Coronatests für alle: Popeln, rotzen, gurgeln
Im März soll es sie zu kaufen geben: Coronaselbsttests für zu Hause. Was sie bringen? Acht Fragen und Antworten.
1 Bisher war die Anwendung von Coronaschnelltests nur Fachleuten gestattet, jetzt sollen sich auch Laien selbst testen dürfen. Warum auf einmal?
Inzwischen haben Studien gezeigt, dass sich im Nasenvorhof von Infizierten ausreichend Viren finden, um zu einem aussagekräftigen Ergebnis zu kommen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Schnelltests für Laien daher nun grundsätzlich zugelassen. Rund 30 Schnelltests warten beim Bundesamt für Arznei- und Medizinprodukte auf eine Sonderzulassung, TÜV oder Dekra müssen sie nur noch überprüfen. Irgendwann im März soll es die Coronaschnelltests für den Hausgebrauch dann zu kaufen geben.
2 Wie unterscheiden sich diese Laien- von den Profitests?
Technisch gesehen kommen bei den meisten Herstellern die gleichen Chemikalien zum Einsatz wie bei den bisherigen Schnelltests. Der Unterschied liegt vor allem in der Probeentnahme und der Anleitung. Das Beiblatt zu den bisherigen Schnelltests war schwer zu verstehen. Und wer als Laie nicht selbst zumindest einmal so ein Stäbchen in die Nase gesteckt bekommen hat, glaubt nicht, wie tief der Tupfer horizontal in die Nase muss, um die Rachenwand dahinter zu erreichen. Nun sollen die Beiblätter verständlicher geschrieben sein. Der große Anbieter Hoffmann-La Roche bestätigt, dass der vereinfachte Nasentest, der auf den deutschen Markt kommen soll, im Wesentlichen die gleichen Bausteine verwendet wie der bisherige Schnelltest. Der Unterschied liegt nur im Gerät zur Probenentnahme, der Anleitung und der offiziell versprochenen Genauigkeit, die nun etwas geringer angesetzt ist.
3 Welche Arten von Tests wird es geben?
Verschiedene Produkte sind im Rennen. Beim Spucktest reicht eine Speichelprobe aus dem Mund. Mittels eines Röhrchens wird sie aufgesaugt und, mit der Pufferlösung vermischt, in die Mulde der Testkassette gegeben. Beim Gurgeltest gurgelt der Anwender 10 bis 30 Sekunden eine Lösung und spuckt sie in einen Becher. Die Probe wird dann aus diesem Rachenspülwasser entnommen. Beim Nasentest reicht es künftig aus, mit dem Wattestäbchen durch den vorderen Teil der Nase zu streichen.
4 Für wen wird die Anwendung sinnvoll sein?
Generell bieten sich zwei Einsatzgebiete an: dort, wo viele Menschen mit Ansteckungsrisiko zusammenkommen, und in Privathaushalten bei konkreten Symptomen. Mit den Selbsttests wäre etwa die laufende Überwachung von Schulen eine Möglichkeit: die Kinder überprüfen dabei ihren Infektionsstatus einfach selbst. Da die Virenlast bei symptomlosen Verläufen oft nur für kurze Zeit für einen positiven Selbsttest ausreicht, haben Heimtests, ohne dass es Anhaltspunkte für eine Infektion gibt, nach Expertenansicht weniger Sinn. Doch immerhin können die Bürger sich so nach einer Risikobegegnung eine gewisse Sicherheit verschaffen – vor allem dann, wenn sie eben doch plötzlich von Halsschmerzen oder Husten geplagt werden.
5 Wie zulässig sind die Ergebnisse?
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Sie sind zum Teil ein wenig ungenauer als die bisherigen Schnelltests, die einen Rachenabstrich erfordern, bewegen sich aber auf dem gleichen Niveau. Typische Werte für einen Test, dessen Zulassung Sinn hätte, wären eine Sensitivität von 85 Prozent und eine Spezifität von 95 Prozent bei Selbstentnahme der Probe. Die meisten Anbieter versprechen jedoch bereits viel bessere Werte. Sensitivität besagt, wie viele tatsächlich Erkrankte bei dem Test durchrutschen. 85 Prozent bedeutet: Von 100 aktiv infizierten Personen übersieht er 15. Spezifität sagt etwas über die Häufigkeit von falschem Alarm. 95 Prozent bedeutet: Von 100 komplett gesunden Personen werden 5 irrtümlich als krank erkannt. Experten haben auch bei den bislang professionell entnommenen Schnelltests stets darauf hingewiesen, dass sie immer nur eine Momentaufnahme sein können und vor allem bei Menschen mit hoher Virenlast gut anschlagen. Ein negatives Testergebnis muss nicht heißen, dass man das Virus nicht doch schon in sich trägt.
6 Ich teste mich selbst positiv. Was soll ich dann tun?
Bloß keine Panik. Psychologen warnen, dass Bürger aus Angst vor Stigmatisierung oder infolge purer Überforderung mit der Situation den Test ignorieren könnten. „An jeden positiven Test zu Hause sollte sich jedoch ein sofortiger Anruf beim Hausarzt beziehungsweise beim Gesundheitsamt anschließen“, rät der Apothekenverband. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn fordert dazu auf, das Ergebnis durch einen PCR-Test vom Labor absichern zu lassen.
7 Wo wird es die Laientests geben?
Die Selbsttests werden nicht apothekenpflichtig sein, können also überall im Handel oder online angeboten werden. Spahn spricht ausdrücklich vom Vertrieb über Discountmärkte wie Aldi, Lidl und Edeka, aber auch über Drogerien wie Rossmann und dm. Damit verknüpft er die Hoffnung auf günstige Preise und ein ausreichendes Angebot. Spahn hält für die Anfangszeit zwar Engpässe für möglich, rechnet aber damit, dass diese sich schnell auflösen – genau wie seinerzeit bei den Schutzmasken. „Wir hören von Großvolumenherstellern, dass sie je 50 Millionen, 100 Millionen oder noch viel mehr Stück pro Monat produzieren und dem europäischen Markt zuführen werden“, sagt Spahn. Kostenlos erhältlich werden sie aber nicht sein – anders als Schnelltests durch geschultes Personal.
8 Sind Coronaschnelltests ein Mittel, um aus der Lockdowntristesse zu kommen?
Ja, und zwar dann, wenn sie sich wirklich auf das Infektionsgeschehen auswirken. Sie sind eines der „smarten“ Instrumente der Pandemiebekämpfung, auf denen schon im vergangenen Jahr die Hoffnung lag – nur kamen sie da noch nicht zum Einsatz, weil sie schlicht nicht ausreichend zur Verfügung standen. Die Schnelltests für zu Hause könnten aber bald dazu beitragen, dass sich unser Leben wieder ein wenig normalisiert: Besuche im Kino, im Theater und in Restaurants scheinen nicht mehr fern, auch Schulunterricht könnte mithilfe der Selbsttests mit besseren Gefühlen stattfinden.
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