: Das Reich des Wachtelkönigs
■ 740 Hektar Elbmarsch bei Francop als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen
Auch Umweltschützern sind ab und zu Erfolge vergönnt. 740 Hektar der Elbmarschen zwischen Neugraben und den Francoper Obstwiesen sollen als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen und damit als Lebensraum für den vom Aussterben bedrohten Wachtelkönig erhalten werden. Das beschloß der Hamburger Senat gestern. „Ich betrachte das persönlich als meinen größten Triumph“, sagte Uwe Westphal vom Naturschutzbund (Nabu).
Westphal hat allen Grund zur Freude, hatte er doch jahrelang für den unscheinbaren kleinen Vogel gekämpft und war dafür zum Teil heftig angegriffen worden. Gestern freute sich Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) mit ihm, „weil wir einen big point gemacht haben für den Naturschutz in Hamburg“. Denn das jetzt geschützte Gebiet sei eines der bedeutendsten Brutgebiete des Wachtelkönigs in Deutschland und eines der ganz wenigen, in denen die Zahl der Tiere nicht von Jahr zu Jahr abnimmt.
Als Wermutstropfen bezeichnete Westphal, daß der umstrittene und zurückgestellte Bebauungsplan „Neugraben-Fischbek 15“ mit der Anmeldung des Vogelschutzgebietes nicht vom Tisch ist. Er sieht rund 3000 Wohnungen direkt neben dem Schutzgebiet vor. Der Nabu befürchtet, daß Ausflügler und Spaziergänger aus dem geplanten Wohngebiet die wenigen Tiere empfindlich stören könnten. Bei der jüngsten Zählung wurden 28 Männchen ermittelt.
Entschieden hat die rot-grüne Koalition dagegen, daß die geplante Autobahn A26 nicht durch das Reich des Wachtelkönigs gebaut wird, so sie denn kommt. „Die A26 könnte nur durch die Obstwiesen führen“, sagte Porschke, würde also nördlich der Moorwettern an dem geplanten Schutzgebiet vorbeilaufen. „Wir übernehmen mit der Anmeldung unseren Teil der globalen Verantwortung, besonders bedrohten Tieren ihren Lebensraum zu erhalten und sie vor dem Aussterben zu bewahren“, bekräftigte der Umweltsenator.
Die extensive Landwirtschaft im Moorgürtel hat das Gebiet laut Umweltbehörde zu einem idealen Brutgebiet für den Wachtelkönig gemacht. Hier findet er die unterschiedlichen Lebensräume, die er für seine Vermehrung und die Aufzucht seiner Jungen braucht, auf engstem Raum beisammen.
Gernot Knödler
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