Das Ende eines Tabus: Italien gibt grünes Licht für alkoholfreien Wein
In dem Land galt Wein ohne Alkohol nie als Wein. Ein Beschluss des Landwirtschaftsministeriums ändert das jetzt.
dpa | In Italien war alkoholfreier Wein lange ein Tabu: Traditionalisten fürchteten eine Verwässerung der italienischen Weinkultur. Nach langen Debatten ist der Weg für die inländische Produktion nun frei.
Lange Zeit galt in Italien eine ungeschriebene Regel: Wein ohne Alkohol ist kein Wein. Doch nun öffnet sich das Land für die Produktion von entalkoholisiertem Wein. Finanz- und Landwirtschaftsministerium in Rom unterzeichneten ein Dekret, mit dem der steuerliche Rahmen für die inländische Produktion alkoholfreier Weine offiziell festgelegt wird. Die italienische Weinindustrie wartete mehrere Monate auf das endgültige grüne Licht dafür.
Seit 2021 gilt Wein, dem der Alkohol entzogen wurde, in der EU auch als Wein. Italien hatte sich lange Zeit gewehrt, diese Verordnung zu übernehmen. Traditionsbewusste Winzer fürchteten eine Verwässerung der italienischen Weinkultur.
Auch Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida von der Rechtspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) sprach sich zunächst dagegen aus: „Nennt es ein Getränk auf Traubenbasis, aber keinen Wein“, sagte Lollobrigida noch 2024, als die Debatte um alkoholfreien Wein in Italien besonders hitzig geführt wurde.
Klarer Rechtsrahmen fehlte seit einem Jahr
Francesco Lollobrigida, Landwirtschaftsminister
Vor gut einem Jahr jedoch die Kehrtwende: Italien reagierte auf die wachsende Beliebtheit von alkoholfreien und alkoholarmen Weinen (NoLo-Weinen – no and low alcohol) und machte den Weg für die Produktion von entalkoholisiertem Wein grundsätzlich frei. Ein klarer Rechtsrahmen dafür fehlte jedoch noch.
Das nun unterzeichnete Dekret schafft Klarheit bei Verbrauchssteuern, Genehmigungen und Vertrieb. Außerdem regelt es Zulassung, Lagerung sowie administrative Pflichten und Transportvorschriften für NoLo-Weine. Damit können Weingüter laufende Projekte konkretisieren. Lollobrigida erklärte, es eröffneten sich neue Chancen.
NoLo-Weine langfristiger Wandel
Vertreter der Weinindustrie begrüßten den Schritt ausdrücklich. Die Nachfrage nach Weinen mit geringerem Alkoholgehalt könne nicht länger als Modeerscheinung betrachtet werden, sondern als langfristiger Wandel.
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