Bundeswehr-Drohne „Euro Hawk“: Noch ein paar Millionen Euro mehr
Eigentlich hat sich die Bundeswehr von der „Euro Hawk“-Drohne verabschiedet. Jetzt soll sie doch noch eine Chance bekommen. Das kostet.
BERLIN dpa | Die Reaktivierung der skandalbelasteten Bundeswehr-Drohne „Euro Hawk“ kostet den Steuerzahler einen weiteren Millionenbetrag. Seit Mitte Januar wird geprüft, ob das aus dem Verkehr gezogene unbemannte Aufklärungsflugzeug zu Testzwecken wieder fliegen kann. Alleine der 15 Wochen dauernde Wartungsprozess kostet aber 2,6 Millionen Euro, wie das Verteidigungsministerium auf Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag mitteilte.
Im Frühjahr 2013 hatte der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) die Entwicklung des „Euro Hawk“ wegen massiver Probleme bei der Zulassung für den deutschen Luftraum und einer drohenden Kostenexplosion gestoppt. im September 2013 wurde die Riesen-Drohne ausgemustert. Ein Jahr danach entschied sich das Verteidigungsministerium im Oktober 2014, sie für weitere Tests des integrierten Aufklärungssystems „Isis“ wieder fliegen zu lassen.
Für eine Entwicklung dieses Systems bis zur Serienreife würden nach Schätzung des Verteidigungsministeriums weitere 255 Millionen Euro fällig. In welchem Flugzeug die Technik genutzt werden soll, ist aber weiter unklar. Im Gespräch ist eine Schwester-Drohne des „Euro Hawk“ vom US-Hersteller Northrop Grumman, die „Triton“ heißt.
Der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner kritisierte die Reaktivierung des „Euro Hawk“ scharf. „Die Bundeswehr stößt wieder einmal ein Projekt an, obwohl das Kernproblem einer zulassungsfähigen Trägerplattform nach wie vor nicht gelöst wurde“, sagte er. „Es besteht das Risiko, dass ,Isis' für hunderte Millionen fertig entwickelt wird, aber dann kein nutzbares Flugzeug dafür zur Verfügung steht.“
Der „Euro Hawk“ hatte den Steuerzahler bis zum Abbruch der Entwicklung bereits etwa 600 Millionen Euro gekostet, davon rund 270 Millionen für die Aufklärungstechnik.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin