piwik no script img

Dänischer LuftraumDrohnen bleiben in den Köpfen

Anne Diekhoff
Kommentar von Anne Diekhoff

Die Regierung in Dänemark muss souveräner mit der Angst der Bevölkerung vor Angriffen umgehen. Sonst erreichen Drohnen schon jetzt ihr Ziel.

Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen gibt eine Pressekonferenz am Flughafen Kopenhagen, Dienstag, 23. September Foto: Emil Nicolai Helms/Scanpix/imago

V or zwei Wochen erst kündigte die dänische Regierung einen historischen Waffendeal an: Umgerechnet 7,7 Milliarden Euro sollen für neue Luftabwehrsysteme ausgegeben werden. Stets betont sie die herausfordernde sicherheitspolitische Lage – Dänemark müsse sich verteidigen können.

Was nützt das aber, wenn man nicht einmal mit ein paar Drohnen fertig wird? Das war nur eine der Fragen, die plötzlich auftauchten.

Zweimal kurz nacheinander musste das Land hinnehmen, dass Drohnen den Luftraum über seinen Flughäfen gefährden. Nach dem jüngsten Vorfall wird die Regierung von der Opposition, aber auch von Beobachtern kritisiert: Sie schaffe es nicht, die Bevölkerung zu beruhigen. Und sie sehe schwach aus angesichts der Reaktion.

Die Regierung sagte am Donnerstag: Ziel von hybriden Angriffen – so bewertet sie die Drohnen-Vorfälle – sei es, Angst zu verbreiten und Gesellschaften zu spalten. Im Moment sieht es fast danach aus, als habe der noch nicht identifizierte Angreifer direkt Erfolg.

Wie soll das Geschehen Menschen aber auch nicht verängstigen, für die ein Naherücken offenkundig feindlicher Aktivitäten bislang unvorstellbar war? Wie sollen Menschen ruhig bleiben, die nicht wissen, wer da was mit ihnen vorhat? Perfide Psychospiele: Es ist nicht leicht, darauf effektiv zu reagieren.

Ob Dänemark wirklich schlechter auf Drohnenangriffe vorbereitet ist als andere Länder, ist schwer zu sagen. Was aber klar ist: Es reicht nicht zu betonen, dass man die Situation ernst nehme. Wenn der Verteidigungsminister will, dass das Land ruhig bleibt, kann er nicht nur unangenehme Fakten wiederholen, wie die, dass die Drohnentechnik sich extrem schnell entwickle und man kaum hinterherkomme.

Er muss auch in einer solchen Lage fähig sein, das Vertrauen zu schaffen, dass der Staat mehr Kontrolle hat als die Bevölkerung selbst. Und wenn es nur ein rhetorischer Kniff wäre, geschicktere Kommunikation – alles ist besser, als dass der ominöse Drohnen-Akteur sich ins Fäustchen lacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Anne Diekhoff
Nordeuropa-Korrespondentin
Seit 2022 bei der taz. Erst als Themenchefin in Berlin, jetzt als Korrespondentin in Schweden. Früherer Job im Norden: Trolle verkaufen am Fjord. Frühere Redaktionen: Neue OZ, Funke, Watson. Skandinavistin M.A.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Wie einst schon sinngemäß ein deutscher Politiker formulierte,



    "Wir möchten die Bevölkerung nicht mit Informationen beunruhigen.", wäre vlt. auch hier eine Möglichkeit gewesen.



    Zumindest solange man keine klaren Erkenntnisse und einen Plan zum Geschehen aufzeigen kann.



    Auch die offenen Worte Stoibers über Nachtsitzungen, gingen in diese Richtung.



    Sinngemäß, "Das müssen die Bürger doch gar nicht mitkriegen."



    Geäußert in einer Nachrichtensendung des ÖRR.



    Vielleicht können sich die Däninnen daran orientieren, um Aufregungen in der Bevölkerung demnächst zu vermeiden.

  • Ich kann das mit den substanzlosen Warnungen und Androhungen seitens der Nato-Staaten und ihres Generalsekretärs langsam nicht mehr verstehen. Da wird immer rumgeeiert. Abschreckung wäre, wenn man konsequent auch abschiesst, man muss ja nicht mit den berühmten Kanonen auf Spatzen schiessen aber mal so ein paar Teile runterholen um zu sehen, wo die genau herkommen, Funksignale scannen und orten, elektronisch stören, das müsste doch mal drin sein. Momentan werden doch nur die Schwäche und die Handlungsunfähigkeit demonstriert.



    Setzt eigene Drohnen ein, die die russischen Spionage- und Kriegsschiffe begleiten und lasst euch aus der Bevölkerung helfen. Anarchisten bauen auch Drohnen für den ukrainischen Abwehrkampf und hier stehen Staaten mit zusammen 400 Mio Einwohnern und lassen sich von einem Diktator mit einem Land mit 140 Mio Einwohnern vorführen und tun fast nichts.

  • "Die Regierung in Dänemark muss souveräner mit der Angst der Bevölkerung vor Angriffen umgehen. Sonst erreichen Drohnen schon jetzt ihr Ziel."

    Eine wohlfeile Forderung der Autorin. Mögliche Lösungsansätze, WAS die Regierung in Dänemark jetzt konkret machen soll kann ich dem Text allerdings nicht entnehmen.

    Es ist ja auch nicht einfach.