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DFB-Elf gegen UngarnAlles ziemlich unentschieden

Die deutsche Nationalmannschaft kommt nicht über ein 1:1 gegen Ungarn hinaus. Nun stellt sich die Frage: Weshalb gibt es die Uefa Nations League eigentlich?

Spielerrat: Kehrer, Kehrer, Schlotterbeck, Neuer und Suele suchen den Sinn der Nations League Foto: imago/Eibner

D as Wörtchen „unentschieden“ teilt uns einiges mit, beispielsweise über ein Fußballspiel oder über drei Fußballspiele. Wir erfahren nicht nur, dass es keine klare Entscheidung gibt und folglich keine Überlegenheit zu konstatieren ist. Wir lernen aber auch, dass die Mannschaften, zumindest aber das favorisierte Team nicht so ganz entschieden in die Partie gegangen ist. Ein bisschen klärt uns also das Wort „unentschieden“ über das Zustandekommen einer nicht nach Sieger und Verlierer zu sortierenden Situation auf.

1:1 hat die DFB-Elf am Samstag gegen Ungarn gespielt, zuvor 1:1 gegen England und davor 1:1 gegen Italien. Dass sie mal ein wenig konzentrierter und offensiver, mal ein bisschen fahriger und weniger mit Tordrang spielte, mag sein, aber so richtig viel Entschlossenheit, die Uefa-Nations-League zu gewinnen, findet sich eigentlich nirgends.

In diesem Wettbewerb haben laut europäischem Fußballverband die europäischen Auswahlmannschaften weniger als ein halbes Jahr vor der Fifa-WM in Katar rumzukicken. Am Samstag spielten noch England-Italien 0:0, Niederlande-Polen 2:2, Wales-Belgien 1:1, Norwegen-Slowenien 0:0. Das klingt ja nach richtig großer Entschlossenheit, nach Zug zum Tor, nach dem Willen zum Sieg. Einzig das 1:1 Gibraltars gegen Bulgarien sollte man ehrlicherweise als Erfolg Gibraltars werten.

Gewiss, es gibt auch Siege und Niederlagen in dieser vergleichsweise neuen und vergleichsweise überflüssigen Nations League, aber große Spiele, Auseinandersetzungen von Teams, die um jeden Preis gewinnen wollen, von Mannschaften, die ihre besten Stars nicht schonen, bei denen um jeden Ball gekämpft wird – nein, dafür wurde die Nations League nicht gegründet.

Zweck der Nations League ist, dass die Uefa, die schon mit der für Vereine ausgespielten Champions League einen geldscheißenden Esel auf den Rasen gestellt hat und sich ärgert, dass der Weltverband Fifa ihr mit einer Club-WM Konkurrenz macht, nun ihrerseits der Fifa mit einer als Liga organisierten kleinen WM Einnahmen aus TV-Geldern abgraben möchte.

Dass ein europäisches Nationenturnier kein weltweites Championat ist, weiß zwar, wer den Fußball kennt und wer schon mal von der Existenz anderer Kontinent hörte, aber aus der Perspektive der Uefa ist das anders: Hier zählt nur Europa, denn hier werden die größte Einnahmen verzeichnet. Bestenfalls wäre der europäische Verband mal bereit, Argentinien oder Brasilien einen Gaststatus bei der Nations League einzuräumen, damit man auch mit deren Marktreichweite Gelder akquirieren kann.

Was das mit Fußball, mit den Teams, die mitspielen sollen, mit den Spielern, deren Terminplan von Jahr zu Jahr dichter und deren Regenerationszeiten von Jahr zu Jahr kürzer werden, zu tun hat, lässt sich nicht leicht sagen. Zumindest offenbart Etliches an diesem fragwürdigen Turnier, dass das den Auswahlteams und ihren Trainern auch nicht so recht klar ist: Da werden Spieler geschont und gestet, da werden Spielvarianten ausprobiert, da wird eher mal quergespielt und eine neuer Spielaufbau versucht, als dass es mit großem Risiko noch vorne geht. Und da wird sich mit einem Unentschieden zufrieden gegeben, das sich mal – gegen England – besser und mal – gegen Ungarn – schlechter anfühlt.

Aus der Welt der Arbeitskämpfe gibt es den Begriff des „Bummelstreiks“, den man auch Dienst nach Vorschrift nennt: Nur das tun, was explizit verlangt ist, und so offensichtlich zu machen, wieviel die Akteure real leisten, welche Anforderungen sie erfüllen, auch wenn diese gar nicht honoriert werden. Vermutlich ist es im Falle der DFB-Elf und der anderen Auswahlmannschaften ein wenig zu hochgegriffen, aber einen gewissen Charme hat der Gedanke ja schon: Bei der Uefa-Nations-League haben die Spieler anzutreten, dieser vertraglichen Pflicht kommen sie nach, aber entschieden ist damit noch nichts.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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2 Kommentare

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  • England und Ungarn haben einen moderneren Fußball gespielt. Effizienter. Das war nach wenigen Minuten ersichtlich. Und der alte Spielstil muss sich in der Bundesliga und im Nationalteam ändern. Sonst spielt Deutschland nicht mehr an der Spitze mit. Ein Unentschieden konnte von Deutschland nur mit einem sehr guten Torwart und viel Krafteinsatz gehalten werden.

  • Die NL ist so interessant, wie es eine WM im Zweijahresrhythmus wäre. Ich habe gestern die letzten 10 min des Spiels gesehen und dazu noch die unerträgliche Zusammenfassung des ENG-ITA Spiels. Das musste genügen.