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Corona-Hilfen für Kulturschaffende1.200 Euro für Kreative in Not

Die Grünen fordern ein bundesweites Existenzgeld für Selbstständige in der Kulturbranche. Die Einnahmen von Kreativen sind in der Coronakrise massiv eingebrochen.

Kultur ist wichtig, Kultur muss sein: Demo der Berliner Kreativbranche für eine Corona-Unterstützung Foto: Jörg Carstensen

Berlin afp | Kulturschaffende sind von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen. Die Grünen fordern nun mehr Hilfen für Selbstständige in der Kreativbranche. „Ich fordere zunächst wenigstens eine Milliarde Euro mehr für die Kultur und rufe die Bundesregierung auf, die bisherigen Hilfsgelder unbürokratisch auch für den Lebensunterhalt freizugeben“, sagte Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt der „Bild am Sonntag“.

„Wir brauchen ein bundesweites Existenzgeld für Selbstständige in Not von monatlich rund 1200 Euro“, fordert die Grünen-Politikerin. Wer wegen der Pandemie faktisch ein Auftrittsverbot habe, brauche diese Sicherheit für ein Jahr.

Um die Kulturszene weiter zu stärken, schlägt Göring-Eckardt zudem eine Lockerung der Sperrstunde vor. Die Verlagerung des kulturellen Lebens ins Freie sei eine „Chance für Kulturschaffende und das Publikum“. Bund und Länder sollten den Kommunen deshalb die Möglichkeit einräumen, die Sperrstunde in der Krise nach hinten zu verschieben. Veranstaltungen und Gastronomie im Freien seien dann grundsätzlich nicht nur bis 22.00 Uhr, sondern vorübergehend bis Mitternacht möglich.

Die gesamte Kultur- und Veranstaltungsbranche liege am Boden, sagte Göring-Eckardt. Der Umsatz der Branche sei wegen der Corona-Pandemie massiv eingebrochen. Sie habe „große Sorge, dass nach der Krise ganz viele Musikerinnen, Schausteller und Künstlerinnen nicht mehr da sind“.

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15 Kommentare

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  • So schönen guten Morgen ich weiß leider nicht wer hier von den Kommentatoren selber in der Unterhaltungs- und Kulturbranche tätig war / ist.



    Bin selber u.a. DJ für private Veranstaltungen (Hochzeit / Geburtstage / Trauerfeiern etc.)

    1. Selbige besteht aus viel mehr als Künstlern (Schauspiel, Musik, Dramaturgie, Kleinkunst usw.). Das ganze Gerüst das für ein Gelingen der Unterhaltung zuständig ist umfasst soviel mehr und die stehen ebenfalls alle auf der sprichwörtlichen Straße.



    2. Gibt es einen Riesenunterschied ob ich privatwirtschaftlich tätig bin oder in irgendeiner Art und Weise eine öffentliche Förderung erhalte ( öff. Theater, Orchester, Museen, Kinos ).



    Denen geht es im Allg. SEHR GUT.



    3. In diesen Bereich sind die meisten Soloselbstständige bzw. kleine Unternehmen .

    Ich habe mein Gewerbe abgemeldet weil ich einfach keinen Bock hatte eine Privatinsolvenz hinzulegen weil ich darauf warten muss das irgendwer die richtigen Entscheidungen trifft oder am Ende ich einen Schuldenberg habe den ich nie im Leben wieder abgegetragen bekomme.



    Ich habe mich für ALG2 (H4) entschieden.



    @SAMVIM@NOEVIL@DRABINIOK DIETER



    Ein kleiner Hinweis warum:



    ALG2 umfasst sowohl



    meine Krankenversicherung , was bei mir etwa 280,- € p.M. entspricht.



    Die Grundsicherung 432,-€ p.M.



    sowie eine Zuschuß



    zur Miete + NK + HK ohne Strom



    von 468,-



    In Summe sind das : 280+432+468



    ====> 1180,- €



    Nicht sehr viel, aber es sorgt für das Überleben und ist viel mehr als ich in manchen harten Monaten und Jahren zur Verfügung hatte.



    Ist nicht ideal und der Papierkram ohne Hilfe eher schwer. Aber jeder der eine Steuererklärung macht sollte es hinbekommen und notfalls gibts Menschen die helfen können, selbst beim Jobcenter.

    • @Waldo:

      Da sind sie scheinbar ein sehr teurer Fall fürs Amt. Der Sockelbeitrag für die GKV liegt bei 160€ und für eine Einzelperson werden z. B. in Berlin (nach meiner Kenntnis) max 365€ als Mietkosten (dauerhaft) übernommen. Sobald man mehr als eine Person im Haushalt ist, werden die anderen als Leistungsträger mit herangezogen, so dass man ganz schnell bei Null landen kann.



      Die 1200€ sollen Selbstständigen dagegen pauschal gezahlt werden, auch wenn z. B. gar keine Miete anfällt. Ihr Beispiel zeigt, warum so eine Sonderbehandlung gar nicht nötig ist.

      • @Samvim:

        Ich wohne in Weimar/Thüringen und allein. Die Kosten für eine halbwegs vernünftige Wohnung sind inzwischen hier bei etwa 12,- / 13,- € warm pro Qm Außer es soll Brennpunktviertel am Stadtrand sein.



        Meine Krankenkasse wird leider nicht komplett übernommen. Gestern erfahren :-( .



        Aktuelle Rechnung



        +432,- für meine Bedarfsgemeinschaft (BG) also Ich alleine



        + 196,- Krankenkasse



        - 084,- KK-Eigenanteil



        + 468,- Miete inkl NK, HK



        heißt:



        1012,-



        und 348,- zum Lebensunterhalt im Monat nicht sehr viel und eher zum Überleben.



        Das Hauptproblem der meisten Einzelselbstständigen ist das sie oftmals einfach nicht in der Lage waren so etwas wie ein finanzielles Polster anzulegen bzw. die Überlegung in in Sozialkassen einzuzahlen nie da war.



        Denn ehrlicherweise heißt Selbstständigkeit auch sehr oft Selbstausbeutung und nicht alle können damit umgehen und haben die Möglichkeit auch mal nein zu sagen.



        Aber am Ende ist es eben auch ein Lebensstil.

      • @Samvim:

        Es geht hier nicht darum, Selbständige und Kulturschaffende auf unbegrenzte Zeit zu alimentieren. Es geht darum, Selbständigen zu ermöglichen ihr Gerwerbe weiter halten zu können und eben nicht dauerhaft auf Hartz4 zu fallen.

        Genauso wie es das Kurzarbeitergeld und andere Finanzhilfen für Unternehmen gibt, um Jobs zu erhalten.

        Meine Auftragslage ist mit dem Shutdown von 100 auf nahezu Null gefallen. Die KV wird anhand der letzten EKS berechnet. Das sind bei mir allein rund 400 Euro, die ich monatlich zahlen muss. Dazu kommen betriebliche Ausgaben wie Betriebshaftpflicht, BG Beiträge, IHK Beiträge, laufende Steuervorrauszahlungen zur EKS, laufende Steuerberaterkosten, etc.

        Das kann man mit den Ausgaben eines Hartz4 Empfängers nicht im Ansatz vergleichen. Am Ende hätte ich mit den 1200 Euro auch nicht mehr zur Verfügung.

        Ich bin nicht aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit meines Gewerbes in Existenznot geraten, sondern wegen staatlichen Maßnahmen. Und auch wenn diese großteils berechtigt waren, ist Unterstützung, die über eine Grundsicherung hinausgeht absolut notwenig, will man nicht in ein paar Wochen hunderttausende Insolvenzen und neue Hartz 4 Empfänger haben.

  • Aha - Hartz4 für den Pöbel und 1200€ "Existenzgeld" für Selbstständige... Ist schon wieder FDP? Und wer ist eigentlich unselbstständig?

    • @Samvim:

      Es wird unterschieden in abhängige (weisungsgebunden) Beschäftigung und in selbstständige.

    • @Samvim:

      Ein Selbständiger fällt eben trotz jahrelanger Arbeit bei Auftragsverlust direkt auf Hartz4, während ein Arbeitnehmer im Falle des Jobverlustes erstmal auf Arbeitslosengeld zurückgreifen kann, dass oftmals wesentlich höher ist als 1200 Euro.

      • @Deep South:

        Jedoch exsistiert auch die Möglichkeit als Selbstständiger / Freiberufler in die Sozialkassensysteme einzuzahlen. Arbeitnehmer und Arbeitgeberanteil werden eben dann von einer Person bezahlt.

    • @Samvim:

      Vielleicht beziehen Sie in Ihre Überlegungen einfach mal mit ein, dass bei Hartz4-Bezug die Miete "vom Amt" übernommen wird, während bei dem 1.200 Euro - Existenzgeld dieser wichtige Faktor fehlt. Im Hartz4-Fall ist daher ein wesentlicher Vorteil für die Bezieher zu sehen.

      Da kann ich absolut keinen FDP-Bezug herstellen. Im Gegenteil...

      • @noevil:

        Der Regelsatz beträgt 426 Euro. Miete und Nebenkosten werden regional unterschiedlich nur bis zu einer im SGB II definierten Höhe übernommen. Im Schnitt erhält ein Alleinstehender "Hartzer" oder "Grusi im Alter" BezieherIn insgesamt knapp 800 Euro.

        Hätten Sie auch ohne mich herausfinden können, bevor Sie hier Ihre Unkenntnis offenbaren.

  • Statt das Überleben derjenigen zu sichern, die aus kaltem Beton lebendige, lebenswerte Städte machen, werden superreichen Konzernbesitzern sinnlos Steuer-Milliarden zugeschaufelt. So ist das mit einer neoliberalen Bundesregierung. Die bedingungslose, unkomplizierte Unterstützung von Selbstständigen ist dringend notwendig, ansonsten werden Kultur, freies Unternehmertum und die Seele unserer Gesellschaft sterben.



    Die ersten 5000,- waren für 3 Monate gedacht und jetzt kommt nichts nach. Absurde "Voraussetzungen" verunmöglichen Antragsstellungen. Für Konzernbesitzer gibt es gleichzeitig immer neue Milliarden. Sollen Selbstständige und Kleinunternehmer ausgeschaltet werden?

  • Für diese Forderungen, nach einem "E x i s t e n z g e l d für Selbständige in Not", wird die auf Populismus und gesellschaftliche Spaltung spezialisierte Propagandamaschine sehr dankbar sein.



    Jetzt müsst ihr Grünen aber auch schön artig bleiben. Oder glaubt ihr medienkompenten Überflieger, dass euch die Propagandamaschine das nicht im Wahlkampf um die Ohren hauen wird, wenn ihr nicht in deren Sinne spurt?

    Ein paar erwartbare Stichworte: Grüne Klientelpolitik, Bediener von Partikularinteressen, grüne FDP, Künstler sind das Mövenpick der Grünen,... Falls ihr es nicht wisst, die Bild liegt nicht im Hochglanzdruck in Theatern, Opernhäusern, Ballettsälen, Museen und Galerien aus.

    Also hübsch die Finger weg: vom Bedingungslosen Grundeinkommen für Alle, dass ja in einer Höhe von 1200 Euro diskutiert wird. Finger weg von existenzsichernder Ausgestaltung von Hartz IV und der Grundsicherung im Alter.

    Wenn ihr vermeiden wollt, dass euch die Knie weh tun, dann sollte ihr aufhören, euch selbst in Knie zu schießen!

    • @Drabiniok Dieter:

      Meine Güte, Selbständige und Künstler brauchen JETZT Unterstützung, weil seit 4 Monaten alle Einnahmen komplett weggebrochen sind. Die Grünen könnten sofort ein Grundeinkommen oder die Abschaffung von Hartz 4 fordern, es würde den Bedürftigen frühestens in ein paar Jahren zu Gute kommen, da es jetzt und heute keine Mehrheit dafür zu gewinnen gibt. Nicht einmal die Linke hat sich bislang einheitlich dazu durchgerungen.

      Was für ein schiefes Bild, was da gezeichnet wird, die Lebensrealität der allermeisten Kreativen mit Luxushotels und Opernhäusern gleichzusetzen. Und was für eine Verdrehung, wenn Hilfe für eine Branche gefordert wird, die bislang in den Hilfspaketen von Bund und Ländern, im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen, kaum berücksichtigt wurde.

      • @Deep South:

        Nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie haben den Kern meiner Kritik nicht verstanden.

        Ich habe nichts gegen finanzielle Hilfen für KünstlerInnen in Not! Wenn Frau Göring-Eckardt in dem Propagandablatt etwas fordern darf, geschieht das nicht ohne Absicht. Aber niemand muss aus Erfahrung mit diesem Blatt lernen, nicht mal die Grünen!

        • @Drabiniok Dieter:

          Okay, dass hab ich irgendwie völlig falsch gelesen. Das Medium is sicher schlecht gewählt.

          Ich seh das aber nicht so dramatisch. Springer spult sein Programm sowieso ab, dass hätten die Grünen auch sonstwo fordern können. Aber die sind eben auch keine kleine radikale 5% Partei mehr. Von daher eher business as usual....