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Chaos an deutschen FlughäfenHier wird niemand abgefertigt

Kommentar von Nikola Endlich

Ein Bagger kommt den Streikenden am Frankfurter Flughafen indirekt zugute. Durch den Ausfall der IT-Systeme steigen die Erfolgschancen für den Ausstand.

Stundenlange Wartezeiten am Frankfurter Flughafen nach Ausfall der IT-Systeme am Mittwoch Foto: Kai Pfaffenbach/reuters

S olch ein Chaos wie in den letzten Tagen gab es wohl selten am größten Drehkreuz des Flugverkehrs in Frankfurt am Main. Und trotzdem ist für Freitag erneut angekündigt, den Flughafen in Frankfurt wie mehrere andere in Deutschland einen Tag lang zu schließen und den Flugverkehr komplett ruhen zu lassen. Unmut ist angesagt, denn für zahllose Fluggäste dürfte das vor allem eines bedeuten: Warten, warten, warten.

Und das so kurz nach dem Chaos und den Ausfällen am Mittwoch. Bauarbeiten ausgerechnet im Auftrag der Deutschen Bahn an einem Gleisbett in Frankfurt führten dazu, dass ein Bagger ein Kabel in vier Meter Tiefe durchtrennte und damit sämtliche IT-Systeme einer der größten deutschen Fluggesellschaften – der Lufthansa – kurzerhand lahmlegte.

Über Stunden konnten Fluggäste nicht mehr abgefertigt werden. Die meisten blieben im Dunkeln darüber, wann die Misere enden könnte. Es blieb schlicht kein Platz auf den Rollfeldern. Landen und Parken weiterer Maschinen unmöglich, weil andere nicht starten konnten und auf die Wiederherstellung des IT-Systems warten mussten.

So war es wohl auch das erste Mal in der Geschichte einer deutschen Fluggesellschaft, dass sie dazu verdammt war, sämtliche innerdeutschen Flüge zu streichen und ihre Passagiere dazu aufrufen musste, doch bitte auf die Bahn umzusteigen. Und nun auch noch der Streik, von dem insgesamt rund 295.000 Passagiere betroffen sein werden. Für den Frankfurter Flughafen dürften diese Tage wohl eins der dunkelsten Kapitel seiner Geschichte ausmachen.

Als unfreiwillige Gewinner aus diesen Chaostagen gehen dagegen vor allem die Streikenden hervor. Für den Frankfurter Flughafen kam das Chaos zur völligen Unzeit, so kurz bevor nun auch noch Personal die Arbeit niederlegt und für bessere Bedingungen auf den Rollfeldern und in den großen Hallen des Flughafens eintritt, sich für höhere Löhne einsetzt und damit erneut das Geschäft für einen ganzen Tag lahmlegt. Doch für die Gewerkschaft war es Wasser auf ihre Mühlen. Ein Streik, der wehtut, erreicht die erhofften Ergebnisse am Ende mit größerer Wahrscheinlichkeit.

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4 Kommentare

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  • Einfach DANKE! Dem Baggerfahrer und Ver.Di. Ein Komplettausfall am Frankfurter Flughafen und weiteren Flughäfen im Land spart an einem Tag Millionen Liter Treibstoff ein. So viel wie das Tempolimit von 130 in einem Jahr. Beides zusammen wäre perfekt.

    Weiterhin wird der Flugverkehr durch Steuervorteile und Billiglöhne zu sehr gepampert. Die in die Höhe schnellenden Passagierzahlen zeigen es an - angesichts der Klimakatastrophe ist Fliegen preiswert. An die Selbstverantwortung der Reisenden zu appellieren, ist sinnlos.

  • Da wird wohl der Baggerfahrer, der die Datenleitungen durchtrennte, Ehrenmitglied bei VERDI? (Tschuldigung, das sollte Satire sein).



    Im Übrigen würde mich interessieren, welche Zukunftsaussichten die Gewerkschaften für die Beschäftigten der Luftfahrtbranche sehen. Warum hat niemand den Mut, klar auszusprechen, dass es mit dem Luftverschmutzer „Luftfahrt“ dem Ende zugeht? Zumindest jeder taz-Leser sollte es inzwischen mitbekommen haben. Denn wenn die DB (hoffentlich bald) zum verlässlichen und erschwinglichen Verkehrsmittel wird und dies die Passagiere realisieren, wird der Trend weg vom Flugzeug voll einsetzen.



    Hoffentlich haben dann die Gewerkschaften bessere Ideen, als die Beschäftigten in den dann aussichtslosen Kampf um die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze und Lohnerhöhungen zu schicken. Denn wenn die Kunden ausbleiben, gibt es nichts mehr zu tun und nichts mehr zu verdienen!

    • @Pfanni:

      Leider wird es nicht dazu kommen, dass es mit dem Luftverschmutzer „Luftfahrt“ dem Ende zugeht und die Bahn ist so schlecht aufgestellt, dass sie nicht einmal ansatzweise diese zusätzlichen Verkehre bewältigen könnte. Sie hat einen 30jährigen Investitionsstau, den sie vor sich herschiebt und die Privatisierung hat verhindert, dass langfristig investiert wurde, weil es immer nur um den adhoc-Gewinn ging.



      Und im Moment tun die Oppositionsparteien CDU und FDP alles dafür, dass es nicht besser wird.



      17.02.2023 13:33 Uhr

  • Die Gewerkschaften sind - unfreiwillig - die effektivsten Klimaschützer. Der Effekt der eingeschränkten Mobilität während Corona war messbar. Weiter so! Ausgefallene Flüge sind die besten. Nachholen kann man sie ja nicht.