Datenschutzbeschwerde gegen Google: Angriff auf Schnüffelapps
Datingapps und Spiele für Kinder, die über Android laufen, verfolgen Nutzeraktivitäten. Datenschutzaktivisten fordern nun eine Prüfung.
Im Zentrum der Beschwerde steht die Android Advertising-ID (AAID) – ein Code, der den Besitzer eines Smartphones gegenüber den Apps eindeutig identifiziert. Indem die Betreiber verschiedener Apps und Google selbst auf diesen Code zugreifen können, lässt sich das Onlineverhalten konkret einer Identität zuordnen. „Die versteckte ID ermöglicht es Google und allen Apps auf dem Telefon, Nutzer:innen zu verfolgen und Informationen über das Online- und Offlineverhalten zu kombinieren“, so Noyb.
Android ist der Marktführer unter den Betriebssystemen für Smartphones. Auch Einstiegsmodelle etwa für Kinder laufen unter Android. Während der oft lebenslangen Partnerschaft zahlen die Kunden für das vermeintlich kostenlose Betriebssystem mit ihren Daten: Viele der Apps können ihre Erkenntnisse über die Nutzer mit der Identifikationsnummer verbinden. Damit vermitteln sie ein umfassendes Bild von deren Verhalten.
Wer also etwa auf Datingplattformen wie Tinder oder Grindr seine sexuellen Vorlieben eingibt, teilt sie unwissentlich mit Google und seinen Werbepartnern, lautet der Vorwurf. Aber auch Spiele für Kinder sind immer wieder in Verdacht geraten, Daten mit der AAID zu verbinden. Dazu gehörten beispielsweise „Princess Salon“, das einen Schönheitssalon für Prinzessinnen simuliert, oder eine App zum Ausmalen von 3D-Figuren. Diese Anwendungen musste Google nach Beschwerden von Datenschützern aus dem App-Store nehmen.
Zurück zur Selbstbestimmung
Die Aktivisten wollen zu einem Zustand zurück, wo Smartphone-Anwender wählen können, welche Informationen sie mit Werbetreibenden teilen und welche nicht. Im Prinzip sehen die Datenschutzregeln das für EU-Bürger bereits vor. Google hält sich nach Ansicht von Schrems bloß nicht daran.
Der große Konkurrent Apple, auf den fast der gesamte Rest der Handy-Betriebssysteme entfällt, will es künftig besser machen. Seit Februar müssen die Kunden ausdrücklich zustimmen, bevor das Handy mit der Datensammelei beginnt. Auch hier hatte Schrems vorher Druck aufgebaut.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier