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Corona-Pandemie in IndienDrittmeisten Infektionen der Welt

In Indien ist der Pandemie-Verlauf regional sehr unterschiedlich. Eine hohe Dunkelziffer wird befürchtet. Armut nimmt dramatisch zu.

Erst kam das Corona-Virus, und dann standen auch noch die Straßen in Mumbai unter Wasser Foto: Francis Mascarenhas/reuters

Mumbai taz | Die harte Arbeit unseres Teams hat sich verdient gemacht“, sagt Nazish Shaikh. Die Ärztin gehört zur Corona-Einsatzgruppe in Indiens größten Slum Dharavi. Nach über 100 Tagen kritischem Zustand in Mumbais bekanntem Armenviertel sind die Neuinfektionen von 50 am Tag auf circa ein Viertel gefallen. Die Covid-19-Kurve scheint in der westindischen Metropole Mumbai endlich abzuflachen, auch landesweit ist die Ansteckungsrate laut mathematischem Institut in Chennai in der ersten Juliwoche auf 1,19 gesunken.

Doch die Entwicklung ist regional unterschiedlich. Neben der Hauptstadt Delhi gab es eine starke Zunahme der Neuinfektionen in den südindischen Staaten Tamil Nadu, Karnataka und Telangana, wo zuletzt die Zahl der Tests erhöht wurde. Premierminister Narendra Modi verkündetet Anfang Juli, kostenlose Lebensmittelrationen für 800 Millionen Menschen bis Mitte November zu verlängern, was sich wie ein Eingeständnis liest, dass die Krise noch lange nicht überwunden ist.

Erst am Sonntag rückte Indien in der Rangfolge, der am stärksten betoffenen Länder mit über 790.000 Covid-19-Infektionen (Stand Freitag) vor Russland auf Platz drei. Und Indien bricht weitere Rekorde. Am Dienstag überstieg die Zahl der Verstorbenen mit Coronavirus die Marke von 20.000 und liegt mittlerweile bei über 21.000. Unterdessen wurden in Indien 10 Millionen Covid-19-Tests durchgeführt.

Derzeit verdoppeln sich in Indien alle 20 Tage die Zahl der Corona-Infizierten. Die Todesrate liegt (mit 2,8 Prozent) weniger hoch als in den USA (4,4) oder Deutschland (4,6). Gesundheitsbehörden befürchten allerdings, dass die Todesfälle in den kommenden Wochen deutlich ansteigen könnten und es eine große Dunkelziffer geben könnte.

Generell haben die Coronafälle in Indien nach Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen zugenommen. Eine Verlängerung eines harten Lockdowns war wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Seit Ende März haben Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verloren. Wer sich das Leben in den Großstädten nicht mehr leisten konnte, ist in die Heimat zurückgekehrt. Mit ihnen hat sich auch das Virus auf dem Land verbreitet.

Lokale Maßnahmen

Es zeichnet sich ab, dass es in Indien zu mehreren lokalen Covid-19-Höhepunkten kommen könnte, da die Verbreitung unterschiedlich stark verläuft. Vielerorts setzt man bereits auf lokale Maßnahmen wie Ausgangssperren in Vororten von Mumbai oder der Stadt Thiruvananthapuram in Kerala, auch um die Krankenhäuser und Gesundheitsmitarbeiter zu entlasten, die oftmals an ihre Grenzen stoßen.

Durch die Pandemie mussten andere Gesundheitsbereiche zurückstecken, wie die Bemühungen zur Ausrottung von Polio (Kinderlähmung). In Mumbai nehmen sich Ärzte und Ärztinnen wie Nazish Shaikh nun vermehrt werdenden Müttern und Neugeborenen an. „Wir weiten gerade das Immunisierungsprogramm aus und konzentrieren uns auf das Impfen von Neugeborenen“, sagt die Medizinerin. Zwar könnte sie kurz mit den BewohnerInnen Dharavis aufatmen, doch die Lage ist weiter angespannt.

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2 Kommentare

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  • Liebe Autorin,



    bitte vergessen Sie nicht, dass Indien mehr als eine Milliarde Einwohner hat! Das ist Wesentlich mehr als in den verglichenen Ländern zusammen wohnen!

  • Liebe Frau Mayroth,



    bitte setzen Sie die Corona-Zahlen in Indien ins Verhältnis zu den anderen katastrophalen Zahlen von Hungernden, jährlichen Hungerstoten und jährliche Anzahl der Menschen, die mit kostengünstigen Medikamenten hätten am Leben erhalten hätten werden können.



    Was Indien braucht, ist Umverteilung durch eine schnelle Einführung und Anhebung von Steuern.



    Absolute Zahlen über Corona ohne Bezug auf das Leben insgesamt haben nur einen sehr begrenzten Nutzen bzw. können eine gewünschten Blick auf ein Thema erzeugen.