Chinesischer Sänger Cui Jian : Rocker und Rebell

Beim Neujahrsfest wollten sie alle auftreten, die chinesischen Musiker – bislang: Erstmals hat ein Sänger aus Protest gegen die Zensur zurückgezogen.

Lauthals gegen die Zensur: Rockmusiker Cui Jian. Bild: ap

Eigentlich ist es der Wunsch jedes chinesischen Musikers: einmal bei der Gala zum chinesischen Neujahrsfest im Staatsfernsehen auftreten. Über eine halbe Milliarde Menschen schauen sich diese Gala im Fernsehen an.

Nun zieht das erste Mal ein Sänger von sich aus seine Teilnahme zurück: Wegen Zensurvorgaben hat Chinas bekanntester Altrockstar Cui Jian seinen Auftritt abgesagt. „Lieber verzichtet er auf seinen Auftritt, als sich seine Lieder vorschreiben zu lassen“, ließ der Rocker über seinen Manager in der Pekinger Zeitung Xinjingbao mitteilen.

Cui Jian wollte bei der Fernsehgala das Lied „Nothing to My Name“ vortragen. Dieses Lied hatte der heute 52-Jährige im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmenplatz gespielt, als zehntausende Studenten für mehr Demokratie auf die Straße gingen. Am 4. Juni 1989 ließ die chinesische Führung den Protest blutig niederschlagen.

Cui Jian war es in den Folgejahren in China nicht mehr erlaubt, vor Massenpublikum aufzutreten. Wenn er auf der Bühne war, verband er sich mit einem roten Tuch die Augen – in Erinnerung an die Opfer des Tiananmen-Massakers. Offiziell wird die Niederschlagung bis heute totgeschwiegen.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Cui Jian gilt als Begründer der chinesischen Rockmusik. Mit 14 Jahren begann der gebürtige Pekinger Trompete zu spielen und arbeitete einige Jahre für die Pekinger Philharmoniker. Mehr Gefallen fand er zu Beginn der achtziger Jahre an Musik von John Denver und den Rolling Stones.

Obwohl er bis heute Chinas Führung immer wieder kritisiert, hatte sich sein Verhältnis zur KP in den vergangenen Jahren entspannt. Er durfte wieder vor großem Publikum auftreten. Mit seinem Auftritt bei der diesjährigen Neujahrsgala wollte sich die Führung offiziell mit ihm versöhnen.

Dass diese Versöhnung ausgerechnet zum Auftakt des Jahres stattfinden sollte, in dem sich zum 25. Mal die Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Tiananmenplatz jährt, war den Veranstaltern anscheinend entgangen. Nicht aber Cui Jian. Mit seiner Absage ist es ihm gelungen, die Niederschlagung der Demokratiebewegung von 1989 wieder ins Bewusstsein zurückzurufen – auch in China.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.