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Cyber-Attacke auf WikipediaDie Bots greifen an

Ein Bot-Netzwerk legt stundenlang die deutsche Ausgabe von Wikipedia lahm. Ein Twitter-Account bekennt sich zu dem Angriff und kündigt weitere an.

Da hilft auch keine Lupe mehr – Freitagnacht verschwand Wikipedia für Stunden von der Bildfläche Foto: dpa/Jens Büttner

Berlin dpa | Die deutsche Version der Wikipedia und einige andere Ausgaben des Web-Lexikons sind stundenlang von einer Online-Attacke lahmgelegt worden. Die Gesellschaft Wikimedia Deutschland berichtete am Freitagabend von einem sogenannten DDOS-Angriff. Bei solchen Attacken werden Server mit einer Flut sinnloser Anfragen in die Knie gezwungen.

Große Websites haben meist Schutzmechanismen dagegen. Die Wikimedia sprach so auch von einem „massiven und sehr breit angelegten“ Angriff. Für solche Attacken werden oft sogenannte Botnets eingesetzt – Netze aus zum Teil Millionen Computer-Geräten, deren Rechenleistung ohne Wissen der Besitzer gekapert wurde.

Kurz vor Mitternacht ließen sich die Wikipedia-Seiten kurzzeitig wieder aufrufen, bevor wieder nichts ging. Erst in der Nacht zum Samstag wurde Wikipedia wieder nutzbar. Auch Nutzer unter anderem in Großbritannien und Frankreich meldeten Probleme.

Bei Twitter verkündeten Unbekannte hinter einem frisch eingerichteten Account, sie steckten dahinter. Um die Authentizität der Behauptung zu untermauern, verkündeten sie kurz vor Mitternacht, die Attacke für kurze Zeit auszusetzen, bevor sie wieder hochgefahren werde. In diesem Zeitraum war die Online-Enzyklopädie dann tatsächlich erreichbar. Sie wollten neue Angriffswerkzeuge ausprobieren und die Attacke werde nach einigen Stunden gestoppt, hieß es bei dem Twitter-Account.

Dann wurde als nächstes Ziel die Plattform Twitch genannt, über die vor allem der Verlauf von Videospielen gestreamt wird. Allerdings merkten Nutzer an, dass Aussetzer bei Twitch-Kanälen eher von kurzer Dauer waren – möglicherweise ist der zum Online-Riesen Amazon gehörende Dienst besser vor DDOS-Attacken geschützt. Für Samstagabend wurde über den Twitter-Account eine neue Angriffswelle angekündigt.

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11 Kommentare

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  • Ein Wikipedia-Aus wäre nun auch kein allzu großer Verlust:



    www.heise.de/tp/fe...erium-4059211.html

    • @Linksman:

      Wo sehen Sie denn einen vergleichbaren brauchbaren Ersatz? Dass Wikipedia - wie alle anderen Enzyklopädien auch - nicht immer perfekt ist, spricht doch nicht insgesamt gegen Wikipedia.

      • @Rainer B.:

        Es wird schon irgendwann was neues entstehen.

        • @Linksman:

          Nun - gewiss entsteht ständig was Neues. Das heißt aber noch lange nicht, dass auch was Besseres entsteht.

  • Ich hatte schon gedacht, die wären jetzt im Streik, weil nicht genug Menschen spenden würden.

  • Auf so eine Idee, ausgerechnet eine Online-Enzyklopädie mit DDOS-Attacken lahmzulegen, können eigentlich nur grenzdebile Vollhonks kommen. Was wollen die denn damit erreichen? Dass niemand mehr im Internet was nachschlägt? Ausgerechnet ein so überaus nützliches, sinnvolles und praktisches Instrument wie Wikipedia greift man an, aber den endlosen Internetmüll läßt man unbehelligt liegen. Geht's noch?

    • @Rainer B.:

      Sinnhaftigkeit ist selten Voraussetzung von Attacken auf Server.

      Oft sind Fun groups mit hohen Kenntnissen in IT beteiligt, die einfach nur spielen wollen. Da muss Aufmerksamkeit her.

      Die anderen sind die Staatsrussen. Die werben nicht für ihr Tun.

    • 0G
      0371 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Der Feldtest einer Waffe? Erpressungsversuche? Es sieht etwas danach aus, als ließe hier jemand seine Muskeln spielen...

      • @0371 (Profil gelöscht):

        so sieht es wohl aus.

        Bei Wikipedia ist es auf jeden Fall eine Nachricht.

    • @Rainer B.:

      Willkommen im Internet.

      • @LennyZ:

        Ha, ha - als ob sich alle „Hacker“ so destruktiv verhalten würden. Die Leute mit den hohen Kenntnissen in IT sind doch gewöhnlich ganz und gar nicht so tumb. Die gehen für Blödsinn nicht einfach mal so ein hohes Risiko ein. Das kann nämlich auch mal richtig unangenehm werden mit hohen Geld- und Gefängnisstrafen.