Corona-Lockdown der Wirtschaft: Bloß kein zweites 2008
Bisher ist es der Politik gelungen, Fehler der Finanzkrise zu vermeiden. Es muss aber ein Lastenausgleich her.
B ei Corona ist zwar vieles unklar, aber fest steht nun: Die bundesweite Fast-Quarantäne wird bis mindestens Ostern fortbestehen. Danach, so Gesundheitsminister Jens Spahn, sollen „Konzepte“ erörtert werden, wie man die Kontaktsperren lockern könnte, ohne dass die Coronazahlen in die Höhe schießen.
Bei dieser Konzeptsuche ist nicht unwahrscheinlich, dass es zu einem Novum kommt – und die Bundesrepublik von Asien lernt. Bisher war es stets andersherum, jedenfalls aus deutscher Sicht: Man fühlte sich als Lehrmeister, während den Asiaten vorgeworfen wurde, dass sie mit Plagiaten die Weltmärkte fluteten. Doch nun ist kaum zu übersehen, dass es Südkorea und Japan gelungen ist, Corona zu bekämpfen, ohne die Wirtschaft lahmzulegen. Entscheidend ist dabei die Atemschutzmaske. Auch in Deutschland dürfte sie zum bald alltäglichen Accessoire aufsteigen.
Die Coronakrise zeigt auch positive Überraschungen: So ist es der deutschen Politik bislang gelungen, die sozialen und kommunikativen Fehler zu vermeiden, die in der Finanzkrise ab 2008 so toxisch wurden. Damals kam bei vielen Bürgern an, dass „die Großen“ profitieren, während „die Kleinen“ zahlen.
Sechs Monate verkraftbar
Diesmal hingegen ist der staatliche Rettungsschirm für alle aufgespannt: für Soloselbstständige ebenso wie für Großkonzerne. Zwar ruckelt es noch, doch es wird nachgebessert. Die politische Ansage ist: Es zählt die ökonomische Solidarität. Selbst sechs Monate Fast-Quarantäne würde Deutschland überstehen, denn der Staat kann Geld aus dem Nichts schöpfen und die Krise abfedern. Es gibt keinen ökonomischen Zwang, die Kontaktsperren allzu früh aufzuheben und Menschenleben zu gefährden.
Das politische Problem wird erst später auftauchen, wenn die Corona-Epidemie vorbei ist. Die Finanzkrise illustriert, wie man es nicht machen sollte: Damals wurde auf eine Sondersteuer für Vermögende verzichtet – obwohl vor allem ihr Geld gerettet wurde, als der Staat den Banken half. Viele Bürger verloren das Vertrauen darin, dass Politik gerecht sein kann.
Auch in der Coronakrise werden die Verluste ungleich verteilt sein, obwohl der Staat versucht, alle zu unterstützen. Vermieter, zum Beispiel, haben wenig zu befürchten. Gleiches gilt für Lebensmittelketten oder Pharmakonzerne. Daher wäre es ein gutes Signal, wenn es nach der Krise zu einem Lastenausgleich käme.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu