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Chemnitzer FC trauert um einen NeonaziMit Trauerminute und Bengalos

Der Chemnitzer FC findet am Samstag viel Lob für den verstorbenen Neonazi Tommy Haller. Zweitligist Union Berlin zeigt, dass das besser geht.

„Ruhe in Frieden, Tommy“, steht auf dem Transparent hinter dem Tor Foto: imago/HärtelPRESS

Für den Regionalligisten Chemnitzer FC, so sagt es sein Stadionsprecher, war Tommy Haller „ein Anhänger mit Leidenschaft für unseren Verein“. Für andere war der Gründer der Fangruppe „Hoonara“ (Hooligans Nazis Rassisten) ein stadtbekannter Neonazi, der jüngst gestorben ist.

Vor dem CFC-Heimspiel gegen die VSG Altglienicke gab es eine Trauerminute, eine Würdigung auf der Videowand und lobende Worte des Stadionsprechers. CFC-Profi Daniel Frahn hielt ein T-Shirt mit dem Spruch „Support your local hools“ hoch. Nur davon distanziert sich der CFC und verhängte eine Geldstrafe gegen Frahn. Der Rest sei „keine offizielle Trauerbekundung“ gewesen, bloß das Angebot, „gemeinsame Trauer zu ermöglichen“, heißt es in einer Erklärung. Immerhin, Geschäftsführer Thomas Uhlig, trat zurück.

Dass Vereine auch anders reagieren können, hat Zweitligist Union Berlin bewiesen. Beim Freitagsspiel zwischen Union und dem FC Ingolstadt hatte der israelische FCI-Profi Almog Cohen die Rote Karte gesehen. Ein Twitter-User schrieb: „Verpiss dich aus unserem Stadion an der alten Försterei du scheiß Judenvieh!!!!!!! Hast Rot bekommen und nun nerv nicht rum sondern verpiss dich für immer scheiß Judenvieh; Ab in die Kammer mit dir!!!!!!!“ Beide Klubs solidarisieren sich mit Cohen und gehen juristisch vor. Der Staatsschutz kümmert sich, auch der DFB will ermitteln.

In Chemnitz hingegen hat laut MDR die CFC-Fanbeauftragte Peggy Schellenberger, die auch SPD-Stadträtin ist, kondoliert: „Wir waren immer fair, straight, unpolitisch und herzlich zueinander“, soll sie über den verstorbenen Neonazi geschrieben haben.

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2 Kommentare

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  • "Der Rest sei „keine offizielle Trauerbekundung“ gewesen". Was denn sonst?



    Das geht ·g a r n i c h t·.



    Und Frau Schellenberger sollte dringend hinterfragen, wie frauman mit einem Neonazi "unpolitisch und herzlich zueinander" sein kann. Geht's noch?! Nihil nisi?! Da gibt's ja wohl Grenzen. Dann schweigt frauman eben dazu.



    "In allen Sportstadien ist die Verwendung von bengalischen Feuern durch die Stadionordnung bzw. die Versammlungsstättenverordnung (z. B. in Bayern durch § 35 Abs. 2 VStättV) untersagt." Das waren doch welche, oder nicht? Jetzt werden für Neonazis schon Verordnungen außer Kraft gesetzt – hochoffiziell im Stadion.

  • Über Tote nur Gutes, ich weiss. Deshalb etwas zu den Lebenden:

    Ist es eigentlich was Gutes, wenn man mal als Fanbeauftragte über einen Hooligan und Nazi sagen kann: Wir waren immer unpolitisch zueinander?

    Wahrscheinlich sind das auch die Menschen, die ihre Briefe 'mit sportlich fairen Grüßen' unterschreiben.