Zulassung von Coronaselbsttests: Spucken, Gurgeln, Abstrich machen

Sie könnten zumindest eine Teillösung sein: Was muss man bei den Coronaschnelltests beachten, die nun offiziell zugelassen werden sollen?

Moderne Präparate sollen die Handhabung zu Hause noch leichter machen: Coronaschnelltests Foto: Marijan Murat/dpa

Wer noch keine 80 Jahre alt ist, braucht noch etwas Geduld für eine Impfung, viele Bun­des­bür­ge­r*in­nen dürften erst in den Sommermonaten ein Angebot erhalten. Wer jedoch mit den wahrscheinlichen Lockerungen im März schon vor der Impfung mal wieder Verwandte oder Freun­d*in­nen sehen will, für den könnten Anti­gen-Schnelltests zumindest eine Teillösung sein: Kurz vor dem Treffen testen, um zu wissen, ob ich andere gefährde oder nicht – verantwortlicher Umgang vorausgesetzt –, könnte Infektionsketten stoppen.

Der Erwerb dieser Schnelltests ist bislang eigentlich medizinischem Personal vorbehalten – mit der Begründung, nur geschulte Leute wüssten sie korrekt anzuwenden. Nun hat das Gesundheitsministerium erlaubt, Schnelltests auch für den Privatgebrauch zuzulassen. Denn neue Präparate auf dem Markt sind leichter anzuwenden. Dabei müssen Selbsttests in Deutschland ein spezielles Prüfverfahren etwa mithilfe des TÜVs oder der Dekra durchlaufen. Neben der Ergebnisqualität prüft man auch, ob die Anwendung dieser Tests wirklich für Laien verständlich ist. Erst dann werden sie in Deutschland für den Hausgebrauch zugelassen.

Die Methode dieser neuen Schnelltests unterscheidet sich gar nicht so sehr von den bislang von den Profis angewandten Schnelltests: Anhand bestimmter Virusproteine wird über einen Teststreifen wie bei einem Schwangerschaftstest eine Infektion nachgewiesen. Die bisherigen Schnelltests brauchten jedoch einen Speichelabstrich, der mit einem Stäbchen tief aus der Nase oder aus dem Rachenraum entnommen werden musste. Für viele ist das unangenehm. Bei den neuen Selbsttests sind nun leichter anwendbare Produkte im Gespräch, etwa Gurgel- und Spucktests oder solche, mit denen Abstriche in der Nase weiter vorne entnommen werden können.

Doch wie zuverlässig sind diese Tests, wenn der Tupfer im vorderen Nasenbereich entnommen wird statt tief im Rachenbereich? Die Berliner Charité hat zusammen mit der Uniklinik Heidelberg genau das untersucht. Beobachtet wurden laut Charité-Professor Frank Mockenhaupt nur minimale Unterschiede zwischen Selbsttest und Test durch einen Profi mit tiefem Nasenabstrich. Beim Selbsttest wurden laut der Studie 33 von 40 Infizierten erkannt, beim Einsatz von Fachpersonal waren es 34.

Schnelltests bleiben eine Momentaufnahme

Beim Gurgeltest, wie die Österreicher ihn bereits nutzen, wird mit einer speziellen Flüssigkeit eine halbe bis eine Minute gegurgelt, um Partikel aus dem Rachen zu lösen. Danach kommt alles in ein Proberöhrchen, die Probe wird eingeschickt und im Labor untersucht. In einer Pilotstudie mit mehr als 5.000 Schü­le­r*in­nen und Leh­re­r*in­nen in Wien hatte das Gurgeln nach Angaben des Mikrobiologen und Studienleiters Michael Wagner von der Universität Wien mit dem Rachenabstrich vergleichbare Ergebnisse geliefert.

Nachdem klar sei, dass das Gesundheitsministerium den Weg für die Selbsttests frei machen will, könnten die Unternehmen nun mit Hochdruck an der Zulassung solcher Tests arbeiten, sagt der Geschäftsführer des Verbandes der Diagnostica-Industrie, Martin Walger. Er rechnet mit der Zulassung zumindest einiger dieser neuen Tests noch im Februar.

Experten weisen darauf hin, dass die Eigentests wie alle Schnelltests immer nur eine Momentaufnahme sind und vor allem bei Menschen mit hoher Viruslast gut anschlagen. Ein negativer Test muss nicht heißen, dass man das Virus nicht trotzdem in sich trägt, warnt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Sie weist darauf hin, dass auf jeden positiven Test zu Hause sofort ein Anruf beim Hausarzt oder Gesundheitsamt erfolgen müsse. „Nur ein PCR-Test vom Labor kann das Ergebnis des Schnelltests sicher bestätigen und damit das Infektionsgeschehen präzise abbilden.“

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