CSU fordert „Deutschland-Praktikum“: Azubis und Studis an die Waffe
Die CSU-Parteispitze will ein „Deutschland-Praktikum“ während der Ausbildung einführen. Im Netz stößt die Forderung auf Kritik.
Wörtlich heißt es in dem Positionspapier, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt: „Wir wollen darüber hinaus die Einführung eines staatsbürgerlichen Deutschland-Praktikums während der Ausbildungszeit, das bei staatlichen, sozialen, ökologischen und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen oder der Bundeswehr absolviert werden kann.“
Auf Twitter bewirbt die CSU das „Deutschland-Praktikum“ als „staatsbürgerschaftliches Engagement“, das belohnt werden solle. Wer ein „Deutschland-Praktikum“ absolviere, könne z.B. beim Numerus Clausus mit Vorteilen rechnen.
Empfohlener externer Inhalt
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, solle das Praktikum verpflichtend sein. Diese Aussage stieß im Netz auf Kritik. Viele Twitter-Nutzer*innen sehen darin eine Wiedereinführung der Wehrpflicht bzw. des Zivildienstes in veränderter Form, um dem Markt billige Arbeitskräfte zuzuführen. Ein User twitterte: „Wir könnten Leute in sozialen Berufen besser bezahlen und mehr Leute einstellen, um die Jobs attraktiver zu machen – oder wir führen den Zivildienst wieder ein, lassen alle umsonst arbeiten und nennen es „Deutschland-Praktikum“.“
Auch SPD-Abgeordneter Karl Lauterbach twitterte: „‚Deutschland-Praktikum‘ heißt nur: CSU will kostenlose Soldaten und Pflegeassistenten für 1 Jahr.“ Außerdem kritisiert der Politiker, dass junge Menschen nicht in die Entscheidung für ein Pflichtpraktikum miteinbezogen würden.
Empfohlener externer Inhalt
CSU-Chef Markus Söder erklärte jedoch am Montagnachmittag, dass das „Deutschland-Praktikum“ als Ergänzung neben dem Bundesfreiwilligendienst und dem freiwilligen Wehrdienst verstanden werden solle. Auch dieser Dienst sei freiwillig und dauere acht bis zwölf Wochen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut