DFB-Pokalsieg von RB Leipzig: Zwanghafte Performance
RB Leipzig gewann den DFB-Pokal, weil er musste. Zum Glück gibt es noch Clubs, die nicht zum Siegen verdammt sind.
W arum hat RB Leipzig eigentlich den DFB-Pokal gewonnen? Und nicht der SC Freiburg? Optimismus lässt sich bei Bob Dylan finden: „The loser now / Will be later to win / For the times they are a-changin’.“
Ein Wort wie „RasenBallsport“ wäre Bob Dylan vermutlich nie eingefallen, aber der wird ja am Dienstag 81 Jahre alt, muss nicht um seine Rolle in der Musikgeschichte fürchten und ist eher so eine Art Christian Streich der Rockmusik.
RB Leipzig hingegen musste gefälligst den DFB-Pokal gewinnen. Der Verein ist schließlich nicht gegründet worden, weil irgendwelche jungen Leute gerne kicken, sondern weil der Weltkonzern Red Bull auf Vermarktung via Sport setzt. RB muss also Titel um Titel gewinnen, weil sich die Investitionen amortisieren müssen. Mag sein, dass Geld keine Tore schießt, wie es immer wieder heißt, aber zum einen sorgt die finanzielle Ausstattung dafür, dass ein Ensemble hochqualifizierter Spieler, Trainer und Betreuer guten Fußball bietet. Und der ökonomische Druck ist es, der RB-Trainer und -Manager bei dieser, wie man dann sagt: Performance so zwanghaft wirken lässt.
Fußball ist wie das richtige Leben: Wer sich eine Immobilie in einer Szenegegend kauft, sorgt dafür, dass diese ein Stadtteil von Leuten wird, die sich in Szenegegenden einkaufen – und sucht das Glück entsprechend im Noch-mehr-Einkaufen. Nach der gleichen Logik sorgt, wer sich in den Fußball einkauft, dafür, dass der sich bald als Sammelbecken von Investoren präsentiert.
Auf dem Weg dorthin ist der Fußball schon weit gekommen, aber ganz so schlimm ist es noch nicht. Das DFB-Pokalfinale war ja keine Demonstration Leipziger Überlegenheit. Vielmehr spielten RB und der SC Freiburg auf ähnlichem Niveau, bis letztlich das Elfmeterschießen entschied. Es gibt eben nicht nur Klubs, die von Markt und Investoren zum Siegen verdammt sind und für die einstige Freude am Spiel der Befriedigung weicht, das Saisonziel erreicht zu haben. Es gibt zum Glück noch Vereine, die zwar kapitalistisch aufgestellt sind, deren ökonomisches Modell aber darauf fußt, mitspielen zu können.
RB muss also Titel um Titel gewinnen, weil sich die Investitionen amortisieren müssen
Fairplay fürs freie Netz
Auf taz.de finden Sie unabhängigen Journalismus – für Politik, Kultur, Gesellschaft und eben auch für den Sport. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Inhalte auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich leisten kann, darf gerne einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Jan van Aken
„Keine Solidarität mit Hungermördern“
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche
Im Klassenkampfmodus
Debatte um Anerkennung Palästinas
Zweistaatenlösung heißt natürlich: zwei Staaten
Rechte Heilpraktiker*innen
In der braunen Ecke der Pseudomedizin
CSDs und die Mehrheitsgesellschaft
Queere Menschen machen es vor
Israels Kriegsverbrechen in Gaza
Die Banalität des deutschen Nichtstuns