Coronavirus in Berlin: Ämter überlastet, Kliniken voll
Wegen der Pandemie kommen Berliner Gesundheitsämter kaum zu anderen Aufgaben. Auch die Intensivstationen der Krankenhäuser bleiben belastet.
Stand Montagmorgen gab es in Berlin insgesamt 409 nachgewiesene Fälle von Virusmutationen, davon 361 der in Großbritannien erstmals nachgewiesenen Variante B.1.1.7. Schon jetzt gebe es in Berlin häufiger Ansteckungen mit dieser Variante des Virus als im bundesweiten Vergleich, so Kalayci.
„Das Robert Koch-Institut meldet bundesweit 5,8 Prozent. In Berlin ist es deutlich mehr, um die zehn Prozent.“ Kalayci betonte, dass die Infektiösität mit den Mutationen höher und der Krankheitsverlauf schärfer sei als mit dem bislang bekannten Virus.
Dabei könnten keine aktuellen Tagesbilanzen zum Anteil der Mutationen unter den positiven Testergebnissen gezogen werden: „Das lässt sich nicht ganz eins zu eins ins Verhältnis setzen. Erst mal ist ein positiver Fall in der Statistik. Dann wird getestet auf Mutationen“, sagte Kalayci. Entsprechend würden Fallzahlen nachgetragen.
Kalayci: „Erzieher:innen früher impfen“
Die Gesundheitssenatorin spricht sich außerdem dafür aus, Erzieher:innen im Impfplan vorzuziehen: „Das ist unsere Bitte an Herrn Spahn gewesen, der prüft das gerade.“ Damit würden Erzieher:innen noch vor Ordnungskräften wie Polizeibeamten geimpft werden. Kalayci sprach sich zudem dafür aus, dass Behinderte schnellstmöglich geimpft würden.
Indes können die Berliner Gesundheitsämter ihren herkömmlichen Aufgaben wegen der Coronavirus-Pandemie nicht wie gewohnt nachgehen. Das sagte Gudrun Widders, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, am Montag im Gesundheitsausschuss. Dazu gehörten etwa ärztliche Untersuchungen von Kindern und Jugendlichen, Beratung behinderter und chronisch kranker Menschen und die Überwachung der Trinkwasserqualität.
Widders betonte, dass sie sich keine Unterstützung bei diesen Aufgaben wünsche: „Hier sind wir die Experten. Was wir brauchen, ist ein zentrales Konzept.“ Dazu gehöre, dass nach der Coronavirus-Pandemie, „in sogenannten Friedenszeiten“, eine Struktur für ein Management geschaffen werde, das sich mit dem Infektionsgeschehen befasst.
Auch die Intensivstationen der Berliner Krankenhäuser seien weiterhin belastet, erklärt Marc Schreiner, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft e. V. (BKG): „Im Moment liegt die Inzidenz in Berlin bei 57, in Steglitz haben wir die 35er-Marke bereits unterschritten.“ Die rückläufigen Zahlen nehme man in den Krankenhäusern aber nur begrenzt wahr. „Leider bleiben die Zahlen auf den Intensivstationen stabil“, so Schreiner.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott