CO2-Fußabdruck von Forschungsinstituten: Wissenschaft will Primus werden

Auch Wissenschaftsinstitute tragen zur Klimaveränderung bei. Eine Studie zeigt, dass noch viel Luft nach oben ist, um die CO2-Bilanz zu verbessern.

Kondensstreifen und dein Flugzeug vor blauem Himmel

„Flugscham“ ist in der Wissenschaft inzwischen längst zum Trend geworden Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

BERLIN taz | Die Forschung kann gut berechnen, welche Bereiche in Wirtschaft und Gesellschaft zur Klimaerwärmung beitragen und wie sich das verringern ließe. Aber auch in den wissenschaftlichen Einrichtungen selbst wird jede Menge an schädlichen Treibhausgasen produziert, wie eine Studie des Verbandes der europäischen Wissenschaftsakademien Allea zusammengetragen hat. Die Untersuchung wurde am Mittwoch in einer Veranstaltung der Berlin Science Week in der Schweizer Botschaft vorgestellt.

„Das akademische System ist derzeit nicht klimaverträglich“, erklärte Physikprofessorin Astrid Eichhorn, eine der Autorinnen der Studie („Towards Climate Sustainability of the Academic System in Europe and beyond“). Die gute Nachricht: Einzelne Akteure in der Wissenschaft hätten bereits erste Schritte in Richtung Klimanachhaltigkeit getan. Und: „Es gibt jetzt viele Optionen für alle Beteiligten, um klimanachhaltig zu werden“, so Eichhorn. Die Veranstaltung, die von der Jungen Akademie der Wissenschaftsakademien in Berlin und Halle mitorganisiert wurde, stand unter dem Rahmenthema der noch bis zum 10. November dauernden Wissenschaftswoche Paradigmenwechsel: Nachhaltigkeit jetzt gemeinsam erreichen.

In der Allea-Studie wurden alle am Wissenschaftssystem beteiligten Institutionen und Personengruppen auf ihren CO2-Fußabdruck unter die Lupe genommen: Hochschulen, Professoren und Studierende, Forschungslabore und Rechenzentren, Förderorganisationen, selbst Mensen und Forschungspolitiker in den Parlamenten. Heraus kam, dass die Bandbreite der Treibhausgasemissionen europäischer Universitäten nach ihren eigenen Umweltberichten zwischen einer Tonne und über 30 Tonnen CO2-Äquivalent-Emissionen pro Mitarbeiter beträgt.

Die große Spreizung kommt durch unterschiedliche Berechnungen zustande. Während ein Teil der Unis nur Heizung und Stromverbrauch in ihr Ökokonto eintragen, addieren andere auch Transport- und Reisekosten oder Emissionen aus Lieferketten hinzu.In der Astronomie beispielsweise gab ein Forschungsinstitut etwa 18 Tonnen CO2-Äquivalente an Emissionen pro Forscher an. Die Hauptquellen waren hier Flugreisen zu Wissenschaftskonferenzen und der Stromverbrauch, zumeist für den Rechnerbetrieb.

Flugreisen und Stromverbrauch als zentrale Verursacher

Dagegen landeten zwei Labore aus den Life Sciences bei vier Tonnen CO2-Äquivalente. Aber auch hier waren Flugreisen und Stromverbrauch die zentralen Verursacher. Inzwischen ist in der Wissenschaft „Flugscham“ längst zum Trend geworden. Und die Coronapandemie hat ihren Teil dazu beigetragen, dass viele Konferenzen im Netz stattfinden.

Dennoch hält Astrid Eichhorn weitere Klima-Anstrengungen für nötig, auch um die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft nicht zu beschädigen. „Ich denke, dass wir die Dringlichkeit der Krise noch deutlicher machen und die Wirkung wissenschaftlicher Politikberatung erhöhen können“, so die Physikerin, die an der Universiät von Süd-Dänemark tätig ist, „wenn wir zu einem gesellschaftlichen Sektor werden, der bei der Reduzierung seiner Klimaauswirkungen führend wird“.

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