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Cannabis-Handel in den USABundesbehörden machen mobil

Kurz nach Freigabe von Cannabis in Kalifornien entscheidet das US-Justizministerium, den Handel mit der Substanz zu erschweren.

Legaler Anbau im US-Bundesstaat Colorado Foto: dpa

Washington afp | Wenige Tage nach der Legalisierung von Cannabis in Kalifornien als reines Genussmittel hat die US-Regierung den Handel mit der Substanz erschwert. Justizminister Jeff Sessions hob am Donnerstag in Washington fünf Anweisungen der Vorgängerregierung unter Barack Obama auf, die sich gegen eine Durchsetzung des allgemeinen Verbots von Cannabis in den USA gerichtet hatten. Damit leite er eine „Rückkehr zur Herrschaft des Rechts“ ein, erklärte der Minister.

Die Staatsanwaltschaften hätten nun wieder die „notwendigen Werkzeuge, um kriminelle Organisationen zu zerstören, die wachsende Drogenkrise zu bewältigen und Gewaltverbrechen im ganzen Land entgegenzuwirken“, erklärte Sessions. Eine gezielte Offensive gegen Cannabis ordnete er jedoch nicht an. Er überließ es vielmehr den Staatsanwaltschaften einzuschreiten, wenn sie Handlungsbedarf sehen.

Die Bundesgesetze in den USA stufen Cannabis als eine gefährliche Droge wie etwa auch Heroin ein. Dennoch ist in sechs US-Bundesstaaten der Konsum von Cannabis als Genussmittel erlaubt worden. Zuletzt hatte am 1. Januar mit Kalifornien der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA die Substanz für Erwachsene freigegeben. Die beiden Bundesstaaten Massachusetts und Maine haben Schritte eingeleitet, um den rezeptfreien Cannabis-Verkauf noch in diesem Jahr zu legalisieren.

In insgesamt 29 Bundesstaaten, der Hauptstadt Washington und mehreren US-Überseegebieten ist der Konsum von Cannabis aus medizinischen Gründen erlaubt. Die nationale Medikamentenbehörde FDA stuft die Droge hingegen nicht als Arzneimittel ein.

Abhängigkeit von Schmerzmitteln deutlich gefährlicher

Sessions ist ein entschiedener Gegner der Cannabis-Legalisierung. Den Kampf gegen den Drogenhandel hat er sich zur zentralen Aufgabe als Justizminister gemacht. Während seines Wahlkampfs hatte US-Präsident Donald Trump wiederholt erklärt, dass er den Umgang mit Cannabis den Behörden vor Ort überlassen werde. Nach seiner Amtsübernahme nahm er allerdings eine härtere Haltung ein.

Besonders große Probleme bereitet den USA derzeit die verbreitete Schmerzmittel-Abhängigkeit. Nach Angaben des US-Justizministeriums gingen 2016 rund 20.000 der 64.000 Todesfälle durch Drogen-Überdosierungen auf pures oder mit anderen Drogen versetztes Fentanyl zurück. Das synthetische Opioid kann bis zu 50 Mal stärker als Heroin sein. Seitdem die Ausgabe verschreibungspflichtiger Opioide in den USA reduziert wurde, hat sich das Schmerzmittel zu einer preisgünstigen Alternative für Drogensüchtige entwickelt.

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3 Kommentare

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  • 4G
    42161 (Profil gelöscht)

    Etwas bedenklich an dem Artikel finde ich den Satz: "Abhängigkeit von Schmerzmitteln deutlich gefährlicher". Selbst wenn man über den Umstand hinweg sieht, daß es eigentlich "Anti-Schmerzmittel" heißen müßte, so ist der Satz in seiner derart pauschal formulierten Form auch falsch.

     

    Anti-Schmerzmittel, also Analgetika und Anästhetika verfügen wie alle Rauschmittel über sehr unterschiedliche Gefahrenpotentiale.

     

    Das Gefahrenpotential eines Rauschmittels ergibt sich weniger aus dem akuten Gebrauch, als vielmehr aus dem chronischen Gebrauch. Deshalb ist es wichtig, auch das Abhängigkeitspotential zu beurteilen. Das Abhängigkeitspotential bestimmt sich nicht allein durch die biochemischen Eigenschaften eines Mittels, es beinhaltet auch die biologischen, mentalen und interaktiven (sozialen) Veranlagungen (Dispositionen) der Verbraucher.

     

    Die unterschiedlichen Dispositionen der Konsumenten können also durchaus dazu führen, daß ein Mittel mit hohem biochemischen Abhängigkeitspotential auf Grund von einem niedrigen anlagebedingten (dispositionalen) Abhängigkeitspotential ein geringeres Gefahrenpotential aufweist, als das gleiche Mittel bei einem Konsumenten mit hohem dispositionalen Abhängigkeitspotential. Einfach ausgedrückt: Cannabis kann also durchaus gefährlicher sein als Heroin und sogar Sahnetorte kann unter Umständen gefährlicher sein, denn es hängt nicht allein davon ab, was konsumiert wird, sondern auch, von wem.

     

    Dieser Umstand sollte in der Debatte zur Legalisierung von Rauschmitteln endlich eine Berücksichtigung finden. Rauschmittel allein hinsichtlich ihrer biochemischen Eigenschaften zu vergleichen, ist für die Bewertung der Gefahren in etwa genauso sinnvoll, wie es sinnvoll ist, eine Kawasaki mit einem U-Boot zu vergleichen oder einen Heißluftballon mit einer Dampflok. Irgendwie sind alle nur Mittel und irgendwie sind auch alle gefährlich, und wie sicher man damit umgeht, hängt vor allem von den eigenen Veranlagungen, Kenntnissen und Fähigkeiten ab.

    • @42161 (Profil gelöscht):

      Ersteinmal: Ja, am Ende des Tages liegt es an der Person wie gefährlich eine Droge ist.

       

      Aber:

      1. Der derzeitig rechtliche Umgang mit der Thematik (und nicht nur bei Cannabis) ist nicht rational begründbar - wenn man nicht gerade die Feindlichkeit gegenüber dem "Kulturfremden" als rational betrachtet.

      2. Auf politischer Ebene muss man sich bei der Frage der Regulierung der einzelnen Stoffe nuneinmal auf allgemeine, statistische Aussagen stützen. Dass das derzeit nicht geschieht, steht auf einem anderen Blatt.

  • Hoffentlich stürzt Trump bald, über was auch immer,und mit ihm seine komplette Speichelleckertruppe, damit er wieder in Ruhe Golf spielen kann und keinen Schaden mehr anrichtet.