Das WM-Teil IV: Schwenken statt schälen
Ein Kartoffelsalathersteller aus Brandenburg lässt eine junge Dame in sorbischer Tracht zum WM-Start Fähnchen schwenken. Was sagt uns das?
Wir haben an dieser Stelle schon über allerlei schwarz-rot-goldenen Unrat berichtet, der zur WM feilgeboten wird. Das wichtigste aller WM-Utensilien aber haben wir bislang schmählich ignoriert: Das FÄHNCHEN.
Ob aus dem Fenster geschwenkt oder auf für Fahrradfahrer in äußerst gefährlicher Ohr-Höhe am Auto angebracht, bald flattern die Dinger wieder fröhlich im Wind. Nationalstolz und so … Sie wissen ja: Wenn Fußball gespielt wird, dürfen auch wir Deutschen das …
Warum aber nun auch die junge Dame in sorbischer Tracht, die eigentlich den „Golßener Spreewälder Frühlingskartoffelsalat“ bewirbt, nun ebenfalls zwei Fähnchen schwenkt, lässt die Autorin verwirrt zurück. Das satte, jedoch unbestimmte Grün der ursprünglichen Anzeige ist einem verschwommenen Fußballstadion gewichen. Verrückt.
Ich kann daraus nur einen Schluss ziehen: Die Dame aus der Werbung ist mitnichten, wie bislang von mir vermutet, ein Symbol für Großmutters Zeiten, an die ich beim Genuss des Kartoffelsalates denken soll, um nicht aus Versehen eine Fabrik zu imaginieren.
Vielmehr wird mir nun klar: Die fleißigen Damen aus der Golßener Manufaktur tragen offenbar tatsächlich sorbische Tracht beim Kartoffelnschälen – und nun hat ihnen der freundliche Fabrikinhaber ein wenig frei gegeben, damit sie sich, wie alle anderen Deutschen auch, fähnchenschwenkend auf die WM einstimmen können. Ich bin gerührt. Was König Fußball alles zu bewegen in der Lage ist.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär