Chinas Weltraum-Navigationssystem nimmt Betrieb auf: Chinas Großer Bär überholt Galileo
Das GPS-System bekommt Konkurrenz: Was die Europäer mit Galileo bisher nicht geschafft haben, China hat sein satellitengestützes Positionssystem eingeschaltet.
PEKING taz | Was die Europäer bisher nicht auf die Reihe bekommen haben, ist den Chinesen nun gelungen. Seit Ende der vergangenen Woche steht Chinas Satellitensystem Beidou (BDS) kommerziellen Anbietern für Navigationsdienste zur Verfügung – zunächst für den gesamten ostasiatischen Raum bis hinunter nach Australien.
Beidou bedeutet so viel wie Großer Bär. Damit gibt es erstmals einen ernsten Konkurrenten zum weltweit bislang dominanten GPS der Vereinigten Staaten.
„Nach einjähriger Versuchsphase ist das Beidou-Satellitennavigationssystem von der Leistung her nun vergleichbar mit GPS“, erklärte der Sprecher von BDS Ran Chengqi. „Bloß günstiger.“
Wie der US-Konkurrent wird Beidou Dienstleistern seine Satellitentechnik zur Positionsbestimmung, Navigation und Zeitmessung anbieten.
China arbeitet seit 2007 am Aufbau des Systems und hat seitdem 20 Satelliten ins All geschossen, allein sechs in diesem Jahr. 16 stehen nun ab sofort kommerziellen Anbietern zur Verfügung, weitere sollen in den nächsten Jahren folgen.
Bis 2020 will Chinas Raumfahrtbehörde 35 weltweit zu nutzenden Einheiten zur Verfügung stellen. Aus dem Dienst im asiatisch-pazifischen Raum plant Beidou zunächst einmal Einnahmen von 400 Milliarden Yuan im Jahr zu erwirtschaften, rund 48 Milliarden Euro.
Der kommerzielle Start von Beidou zeigt vor allem den Europäern ihre Schwächen. Unter dem Namen Galileo arbeitet die Europäische Weltraumorganisation (ESA) seit fast zehn Jahren am Aufbau eines eigenen Satellitennavigationssystems.
China war bereits mit 280 Millionen Euro beteiligt. Doch China stieg aus. Nicht zuletzt aufgrund der innereuropäischen Querelen dauerte ihnen der Prozess zu lange.
Zudem hatten europäische Politiker immer wieder Sicherheitsbedenken wegen Chinas Beteiligung angeführt.
Während Galileo frühestens 2014 in Betrieb geht, hat Peking bereits jetzt ein eigenes globales System. Obendrein verfügen die Chinesen bei ihrem System über Frequenzen, die von außen nur schwer gestört werden können.
Kritiker des europäischen Systems haben moniert, dass Galileo nur zivil zu nutzen sei. Das heißt, für die militärische Nutzung werden die Europäer weiterhin vom GPS abhängig sein, das die Amerikaner jedoch jederzeit ausschalten können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier
Berliner Kultur von Kürzungen bedroht
Was wird aus Berlin, wenn der kulturelle Humus vertrocknet?