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Cannabis-Antrag aus KreuzbergRot und Schwarz sind sich nicht grün

Der Senat ist über den Antrag der Kreuzberger Grünen auf einen Cannabis-Modellversuch uneins. Letztlich entscheidet aber der Bundesgesundheitsminister.

Tipp für die Koalition: Erst mal eine Tüte dreh‘n und dann gelassen weiters ach egal Alta. Foto: dpa

Soll man in Kreuzberg legal Gras kaufen dürfen? Über einen Antrag der Grünen, im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zwei Coffeeshops einzurichten, ist sich die Berliner Koalition aus SPD und CDU uneins.

Wie die taz am vergangenen Samstag berichtete, soll Ende Juni ein entsprechender Antrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingereicht werden. Der Bezirk plant, zwei Coffeeshops zu eröffnen, in denen Marihuana und Haschisch in begrenzter Menge an Erwachsene verkauft werden soll. Die Grünen, die in Friedrichshain-Kreuzberg die Bezirksbürgermeisterin stellen, planen schon lange, den Verkauf von Cannabisprodukten staatlich kontrolliert zu erlauben. Ziel der Initiative ist zudem, den Drogenhandel am Görlitzer Park einzudämmen.

Die Landesregierung ist in der Frage des Cannabis-Verkaufs gespalten. „Die bisherige Drogenpolitik ist gescheitert“, sagte Thomas Isenberg, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, der taz. Er unterstützt den Antrag aus Kreuzberg. Die SPD beginne deshalb im Herbst eine Mitgliederbefragung zum Thema.

Die CDU dagegen sprach sich bei ihrem Landesparteitag am Wochenende gegen Berliner Coffeeshops aus. Kai Wegner, Generalsekretär der Berliner CDU, legte sich fest: „Mit uns als Union wird der Staat niemals zum Dealer.“ Die CDU werde nicht zulassen, dass es staatlich kontrollierten Cannabis-Konsum in Berlin gebe.

Keinen Einfluss

Wird die Berliner CDU die Coffeeshops in Kreuzberg also verhindern? Wohl kaum, denn auf die Entscheidung über den Antrag der Kreuzberger Grünen hat die Berliner Regierung keinen Einfluss. Der Antrag des Bezirks richtet sich direkt an das BfArM, das dem Gesundheitsministerium untersteht. Ob der Coffeeshop kommt, entscheidet also nicht die Landesregierung, sondern der Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).

In Kreuzberg hofft man jetzt, dass bald andere Kommunen folgen und die Eröffnung von Coffeeshops fordern. „Die gucken jetzt, wie wir uns schlagen“, sagte der Sprecher des Bezirks. Interesse gäbe es bereits aus Münster. Aber auch andere Berliner Bezirke könnten folgen. Die Kreuzberger Grünen erhoffen sich von der kontrollierten Abgabe auch, mehr über die Konsumenten in ihrem Bezirk zu erfahren. Kifft der Professor genau so oft und gern wie die Studentin? Das Kreuzberger Pilotprojekt soll deshalb auch von einer wissenschaftlichen Studie begleitet werden.

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5 Kommentare

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  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    Kai Wegner: „Mit uns als Union wird der Staat niemals zum Dealer.“

     

    Klaro, deshalb klebt auch auf allen Zigarettenschachteln eine Steuermarke...

     

    Dummdreist und verbohrt.

    • @889 (Profil gelöscht):

      Nein Zigaretten verkauft der Staat doch nicht selbst. Das macht ihn nicht zum Dealer sondern lediglich zur Schlägerschutztruppe die die Dealer beschützt.

       

      Ausserdem weiß die CDU immer Bescheid. Es ist doch allgemein bekannt, dass die Grünen ihre Parlamentarische Immunität ausnutzen um an Schulen Kindern Drogen zu verkaufen. :D

  • Es geht nicht um Cannabis, sondern es geht um Wählerstimmen. Und da verwundert es nicht, wenn eine ganze Reihe von Politikern angesichts ihrer schwindenden Wählermassen auf die Idee verfällt, daß es vielleicht doch noch klappt, wenn nur genügend Bürger rund um die Uhr bekifft sind.

  • Ach, Herrje ...

    Gegen Klischees anrennen ist gar nicht so einfach, was? Weicht man einem aus, stolpert man über das nächste:

    In diesem Fall "der Professor, die Studentin" - echt mal, Leute; Wenn selbst die TAZ das mit dem *inhaltlichen* Gendern nicht hinbekommt und alte, sexistische Denk- und Wahrnehmungsmodelle reproduzieren muss - was soll sich dann verändern? Insgesamt, meine ich?

     

    Manchmal könnte man verzweifeln, ehrlich.

    (Falls diese Formulierung etwa von den regierenden Grünen stammt: Betrachten sie den Einwand als gegenstandslos- Da *bin* ich schon verzweifelt, das macht dann nichts mehr)

    • @uli moll:

      Halb so wild, das war offensichtlich nur ein beliebiges Beispiel. Andererseits ist deine Kritik auch nicht falsch. Warum muss die übergeordnete Person immer ein Mann sein? Wahrscheinlich weil wir jahrelang darauf konditioniert wurden und es uns gar nicht mehr auffällt, wie einseitig und stereotyp wir solche Beispiele verwenden.