Das neue Lehrjahr beginnt: Corona bremst Azubis aus
In Hamburg gibt es weniger Lehrstellen und Bewerber*innen. Betriebe halten sich zurück, weil sie mit der Corona-Epidemie zu tun haben.
„Durch die Folgen der Pandemie mit Lockdown und Shutdown sind viele Arbeitgeber in eine Schieflage geraten“, sagt Agentursprecherin Marina Marquardt. Es sei den Betrieben darum gegangen, sich „über Wasser zu halten“, sagt sie.
„Eine schmerzliche Entscheidung“, findet Reinhold Wellen, der stellvertretende Geschäftsführer der Arbeitsagentur. Die Arbeitgeber wüssten, dass „innerhalb der kommenden zehn bis zwölf Jahre etwa 170.000 Beschäftigte der Babyboomer-Jahre wegen ihres Renteneintritts aus dem Erwerbsleben ausscheiden und eine große Fachkräftelücke hinterlassen.“
„Starke Rückgänge sind in den Branchen zu verzeichnen, die besonders von der Pandemie betroffen sind“, sagt Katharina Lach, Referentin für Berufsbildung der Handelskammer Hamburg. Dazu gehöre das Hotel- und Gaststättengewerbe, der Handel und die Veranstaltungswirtschaft. Die Pandemie habe das Abschließen von Ausbildungsverträgen drei Monate lang gebremst, sagt auch Reinhold Wellen von der Arbeitsagentur.
Praktika abgesagt
Doch zusätzlich zu der größeren Zahl an Jugendlichen, deren Bewerbungen gescheitert sind, haben sich auch 841 Hamburger*innen weniger als Ausbildungssuchende bei der Agentur registriert. Katharina Lach erklärt, dass manche junge Menschen verunsichert seien. Viele Praktika seien abgesagt worden. Zudem sei der „coronabedingte weitgehende Ausfall der Berufsorientierung an Schulen“ problematisch.
Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Fitzenberger geht gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland von langfristigen Folgen auch für die Schulabgänger*innen selbst aus: Die Zahl an Auszubildenden, die ohne abgeschlossene Berufsausbildung bleiben, könnte in den kommenden „Jahrgängen größer ausfallen als in anderen – mit Folgen für den ganzen Lebenslauf“. Maike Krob
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“