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CSU attackiert AfDGegen „braunen Schmutz“

Die CSU grenzt sich von der AfD ab. Ob das reicht, um die absolute Mehrheit im Landtag zu verteidigen? Der Parteivorstand berät über die künftige Strategie.

Weiß, was in Bayern Platz hat und was nicht: Ministerpräsident Markus Söder Foto: dpa

München dpa/taz | Fünf Monate vor der bayerischen Landtagswahl eröffnet die CSU in scharfer Form den Kampf gegen die AfD und beansprucht zugleich das Alleinvertretungsrecht für das bürgerliche Lager für sich.

„Die AfD ist ein Feind von allem, für das Bayern steht“, heißt es in einem Strategiepapier von CSU-Generalsekretär Markus Blume, über das der Parteivorstand auf seiner Klausur am Samstag beraten will. „Wir sind entschlossen, die AfD als zutiefst unbayerisch zu bekämpfen.“ Die AfD, das seien „Feinde Bayerns“, die man „stellen“ wolle, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt und über das auch der Spiegel berichtete.

„Wir werden einen harten Kampfkurs gegen die AfD fahren“, heißt es in dem dreiseitigen Konzept. „Wer das Andenken von Franz Josef Strauß politisch vergewaltigt; wer Staatsmänner und gewählte Abgeordnete mit Schmutzkampagnen und Verleumdungen überzieht; wer Hass sät und Gesellschaft spaltet; dem sagen wir: Brauner Schmutz hat in Bayern nichts verloren!“ Man dulde „keinerlei Grenzüberschreitungen mehr“.

Zugleich will die CSU „allen bürgerlichen Stimmen im Land eine politische Heimat geben“. „Zum Bayern-Gen gehört, dass wir die bürgerliche Mehrheit in unserem Lande wieder hinter einer politischen Kraft vereinigen“, heißt es in dem Papier. Nur in Bayern gebe es eine Mehrheit von fast zwei Dritteln bürgerlicher Wähler. Nur in Bayern gebe es so viele Menschen, die Leistungsfreude, Wertebindung, Sicherheit und Ordnung und eine christliche kulturelle Prägung des Landes wünschten. „Wir haben den Alleinvertretungsanspruch für das bürgerliche Lager“, gibt Blume als Losung für den Wahlkampf aus.

Unterscheidung zwischen Wettbewerbern und Gegnern

Die CSU attackiert aber nicht nur die AfD, sondern greift auch andere Parteien an: „Bei der SPD ist die eigene Orientierungslosigkeit Programm, bei der FDP Verantwortungslosigkeit“, heißt es im dem Papier. „Die Grünen träumen unverdrossen von Multi-Kulti, Wertegleichgültigkeit und Ökofundamentalismus. Die Freien Wähler wiederum betreiben Freibierpopulismus.“ Allerdings wird deutlich zwischen der AfD und allen anderen Parteien unterschieden: Die AfD nämlich sei kein politischer „Wettbewerber“, sondern politischer Gegner. „Sie versucht, Radikalismus einen bürgerlichen Anstrich zu geben – und ist doch nichts anderes als eine Alternative zur NPD.“

„Wir wollen alles tun, um das Vertrauen der Verunsicherten zurückgewinnen“, heißt es in dem Papier. „Und wir werden uns hart mit den destruktiven Kräften in diesem Land auseinandersetzen, die nicht am Gelingen, sondern an Parolen, am Empören oder am Verhindern interessiert sind.“ Mit Ministerpräsident Markus Söder an der Spitze setze die CSU als einzige Partei „auf Sieg und nicht auf Koalition“.

Die CSU hofft, bei der Landtagswahl am 14. Oktober ihre absolute Mehrheit im Landtag verteidigen zu können – was aus derzeitiger Sicht schwierig scheint: Umfragen sahen die CSU zuletzt lediglich zwischen 41 und 44 Prozent, die AfD bei 12 bis 13 Prozent. Nach derzeitigem Stand könnten künftig sechs Parteien im Landtag vertreten sein.

Seltsam nur: Zuletzt hatte sich die CSU rhetorisch einigen Forderungen sowie politisch-praktisch in der Migrations-, Kultur- und Sicherheitspolitik einigen Positionen der AfD angenähert.

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12 Kommentare

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  • Gleich zu Beginn meinen Sie, dass die CSU damit einen Alleinvertretungsanspruch für das bürgerliche Lager damit geltend machen würde. Da habe ich so meine Zweifel. In der CSU gilt seit langem, dass sie zwischen der eigenen Partei und ganz rechts keine Lücke dulden will. Das ist inzwischen alles andere als bürgerlich.

     

    Inzwischen ist der Punkt erreicht, wo die CSU auch die schlicht bürgerlichen Menschen als Wählerinnen und Wähler verliert. Und nach meiner Prognose verliert sie jetzt mehr in der Mitte, als sie rechts gewinnt. Einen Teil der Stimmen reicht sie mit dem Verhalten dann an die AfD weiter, die sich dadurch bestätigt sieht.

     

    Die CSU greift die AfD scharf an? Aber wo bitte bleibt dann der inhaltliche Angriff? Davon sehe ich absolut nichts. Das ist eine rein taktische Abgrenzung. Die verliebten Äußerungen zu Orban oder der schwarz-blauen Koalition in Österreich sagen das, was die in Wahrheit Seite an Seite mit der AfD als irhe Zukunft ansehen.

  • „Wir sind entschlossen, die AfD als zutiefst unbayerisch zu bekämpfen.“

    Dazu zwei Bemerkungen:

    * Warum macht Dobrindt mit seiner Anti-Abschiebe-Industrie dann AfD Politik?

    * Haben die vom "Baaade-Wütttteberg" Gefasel eines Stefan Mappus nix gelernt?

  • Die CSU macht mit ihrer Politik und ihren Sprüchen die AfD obsolet, indem sie deren Positionen einnimmt.

  • "Brauner Schmutz hat in Bayern nichts verloren!" Man stelle sich nur vor, jemand münze dieselbe Bemerkung auf die Grupper der NAFRIS -- nordafrikanische Migranten. Das Gezeter wäre groß.

    • @Mzungu:

      Whataboutism.

       

      Haben Sie evtl. etwas inhaltliches zum Thema, also zur Themensetzung von CSU und AfD beizutragen?

       

      Menschenverachtung, Niedertracht, Rassismus, Grundrechte aushöhlen.

  • ... und was ist, wenn die AFD den Spieß umdreht und hinausposaunt, wie bürgernah sie doch - gleich der CSU - ist, indem sie die Positionen auflistet, die mit denen der CSU übereinstimmen, ebenso wie die, die die CSU von ihr wahlkampftaktisch übernommen hat...?

  • Warum schießt die SPD keine Tore?

     

    Denn sowohl auf der Bundesebene als auch in Bayern werden die Sozialdemokraten von der CSU hart und oft unfair angegriffen.

     

    Absprachen auf der Bundesebene gelten nicht im Landtag. Dafür „bürgt“ die Gewaltenteilung unseres Landes!

     

    Es ist absehbar, dass die CSU nicht absolute Mehrheit für den Bayern Landtag diesmal zusammen bekommen wird. Die SPD kann nur gewinnen, wenn sie die CSU auch hart und vor allem konstruktiv in politischen Fragen öffentlich angreift. Dazu gibt es sehr viele Angriffsflächen, die bei der CSU sowohl mit dem Christentum als auch mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sind. Außerdem sind die sozialen Fragen wie Entwicklungen der Mieten werden für Wähler aus Bayern immer wichtiger.

     

    Nach der Wahl wird die CSU mit der AfD ja nicht koalieren. Auch in Bezug auf die Zusammenarbeit mit den Grünen hat sich die CSU bereits negativ ausgesprochen. Es bleiben also nur noch die SPD, die FDP und die Freien Wähler. Selbst für eine Koalition mit der CSU muss die SPD mehr machen und vor allem die CSU konstruktiv kritisieren.

     

    Es ist so wie bei einer Hochzeit. Und dass muss sich die SPD zu eigen machen, ob für die Landtagswahlen oder für die anstehende Bundestagswahl 2021.

     

    „Wer etwas dagegen hat, muss jetzt sprechen oder für immer schweigen!“

    • @Stefan Mustermann:

      Die SPD ist wohl (neben den Linken) die Partei, die das bayerische Lebensgefühl am wenigsten verkörpert. Der jahrzehntelange Erfolg der CSU fuß darin, dass sie 'dem Volk aufs Maul schaut', ja auch in populistischer Manier. Der Erfolg der AfD bei der vergangenen BTW-Wahl in Bayern liegt darin begründet, dass in vielen traditionellen CSU-Wählern das Gefühl der Entfremdung gegenüber der Partei hochkam, der sie Jahrzehnte lang die Treue gehalten hatten - die nun jedoch Merkels in ihren Reihen verhasste Flüchtlingspolitik mitgetragen hatte.

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    Die CSU hat bei der letzten Bundestagswahl etwa 2,8 Millionen Zweitstimmen erhalten. Ich finde es erstaunlich, dass es eine aufgeblasene rechtspopulistische Regionalpartei nahezu täglich schafft, bundesweite Aufmerksamkeit in einem Staat mit rund 82 Millionen Einwohnern zu generieren!

  • Die aufgehetzte Meute wird sowieso das Original (für Menschenfeindlichkeit), also die AfD wählen und nicht die mit Polizeiaufgabengesetzentwurf oder Kreuz-an-der-Wand bewaffnete CSU.

     

    Verteidigung demokratischer Werte gelingt nicht, wenn man Rechtsaußen-Scheinargumente auch noch nachträglich legitimiert und ihnen ein christsoziales Mäntelchen umhängt. Verteidigung unseres Rechtsstaat würde bedeuten, dass Konservative deutlich machen, wo die Grenzen sind zum streng riechenden braunen Abseits. Ich zähle die CDU/CSU noch zum demokratischen Spektrum und habe die Hoffnung nicht aufgegeben dort werden sich die Anständigen durchsetzen. Angesichts von Selbstvermarktern wie den rechtsdrehenden Spahn, Möhring, Linnemann oder Zymiak sehe ich leider tiefschwarz.

     

    Das Hase- und Igel-Spiel der Konservativen kann die CDU/CSU nur verlieren. Letztlich wollen Seehofer, Söder oder Spahn immer noch als respektable mit Ministerwürden ausgestattete demokratische Politiker rüberkommen in der Öffentlichkeit.

     

    Rechtsradikale AfDler ohne jegliche politische Verantwortung, die Parlamente als Showbühne für Provokationen missbrauchen nur um ihre "Deplorables" bei Laune zu halten, können auf dem politischen Showparkett immer noch eins oben draufsetzen in ihrer radikalen, menschenfeindlichen Rhetorik. Das können sich als "respektable" Politiker verstehende Seehofers, Söders oder Spahns eben nicht leisten.

     

    Eben dieses wissen rechtsnationale Angst- und Hysterieverbreiter in der AfD. und daher drehen sie weiter an der perfiden Spirale nach unten ... die CSU sieht dabei ganz alt aus. Hase und Igel eben ...

  • und weil die AFD Feinde Bayerns sind versucht nun die CSU das Original nachzuahmen, und zu einer AFD 2.0 zu werden?

  • CSU vs. AfD ?

    Ist die Wahl zwischen Pest und Cholera...

    Doitsche Dumpfspacken unter sich.