Chinesische Währungsintervention: China gibt sich Exporthilfe
Die Zentralbank hat den Yuan gegenüber dem Dollar abgewertet. Diese Maßnahme soll auch dazu dienen, den Einfluss im IWF auszubauen.
Währungsinterventionen sind für Staaten ein wichtiges wirtschaftspolitisches Instrument, weil sie damit die Preise von Exporten und Einfuhren steuern können. Der chinesische Yuan ist fest an den Dollar gekoppelt. Jeden Tag legt die chinesische Zentralbank People‘s Bank of China den genauen Wechselkurs fest. Weicht der Handelswert um mehr als zwei Prozent vom Referenzwert ab, greift sie mit Dollarkäufen oder -verkäufen ein.
In den vergangenen Monaten ist der Wert des Dollars stark gestiegen und damit der des Yuan. Am Dienstag hat die Zentralbank den Referenzkurs auf einen Schlag um zwei Prozent auf 6,2298 Yuan je Dollar gesenkt.
Währungsinterventionen kann sich China leisten. Der Staat verfügt über gigantische Dollarreserven von 3,7 Billionen Dollar. „China hatte aufgrund dieser Reserven keinen Marktdruck für die Abwertung, deshalb kam dieser Schritt überraschend“, sagt Matthias Schlegl vom Institut für Makroökonomie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Allerdings sind die Dollar-Reserven im vergangenen Jahr um 300 Milliarden gesunken – ein Hinweis auf Probleme.
Die Handelsbeziehungen Chinas mit dem Ausland werden indirekt über den Dollar abgewickelt. Die Euro-Länder und Japan haben ihre Währungen gegenüber dem Dollar stark abgewertet, um Exporte zu verbilligen und die Wirtschaft anzukurbeln. Das will China jetzt auch erreichen. An den europäischen Aktienmärkten führte die Abwertung des Yuan zu Kursverlusten. Vor allem Autobauer müssen damit rechnen, weniger abzusetzen. Denn Lieferungen nach China werden teurer.
Währungsexperte Ansgar Belke
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nach den USA ist bis vor Kurzem extrem gewachsen. Doch die Ausfuhren sind stark zurückgegangen, die Wirtschaft wächst langsamer als erwartet, und vor kurzer Zeit stürzten die Börsen ab. „Das chinesische Wirtschaftssystem ist sehr, sehr angespannt“, sagt Ökonom Schlegl. Dabei ist der erhoffte Schub für die Wirtschaft nur ein Grund für die Abwertung, sagt der Währungsexperte Ansgar Belke von der Universität Duisburg-Essen.
„China schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe“, sagt er. Das Land will seine Position im Internationalen Währungsfonds (IWF) ausbauen und dort in den Kreis der bislang vier dominierenden Akteure Japan, Großbritannien, USA und Euro-Zone aufsteigen. Sie entscheiden über wichtige Weichenstellungen im Welthandel.
„Die Abwertung ist ein geschickter diplomatischer Schritt“, sagt Belke. Denn so werde der Yuan flexibler und der Aufstieg im IWF für China technisch einfacher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!