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Corona-Erkrankung des britischen PremierBoris Johnson auf Intensivstation

Der Gesundheitszustand des britischen Premierministers Boris Johnson hat sich verschlechtert. Außenminister Dominic Raab übernimmt die Geschäfte.

Innen betreut, außen bewacht: Boris Johnson liegt im St. Thomas Hoispital in London. Foto: ap

London afp/dpa | Der britische Premierminister Boris Johnson ist wegen seiner Erkrankung an der Coronavirus-Infektion am Montag auf die Intensivstation verlegt worden. Der Gesundheitszustand des 55-Jährigen habe sich im Verlauf des Nachmittags verschlechtert, teilte das Büro des Regierungschefs mit. Johnson habe Außenminister Dominic Raab gebeten, „ihn zu vertreten, wo es nötig ist“. Von Regierungen aus aller Welt gingen Genesungswünsche für Johnson ein.

Der Premier sei bei Bewusstsein, hieß es aus Regierungskreisen. Er sei „vorsichtshalber“ auf die Intensivstation verlegt worden – für den Fall, dass er ein Beatmungsgerät benötigen sollte. Königin Elizabeth II. werde laufend über Johnsons Zustand unterrichtet, teilte der Buckingham-Palast mit. Johnson ist weltweit der ranghöchste amtierende Politiker, bei dem eine Corona-Infektion nachgewiesen wurde.

In Johnsons Umfeld waren zuvor Befürchtungen geäußert worden, dessen Erkrankung könnte sich unter seiner hohen Arbeitsbelastung verschlimmert haben. Viele der an der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 leidenden Patienten zeigten Fieber- und Erschöpfungssymptome und nutzten die „Isolation, um zu schlafen und sich zu erholen“, erklärte Gesundheitsstaatssekretärin Nadine Dorries, die selbst eine Corona-Infektion überwunden hat.

Noch am Montagnachmittag hatte sich Johnson über den Kurzbotschaftendienst Twitter aus dem Krankenhaus gemeldet und erklärt, er sei „guter Stimmung“. Er stehe weiterhin in Kontakt mit seinem Team, mit dem er an der Eindämmung der Pandemie arbeite. Der Premier dankte zudem den „brillanten Mitarbeitern“ des britischen Gesundheitssystems, „die sich in dieser schwierigen Zeit um mich und andere kümmern“.

Trump will Johnsons Ärzten helfen

Johnson hatte seine Corona-Infektion Ende März öffentlich gemacht. Nach gut einer Woche in Quarantäne in seiner Dienstwohnung wurde der Premier dann am Sonntagabend in ein Krankenhaus eingeliefert, da er weiterhin Symptome von Covid-19 zeigte.

Wünsche für die rasche Genesung Johnsons kamen unter anderen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und US-Präsident Donald Trump. Die Kanzlerin wünsche dem britischen Premier „viel Kraft und gute Besserung“ und hoffe, dass er das Krankenhaus bald verlassen könne, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert.

US-Präsident Donald Trump zeigte sich bestürzt über die Nachrichten aus London. „Es war einfach so schockierend zu sehen“, sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. „Sie wissen, was das bedeutet, Intensivpflege ist eine große Sache in Bezug auf das, worüber wir sprechen. Das ist eine sehr große Sache, eine sehr beängstigende Sache.“

Trump sagte auch, man habe Johnsons Ärzten Unterstützung angeboten. „Wir werden sehen, ob wir helfen können.“ Er deutete an, dass es um die Behandlung mit Medikamenten geht, die noch nicht für die Behandlung einer Erkrankung mit dem Coronavirus zugelassen sind. Trump propagiert seit Tagen die Verwendung des Malaria-Medikaments Hydroxy-Cloroquin zur Behandlung von Covid-19-Erkrankten, obwohl noch keine gesicherten Erkenntnisse über dessen Wirksamkeit vorliegen – wohl aber über eine ganze Reihe an Nebenwirkungen.

Außenminister Raab ist „de-facto-Premierminister“

Der neue Chef der britischen Labour-Partei, Keir Starmer, sprach von „sehr traurigen Neuigkeiten“. Seine Gedanken seien bei Johnson und dessen Familie. Außenminister Raab kündigte im Sender BBC an, er werde als Vertreter des Premiers dessen Kurs im Kampf gegen das Coronavirus fortsetzen.

Raabs erste Amtshandlung als Premier-Vertreter wird am Dienstag die Leitung der täglichen Corona-Videokonferenz des „Kriegs-Kabinetts“ sein, berichtete die Agentur PA. Bei der Bekämpfung des Virus wolle er sich an die von Johnson vorgegebene Linie halten, hieß es. Raabs Ambitionen, das Land zu regieren, dürfte am Dienstag in Erfüllung gehen, „vorübergehend und nicht unter den Umständen, die er erhofft hat“, schrieb PA. Die Times bezeichnete Raab als „de facto-Premierminister“ seit Montagabend.

Da es keinen festen Stellvertreter für den britischen Premier gibt, entscheidet dieser selbst, wer ihn vertritt.

Johnson war zu Beginn der Corona-Krise in die Kritik geraten, weil er restriktive Maßnahmen abgelehnt hatte. Inzwischen gilt im ganzen Vereinigten Königreich eine Ausgangssperre. Bis Montag wurden in Großbritannien mehr 50.000 Corona-Infektionen nachgewiesen, fast 5.400 Menschen starben. Auch Gesundheitsminister Matt Hancock und Thronfolger Prinz Charles hatten sich mit dem Erreger Sars-Cov-2 infiziert. Beide sind aber inzwischen wieder genesen.

Elizabeth II. hatte sich am Sonntag wegen der Corona-Krise in einer Fernsehansprache an die Briten gewandt. Sie appellierte an das Durchhaltevermögen ihrer Landsleute.

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6 Kommentare

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  • Corona wünscht man niemanden. Nach schweren Krankheiten sind manche geläutert und sehen die Welt mit anderen Augen. Vielleicht gibt es ja auch hier eine Lernkurve und überdenkt den Brexit noch mal, alleine dürfte es für UK schwer werden..

  • Ich mag ihn nicht besonders ... trotzdem wünsche ich ihm volle Genesung und das nicht nur was den Virus betrifft !

  • gute Besserung. bless you Mr. B.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Gute Besserung!

    Der Brexit sollte das britische Gesundheitssystem finanzieren. Vielleicht klappt das ja jetzt.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @4813 (Profil gelöscht):

      Nein. Corona und der Brexit machen lediglich die britischen politischen Fehlentwicklungen und Fehlentscheidungen für jeder/frau/mann offen sichtbar. -

      Die Tories sind seit 10 Jahren dabei das britische Gesundheitssystem - NHS - unterzufinanzieren. Das Ziel:



      Privatisierung = Auslagerung und Überführung von Teilen des NHS in private profitorientierte Gesellschaften.

      Wenn Rechtsradikalpopulisten Fakepropaganda betreiben und Lügen verbreiten haben sie erkannt, das die Mehrheit sich gegen eine Privatisierung zur Profitmaximierung des Gesundheitswesens nach amerikanischem Modell ausgesprochen hat.

      Das bedeutet aber noch lange nicht das Rechtspopulisten das Gesundheitssystem besser versorgen werden. -

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @06438 (Profil gelöscht):

        war Ironie, gekoppelt mit der Hoffnung, dass sich vielleicht auch Populisten ändern können. Immer an das Gute im Menschen glauben, wenn man es sich leisten kann.