemessen vor.
Die Beschaffung der Aufklärungsdrohne „Euro Hawk“ war vor mehr als zehn Jahren in die Wege geleitet worden. Mitte Mai 2013 stoppte das Verteidigungsministerium das Projekt wegen Problemen mit der Zulassung und drastisch steigenden Kosten. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 668 Millionen Euro in das Projekt geflossen.
De Maizière will bleiben
Auf die Frage, ob Untersuchungsausschüsse überhaupt einen Sinn hätten, wenn reflexhaft in parteipolitischen Kategorien gedacht werde, antwortete Lammert: „Das muss ja nicht so sein.“ Bei parallel tagenden Untersuchungsausschüssen habe man dies gerade erlebt: „Beim NSU-Ausschuss spielte Parteipolitik kaum ein Rolle.“
De Maizière (CDU) möchte sein Amt so oder so im Fall eines CDU-Wahlerfolges am 22. September gern behalten. „Ich würde mich freuen, die Dinge für die Bundeswehr weiter gestalten zu dürfen“, sagte er der in Dresden erscheinenden Sächsischen Zeitung. „Jetzt warten wir aber das Wahlergebnis ab. Und wie im Fußball stellt dann der Trainer die Mannschaft auf.“
De Maizière versicherte, dass er Lehren aus dem Debakel um das gescheiterte Drohnenprojekt gezogen habe. „Und einige weitere werden sicher noch zu ziehen sein, wenn der Wähler es so will auch nach der Bundestagswahl.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands