Chinesische Windkraftanlagen in Nordsee: Bitte nicht hysterisch werden
Aus Angst vor Spionage regt sich Widerstand gegen Windkraftanlagen in der Nordsee. Solange die meisten Windräder aus westlicher Produktion kommen, sind einige aus China verkraftbar.
W issenschaftler einer Forschungseinrichtung der Bundeswehr schlagen Alarm, weil in einem großen Windpark in der Nordsee vor Borkum erstmals chinesische Anlagen installiert werden sollen. Sie fordern wegen der aus ihrer Sicht zu hohen Risiken, auf die Windräder zu verzichten: Die Anlagen könnten nach Auffassung der Militärforscher der Spionage dienen, und die Regierung in Peking könnte die deutsche Energieversorgung sabotieren.
Auf den ersten Blick klingt das plausibel. Aber: Windkraft ist in Deutschland extrem umstritten – ob im Meer oder auf dem Land. Warnungen, Projekte abzublasen, sind deshalb mit großer Vorsicht zu genießen. Dass es keine Möglichkeiten geben soll, die Risiken in den Griff zu bekommen, erscheint nicht sehr wahrscheinlich. Der Betreiber des Windparks weist denn auch darauf hin, dass alle kritischen Komponenten wie Steuerungselemente von europäischen Herstellern geliefert werden und alle Sicherheitsüberprüfungen von unabhängigen Expert:innen vorgenommen werden. Wachsamkeit ist in der Tat unverzichtbar. Aber bitte nicht hysterisch werden.
Die Windenergie im Meer muss massiv ausgebaut werden. Ohne diesen Ausbau ist die Energiewende weg von Fossilen nicht zu machen. Noch haben Anlagenhersteller aus den USA und Europa die Nase vorn. Doch chinesische Anbieter drängen stark auf den Markt. Wie bei der Solarenergie wollen sie die Konkurrenz mit Billigangeboten abdrängen. Und hier lauert die wirkliche Gefahr: Es könnte Ähnliches geschehen wie in der Solarindustrie. Heimische Hersteller haben heute kaum die Chance, sich gegen die subventionierten Produkte aus China zu behaupten. Der deutsche Solarausbau ist abhängig von diesen Anlagen.
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat den seinerzeit boomenden Solarmarkt zerstört. Das darf mit der Windenergie nicht geschehen. Deutschland und die EU müssen für attraktive Rahmenbedingungen sorgen. Solange die meisten Windräder aus westlicher Produktion kommen, sind einige aus China verkraftbar.
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