Captain Kirk gegen Weltzerstörung: Despoten sollten „Star Trek“ gucken
Was sich auf der Erde abspielt, ist schrecklich. Man sollte Diktatoren wie Putin zum „Star Trek“-Schauen verdammen, sie würden viel lernen.
![Darsteller der Star-Trek Serie in futuristischen Kostümen Darsteller der Star-Trek Serie in futuristischen Kostümen](https://taz.de/picture/6156921/14/32408782-1.jpeg)
N iemand braucht hellseherische Fähigkeiten, um zu wissen, dass unsere Gegenwart in 500 Jahren als „Zweites Mittelalter“ bezeichnet werden wird. Denn was sich derzeit auf dem Planeten namens Erde abspielt, ist schlimm, ist wie Pest und Leibeigenschaft, ist wie Inquisition und sinnloses Gemetzel im Namen geschichtsrevisionistischen Wahns oder gotteslästerlicher Credos – so wie es damals war. Es ist nicht das Mittelalter der Wissenschaft und Künste, sondern das Mittelalter der Verwerfungen und des Todes, was unsere Nachgeborenen meinen werden.
Es reicht, sich „Star Trek“-Filme anzuschauen, um das zu verstehen. Immer wieder werden die Held*innen dieses epochalen Werks, die im 24. Jahrhundert oder so leben, auf Zeitreise in unsere Gegenwart geschickt, und ihr Fazit ist verheerend: Sie sind entsetzt ob der Umweltzerstörung, der Luftverschmutzung und der Kriege um winzige Territorien, wo sie doch wissen, dass das Universum so riesig ist. Nationalstaatliche Interessen – da kann einer aus dem 24. Jahrhundert nur lachen.
Okay, ich sehe, es ist schwer, mir zu folgen. Hier ein Versuch im Kleinen. Neulich im Radio: ein Bericht über die Zerstörung der Ostseepipelines. Der Kommentator meint, dass die Länder zukünftig ihre Technologie, die sie in die Meere versenkten, teuer schützen müssten. Und ich frage, welches Land schützt was wo auf dem offenen Meer? Wer was in Hoheitsgewässern? Russland etwa in deutschen, weil Nord Stream mehrheitlich Gazprom gehört? Das möcht ich mal sehen.
Die ganze Sache ist absurd, wie auch das Nationalstaatsdenken angesichts internationaler Gefahren – Klimawandel, Atomraketen, Killerviren, Artensterben – absurd ist. Was sich auf der Erde abspielt, ist, aus dem Weltraum beobachtet, ein Horrorszenario. Alexander Gerst, der echte Astronaut, hat Ähnliches gesagt.
Nur wie kriegt man die Leute, die wissentlich diesen Planeten zerstören, weil ihr Horizont, den sie für das Maß aller Dinge halten, beschränkt ist, wie kriegt man insbesondere diese Despoten, diese Kims, diese Mullahs, diese Putins, dazu, dass sie sich die Erde aus der Distanz angucken? Das weiß ich auch nicht. Aber ich habe eine Vision.
Ich hoffe, dass eine unbekannte Macht diese gegenwärtigen und zukünftigen Diktatoren mental gefangen nimmt. In ihrer Gefangenschaft dürfen sie nur noch einer Beschäftigung nachgehen. Sie müssen sämtliche „Star Trek“-Folgen aus den letzten 57 Jahren anschauen, „Voyager“, „Enterprise“, „Deep Space Nine“ und was es alles gibt. Sind sie mit allen Serien durch, fangen sie wieder von vorn an. Sie werden Fans werden von Captain Janeway oder Captain Kirk, Captain Uhura, Scotty oder Seven of Nine, sie werden erfahren, was Borg und Klingonen sind, sie werden den Formwandler Odo lieben und diverse Androiden, sie werden sich wünschen, mit dem Bathlet kämpfen zu können oder sich mit anderen zur Gedankenverschmelzung zu treffen – ach, Letzteres erst mal doch lieber nicht.
Und sie werden durch ihr „Star Trek“-Studium lernen, dass Kooperation wichtig ist. Dass humanistisches Verantwortungsbewusstsein und Respekt vor dem Leben die Grundlage des Handelns sein müssen, wie es die Planetenföderation bei „Star Trek“ tut. Dass Zusammenhalt, Weitsicht und Liebe zählen. Dass es wichtig ist, anderen Menschen gegenüber tolerant zu sein, Konflikte friedlich zu lösen. Und dass es sinnlos ist, sinnlose Kriege anzuzetteln. Sie werden lernen, dass wir nur überleben können, wenn wir nach Frieden und Ausgleich streben.
In ihrer mentalen Gefangenschaft werden die Despoten ihre Winzigkeit begreifen. Und wenn sie nach Jahren des Studiums innerlich gereift sind, dürfen die Putins, Trumps, die Xis und Ypsilons, verkleidet etwa als Romulaner, auf „Star Trek“-Conventions gehen, also auf Versammlungen von „Star Trek“-Fans. Und dann werden sie, wenn sie die echten „Star Trek“-Schauspieler*innen dort treffen, zu ihnen sagen können, wie es jener Skinhead zu Michelle Nicols, die Captain Uhura war, gesagt hat: Dass sie Arschlöcher waren, andere verachteten und schlimme Dinge taten, dass sie durch „Star Trek“ aber zu guten Menschen wurden.
Zu simpel? Ja, doch. Aber so schön!
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