Carola Rackete beim Kapitänstag: Mehr Kapitäne für die Seenotrettung
„Sea-Watch“-Kapitänin Carola Rackete tritt im September beim traditionsreichen Bremer Kapitänstag auf. Sie will dort für Seenotrettung im Mittelmeer werben.
Rackete ist Ehrengast des Treffens am 6. September. Ende Juni wurde sie international bekannt, als sie sich nach 14 Tagen Wartezeit mit 53 Flüchtlingen an Bord der „Sea-Watch 3“ entschloss, ohne Erlaubnis in den Hafen der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa einzulaufen.
Im Grundsatz sei allen Kapitän*innen klar, dass Menschen in Seenot gerettet und in den nächsten sicheren Hafen gebracht werden müssten, sagte Rackete. Die entscheidende Frage sei jedoch, warum die Menschen auf dem Mittelmeer überhaupt in Seenot geraten. „Menschen fliehen aus einem Bürgerkriegsland, und weil es keine sicheren Fluchtwege gibt, müssen sie Boote nutzen, in die wir uns niemals hineinsetzen würden.“
Das Problem dabei sei nicht das Seerecht, sondern Rassismus, erläuterte Rackete: „Niemals würden wir eine schiffbrüchige Person mit europäischem Pass in ein Bürgerkriegsland bringen und behaupten, es gäbe dort einen sicheren Hafen für sie.“ Ob ein Hafen sicher ist oder nicht, dürfe nicht vom Pass oder Herkunft einer Person abhängen, „denn vor dem Recht sind alle Menschen gleich“.
Rackete appellierte an die europäischen Politiker*innen, langfristige Strategien und sichere Fluchtrouten zu schaffen. Die Migration sei nicht zu verhindern. „Indem wir Wege erschweren, Zäune bauen und fragwürdige Rückführungsabkommen schließen, machen wir die Fluchtrouten noch gefährlicher, was wir an der gestiegenen Todesrate sehen.“
Der Kapitänstag ist ein jährlich am ersten Freitag im September stattfindender Empfang für Kapitäne und Chefingenieure der Schiffe und Flugzeuge. Die Veranstaltung ist ein symbolischer Dank Bremens an die Verantwortlichen im See- und Luftverkehr und geht auf einen Senatsbeschluss im Jahr 1965 zurück.
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