Bundeswehrabzug aus türkischem Incirlik: Gar nicht mal so einfach

Sollte die Bundeswehr aus Incirlik abziehen, bräuchte sie dafür nach eigenen Aussagen „einige Monate“. Warum geht das nicht schneller?

Techniker bereiten den Flug zweier Bundeswehr-Tornados vor in Incirlik

Die Bundeswehr in Incirlik bereitet Tornados zum Abflug vor. Das dauert Foto: dpa

BERLIN taz | Der Abzug dauert: Sollte die Bundeswehr ihre Flugzeuge im Einsatz gegen den IS tatsächlich aus dem türkischen Incirlik nach Jordanien verlegen, bräuchte sie dafür „eher einige Monate als wenige Wochen“. Das sagte zumindest am Montag ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Stellt sich die Frage: Warum geht das nicht schneller?

Zunächst einmal ist die Regierung auf den Umzug nicht wirklich vorbereitet. Im Auftrag des Bundestags hat die Bundeswehr zwar bereits vor Monaten drei Luftwaffenstützpunkte in Jordanien erkundet und für tauglich erklärt, mit der Regierung in Amman gab es damals aber keine Gespräche über eine konkrete Stationierung. Als treue Verbündete des Westens werden sich die Jordanier kaum querstellen, ihr Okay muss die Bundesregierung trotzdem erst mal einholen.

Auch wenn die Erlaubnis da ist, können die deutschen Flugzeuge nicht mal eben aus der Türkei rüberfliegen und ihren Einsatz am nächsten Tag aus Jordanien fortsetzen. Das Tankflugzeug vom Typ Airbus A310 MRTT lässt sich zwar relativ schnell verlegen. Die sechs Tornados, die über Syrien und dem Irak Aufklärungsbilder einholen, benötigen aber spezielles Equipment auf dem Boden, das mit umziehen müsste. Nachdem der Bundestag im Dezember 2015 das erste Mandat für den Anti-IS-Einsatz beschlossen hatte, dauerte es fünf Wochen, bis die Ausrüstung in Incirlik stand und der erste Tornado zu einem Aufklärungsflug abhob.

180 bis 200 Container an Material müsste die Bundeswehr laut Verteidigungsministerium nach Jordanien schaffen, bevor sie dort voll einsatzfähig wäre – entweder per Frachtflugzeug oder auf Lastwagen und Schiffen. Es geht um Ersatzteile, Generatoren, Kommunikationstechnik und um die Container der sogenannten Ground Exploitation Station.

Keine Aufklärungsbilder

In Incirlik sitzen in diesen Containern die Luftbildauswerter der Bundeswehr. Auf Computern mit Spezialsoftware analysieren sie die Aufnahmen der Tornados, markieren mögliche Ziele und leiten die Bilder weiter an die Alliierten in der Anti-IS-Koalition.

Die Bundeswehr hat nicht viele dieser Stationen. Vermutlich könnte sie die in Incirlik also nicht einfach in Betrieb lassen, bis in Jordanien eine zweite steht. Sie müsste also die Station in Incirlik abbauen, nach Jordanien transportieren und da neu aufbauen. Vielleicht dauert das nicht Monate, sicherlich lässt es sich aber nicht über Nacht machen. In der Zwischenzeit könnte die Bundeswehr keine Aufklärungsbilder liefern.

Der Opposition im Bundestag wäre das nur recht.

Die Linke fordert sogar, die Flugzeuge nicht nach Jordanien zu verlegen, sondern nach Deutschland zu holen und den Anti-IS-Einsatz ganz abzubrechen. Für die Bundesregierung ist aber zumindest das keine Option.

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