CDU stellt Plakate gegen Enteignung vor: Diesmal ohne Lamborghini
Nach der letzten Großaktion der CDU ermittelte die Staatsanwaltschaft – diesmal war bis auf die Rasur von Parteichef Wegner nichts zu beanstanden.
M an solle kommen und sich die Plakate gegen Enteignung anschauen, hatte die CDU eingeladen. Die würden am Mittwochmorgen am Abgeordnetenhaus vorgefahren. Klang interessant – vor allem, nachdem am Dienstag Enteignungskandidatin Vonovia mit dem Segen von SPD-Regierungschef Michael Müller Übernahmepläne für die Enteignungskandidatin Deutsche Wohnen präsentierte.
Aber: vorfahren? Als die CDU zuletzt öffentlich mit einem Auto zu punkten versuchte, verschaffte ihr das zwar Aufmerksamkeit, aber nicht unbedingt positive. Das war die Aktion im Oktober gegen Clankriminalität, mit dem Lamborghini in Neukölln und aufgeklebten Pseudo-Einschusslöchern – die unter anderem danebenging, weil der Wagen kein ordentliches Nummernschild hatte.
An diesem Mittwochmorgen ist die CDU besser vorbereitet – „da sind diesmal auch echte Kennzeichen dran“, sagt Parteichef Kai Wegner, der im Herbst nach der Abgeordnetenhauswahl Regierender Bürgermeister werden will, aber gerade in den Umfragen bloß bei 16 Prozent liegt. Damit es auch nicht dabei wieder Stress wie in Neukölln gibt, hat die Partei schon frühmorgens mit eigenen Wagen Parkplätze geblockt für die Plakatwagen, die kurz nach 11 Uhr anrollen. „BO“ steht tatsächlich ordnungsgemäß auf dem Nummernschild – die Firma Wesselmann, ein Art Goldstandard für Großplakate, ist in Bochum zu Hause.
„Mietern wirklich helfen. Nein zu Enteignung“, ist auf den Stellwänden zu lesen, die berlinweit 100 Mal zu sehen sein sollen. Darauf gucken hinter einem gleichfalls großformatigen Wegner sechs Menschen ganz divers von fünf Balkonen eines Mietshauses, alt, jung, einzeln, zu zweit, weiß, schwarz. Ja, antwortet Wegner auf die Frage, ob die auch von ihrem Glück wüssten, auf dem CDU-Plakat zu prangen. Ob die aber auch CDU wählen? Die Linkspartei ließ vor der Wahl 2016 bei ihrer Werbung eine alte Frau, die inzwischen verstorbene „Oma Anni“, als „Mietrebellin“ aus einem Fenster gucken – doch die erzählte nachher, sie sei schon immer SPD gewesen.
Wegner will Bündnis mit Privaten
Reiner Zufall sei es, dass der Termin mit den Übernahmeplänen von Vonovia zusammenfällt. Tags zuvor hat Regierungschef Müller einen Deal mit Vonovia vorgestellt – 20.000 Wohnungen soll das Land übernehmen können. Da bleibt Wegner, der auch dafür ist, den landeseigenen Bestand zu erhöhen, nicht mehr so viel zu meckern – außer dass SPD-Mann Müller diese Kooperation mit dem Großunternehmen bei seinen Koalitionspartnern Grüne und Linkspartei erst mal durchsetzen müsse. Außerdem dürfe es nicht bloß beim Rückkauf bleiben, es soll ein Bündnis mit den Privaten für bezahlbares Bauen und Wohnen her.
Bei der Lamborghini-Aktion ermittelte am Ende die Staatsanwaltschaft, vor dem Abgeordnetenhaus aber geht die Sache ordnungsgemäß zu Ende. Zu beanstanden wären da höchstens Wegners leichte Bartstoppeln auf dem Plakat. Das wirkt angesichts sonst üblicher glatter Rasur bei dem Parteichef fast schon verwegen – ordnungswidrig aber ist es nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht