Corona-Welle in Deutschland: Boostern und Regeln verschärfen
Über 2.200 Corona-Intensivpatienten: Der Gesundheitsminister will mehr Auffrischungsimpfungen. Die Länder erlassen neue Maßnahmen.
Obwohl bereits vor drei Monaten mit den Ländern vereinbart worden sei, dass zunächst Bewohnern in Pflegeeinrichtungen und allen über 60-Jährigen eine Booster-Impfung angeboten werden solle, habe es seither erst 2 Millionen Auffrisch-Impfungen gegeben. Aus den Ländern wiederum kommt Kritik an Spahn, der seinen Vorstoß, die bereits geschlossenen Impfzentren zu reaktivieren, offenbar nicht mit Ressortkollegen abgesprochen hat.
Angesichts der heftigen neuen Infektionswelle scheinen die politischen Akteure nun mit schnellen Reaktionen und gegenseitigen Schuldzuweisungen politisch punkten zu wollen. Spahn schlägt nun vor, dass gefährdete Patienten – wie in Berlin und Nordrhein-Westfalen – persönlich kontaktiert werden, um ihnen einen so genannten Booster anzubieten. Damit soll die nachlassende Wirkung der Vakzine vor allem bei Älteren ausgeglichen werden. Zudem sollen 2G- und 3G-Regelungen stärker kontrolliert werden.
In Pflegeeinrichtungen sollen Personal und Besucher laut Spahn künftig bundeseinheitlich auf das Coronavirus getestet werden, selbst dann, wenn sie geimpft seien. Am Donnerstag und Freitag trifft er die Gesundheitsminister der Länder, um seine Vorschläge mit den Amtskollegen abzustimmen.
Striktere Maßnahmen in Bundesländern
Angesichts von mehr als 2.200 Corona-Intensivpatienten und einem bundesweiten Inzidenzwert von mehr als 146 verschärfen die Länder bereits ihre Schutzbestimmungen – offenbar unabhängig von den Vorstellungen von Jens Spahn. Bayern kündigte am Mittwoch die vorübergehende Wiedereinführung der Maskenpflicht an Schulen an. In bayerischen Coronahotspots soll künftig zudem eine 3G-Regelung am Arbeitsplatz gelten. Bei mehr als zehn Personen in einem Raum müssten dann alle Anwesenden geimpft, genesen oder auf eine Corona-Infektion getestet sein, kündigte Ministerpräsident Markus Söder an.
Sachsen will die 2G-Regel für Gastronomie und Veranstaltungen drinnen einführen. Auch Baden-Württemberg verschärft die Regeln: Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss nun für zahlreiche Freizeitaktivitäten in geschlossenen Räumen einen teuren PCR-Test vorweisen. Wie so oft in der Coronakrise gehen die Länder ihren eigenen Weg.
Doch auch der Bund drängt auf strengere Regeln „Wenn sich die Pandemielage in Krankenhäusern weiter zuspitzt, sind weitere Beschränkungen nur bei Ungeimpften möglich“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert mit Blick auf die Ausweitung der 2G-Regeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs