piwik no script img

Das WM-Teil XVIIISchland mit Bart

Gesichtsschminke ist so was von 2006: Wenn es um fanmeilentaugliche Outfits geht, ist der Fan-Bart in Schwarz-Rot-Gold state of the art.

Muss man haben: den Schland-Bart. Bild: taz

Wie gerne würde ich mir einen Oberlippenbart stehen lassen. Einen richtigen Männerbalken, wie ihn der Brasilianer Fred im Gesicht trägt. So formvollendet und präsent, wie es schöner nicht geht. Aber es funktioniert nicht. Alles, was mein Gesichtshaar hergibt, ist ein walfängerartiges Gewächs entlang der Wangenknochen. Das taugt gerade einmal dazu, Hals und Konterfei sauber voneinander zu trennen.

Meinem Gesicht aber fehlt die Balance. Dieses Ungleichgewicht zwischen den Ohren macht mich wahnsinnig. Ein Gegenpart muss her. Doch bisher sind alle Versuche gescheitert. Egal, wie lange ich die Bartregion unterhalb der Nase vor sich hin habe wachsen lassen: Über das Flaumstadium ist mein Schnauzer nie hinausgekommen. Nichts da mit Männerbalken – nach kläglichster Mittelstufe sah das aus.

So geht’s nicht weiter. Ein Glück, dass WM ist. Ein noch größeres Glück, dass es längst Standard ist, sein Fantum am eigenen Körper zu manifestieren. Dementsprechend mannigfaltig ist die Auswahl an Accessoires, mit denen man sich deutschlandfarbig aufhübschen kann. Gesichtsschminke aber ist so was von 2006. Darum gibt es jetzt den Fan-Bart, einen Kunstschnauzer zum Aufkleben.

Ein polyesterner Traum in Schwarz-Rot-Gold ist das. Und die Lösung meines Bartproblems obendrein! Ist der Papierstreifen abgezogen und die Klebefläche freigelegt, klatsche ich mir den Fan-Bart über die Schnauze. Als wäre er schon immer da gewesen – so fühlt sich der Fan-Bart an. Nicht einmal pflegen muss ich ihn. Er hält seine Form bis in alle Ewigkeit. Dass das Ding haart? Egal. Dass es nicht richtig hält und mir zigmal ins Bierglas fallen wird? Geschenkt. Dass ich mich damit zum größten aller Schland-Dödel mache? Scheiß drauf. Hauptsache, beschnauzt jubeln.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!