Chaos am Wahlsonntag in Berlin: Debakel für die Wahlleitung
Mal fehlten Stimmzettel, die Schlangen vor vielen Wahllokalen waren extrem lang: Der Wahlsonntag verlief chaotisch. Das sollte ein Nachspiel haben.
D as größte Wahldebakel erlebte am Super-Wahlsonntag in Berlin nicht etwa eine bestimmte Partei – sondern die Landeswahlleitung. Als um kurz vor 20 Uhr am Sonntagabend die erste Hochrechnung für die Berliner Abgeordnetenhauswahl über die Bildschirme lief, standen ReporterInnen zufolge Menschen noch immer an den Wahllokalen an. Wer sich bis 18 Uhr in die Schlange eingereiht hatte, durfte nämlich noch wählen.
Vorausgesetzt, es gab in den Wahllokalen genügend Wahlzettel: Die wurden mitunter knapp und konnten dann auch vielerorts nicht so schnell nachgeordert werden. Eine Wahlleiterin in Pankow berichtete – da war es bereits weit nach 18 Uhr – die Wartezeit betrage noch ungefähr eine Stunde. Die Zettel für die Bundestagswahl seien bereits am Nachmittag aus gewesen. Die Leute seien wütend.
Auch in der taz-Redaktion riefen am Nachmittag immer wieder empörte LeserInnen an, die über lange Wartezeiten oder fehlende Stimmzettel klagten. KollegInnen berichteten ähnliches: Mal 40 Minuten Wartezeit, mal länger.
Natürlich kann man nun sagen: Sechs Kreuze in der Wahlkabine zu verteilen, das dauert eben. Manch eine*r war vielleicht noch unentschlossen, gerade angesichts der Vielzahl der Wahlzettel, durch die man sich arbeiten musste. Zahlreiche Wahlhelfer*innen sprangen offenbar kurz vor knapp ab. Und dann war ja auch noch Marathon in der Stadt. Gut möglich, dass da ein paar Laster mit dem Wahlzettel-Nachschub im Stau standen.
Der Montag dürfte interessant werden
Und dennoch: Dass der Marathon durch die Stadt laufen würde, war lange klar. Offenbar hat man sich aber zugetraut, beides parallel organisieren zu können. Falls der Marathon überhaupt eine Rolle spielte: Die Pressekonferenz, die die Landeswahlleitung im Nachgang zur Wahl am Montag für 11 Uhr angesetzt hat, dürfte interessant werden.
Diese Wahl wird vermutlich noch ein Nachspiel haben, so viel ist klar. Und das sollte auch so sein: Denn hinter diesen semi-witzigen BER-Vergleichen a la „In Berlin dauert eben alles etwas länger“ steckt ja durchaus ein gewisser Ernst. Man kann es sympathisch finden, wenn Berlin sich so durch den Wahlabend wurstelt, klar. Aber wenn Menschen angesichts stundenlangen Wartezeiten eventuell von ihrer Stimme nicht Gebrauch gemacht haben, oder wenn Wahlunterlagen unvollständig sind, dann ist das kein guter Tag für die Demokratie.
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