CDU-Wahlkampagne für Bundestagswahl: Konservative wollen Kreise ziehen
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak stellt die Wahlkampagne vor. Farblich versucht man sich an Neuem, inhaltlich bleibt alles gewohnt vage.
Berlin | taz | Eigentlich ist ein Kreis eine schlichte geometrische Form. Sie besteht aus allen Punkten, die von einem gegebenen Punkt den gleichen Abstand haben. Doch Paul Ziemiak gibt an diesem Dienstagmorgen in der Berliner CDU-Zentrale alles, um die Geometrie emotional aufzuladen.
„Zentrales Element des neuen Designs ist der Unionskreis“, sagt der CDU-Generalsekretär und beschwört Zusammenhalt und Geschlossenheit und das Zusammenführen von Menschen. Denn genau darum gehe es der CDU. Und deren Wahlkampgne für die Bundestagswahl im September stellt Ziemiak hier vor.
Und da schaut einen auch bald aus einem schwarz-rot-goldenen Kreis Armin Laschet an, der Kanzlerkandidat der Union, den Ziemiak nun natürlich als den Kandidaten anpreist, der diesen Zusammenhalt perfekt verkörpere. Laschet lächelt auf dem Plakat weniger als sonst so häufig, aber als Kanzlerkandidat muss er ja auch Ernsthaftigkeit ausstrahlen. „Deutschland gemeinsam machen“ heißt der Slogan, mit dem die CDU diese Bundestagswahl gewinnen will. Laschet würde „natürlich“ auch in Bayern plakatiert, dort allerdings im Design der CSU, so Ziemiak.
Auf anderen Plakaten sind etwa eine Ingenieurin mit Helm und Sicherheitsbrille zu sehen („Machen, was Arbeit schafft“), ein Handwerker, der eine Solaranlage auf einem Dach verlegt („Klima schützen. Jobs schaffen“) und eine Polizistin („Mit Sicherheit“). Eine echte Polizistin aber ist die Frau nicht, sie arbeitet im Konrad-Adenauer-Haus. Aus Pandemiegründen seien alle Plakate mit CDU-Mitgliedern fotografiert worden, führt Ziemiak aus. Ob es daran liegt, dass nur Weiße abgebildet werden? Jedenfalls ist niemand dabei, der erkennbar für Migrationsgeschichte steht.
Kosten: 20 Millionen Euro
Das Orange, mit dem die CDU in den vergangenen Jahren stets geworben hat, ist aus der Kampagne verschwunden. Man setze mehr Farben ein, sagt Ziemiak. Farben, „die Optimismus ausstrahlen“ und „für Zukunft stehen“. Wahrscheinlich aber wird hier auch einfach ein Farbkonzept beerdigt, das eng mit der Kanzlerin Angela Merkel verbunden ist.
Die Kampagne wird etwa 20 Millionen Euro kosten, das sei vergleichbar mit den letzten Bundestagswahlkämpfen, so Ziemiak. Nominell sinke der Betrag also wegen der Inflation. „Es wird ein digitaler Wahlkampf“, kündigt der Generalsekretär an, „so digital wie noch nie“. Aber es werde neben den Plakaten auch andere klassische, analoge Elemente geben. Wahlveranstaltungen zum Beispiel, eine Sommerreise des Kanzlerkandidaten und „Haustürwahlkampf“, wegen der Pandemie „vielleicht mehr am Gartenzaun“.
Die CDU will die Wahlkampagne bereits mit dem Beginn der Briefwahl ganz hochfahren, also sechs Wochen vor der Wahl am 26. September. „Jeder Tag ist für uns dann Wahl“, so Ziemiak. Er rechne, wie bereits bei den letzten Landtagswahlen, mit einerm historisch hohen Anteil an Briefwähler:innen.
Im Sommer sollen nach und nach weitere Personen aus der CDU in den Vordergrund gestellt werden, fügt Ziemiak auf die Frage nach einem „Team Laschet“ hinzu. Ein klassisches Wahlkampfteam, wie vor Wochen angekündigt, wird es wohl aber nicht geben. Auch Plakate mit Laschet und einzelnen Bundestagskandidat:innen seien gemacht worden, sagt Ziemiak.
Ob ein solches Plakat auch mit Hans-Georg Maaßen denkbar sei, fragt ein Journalist. Der Ex-Verfassungsschutzchef vom rechten Rand der CDU, der immer wieder mit AfD-Parolen von sich reden macht, tritt als Direktkandidat in Südthüringen an. Da ist es mit Ziemiaks Werbesprech vorbei: „Ein solches gemeinsames Plakat ist nicht denkbar“, antwortet er.
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