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Bundestag fordert Einsatz für AntarktisEin Schutzgebiet für Kaiserpinguine

Fraktionsübergreifend fordert der Bundestag die Regierung auf, sich für die Antarktis einzusetzen. Es geht um den Schutz des Weddelmeeres.

Eine Kolonie von Kaiserpinguinen sonnt sich im Schnee Foto: dpa

Berlin taz | So populär wie die arktischen Eisbären sind Kaiserpinguine, antarktische Seehechte oder gar Krill nicht. Dabei haben alle ein gemeinsames Problem: Ihre ebenso fragilen wie eiskalten Lebensräume sind durch Klimawandel und Nutzung gefährdet. In einem gemeinsamen Antrag fordern die Fraktionen von Union, SPD, FDP und Grünen die Bundesregierung am Donnerstag deshalb dazu auf, sich mehr als bislang für den Schutz des Weddellmeeres in der Antarktis einzusetzen. Das Meer ist meistens von Eis bedeckt und Lebensraum sowie Rückzugsgebiet vieler Arten, die sich auf eine kalte Umgebung spezialisiert haben.

Seit Jahren versucht die EU unter deutscher Federführung, im Weddellmeer bei der „Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis“ (CCAMLR) ein großes Schutzgebiet auszuweisen. Vor der nächsten Sitzung der CCAMLR Ende Oktober soll die Bundesregierung nun für das Schutzgebiet werben und dazu „auf höchster diplomatischer Ebene Gesprächsgelegenheiten mit solchen Regierungen nutzen, die den Schutz der Meere allgemein oder die Unterschutzstellung des Weddellmeeres im Speziellen nicht unterstützen“, heißt es in dem Antrag der Fraktionen.

Damit sind vor allem China und Russland gemeint, an denen entsprechende Versuche bislang immer gescheitert waren. Sie haben in der Antarktis nicht nur Interesse am Fang von Fisch und Krill, sondern fürchten offenbar auch den Vorbildcharakter, den das riesige Schutzgebiet hätte: Es wäre etwa sechsmal so groß wie Deutschland.

Russland und China müssten ihre Blockadehaltung endlich aufgeben, begründete der SPD-Abgeordnete Frank Schwabe das gemeinsame Vorgehen der Fraktionen. „Das Beharren auf Einzelinteressen wird uns bei den globalen Herausforderungen für den Klima- und Artenschutz nicht weiterbringen.“ In internationalen Gewässern müsse die internationale Fischerei Regeln unterzogen werden und es auch Nullnutzungszonen geben, sagte der FDP-Abgeordnete Hagen Reinhold.

„Der Beschluss des Bundestages gibt der Bundesregierung Rückenwind für die anstehenden Gespräche“, sagt Steffi Lemke, naturschutzpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, er sende „ein wichtiges Statement im Vorfeld der internationalen Verhandlungen.“ Das Weddellmeer stehe beispielhaft für die Fragilität mariner Lebensräume und brauche dringend besseren Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung, so Lemke. Die Weltmeere befänden sich in einer historischen Krise.

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3 Kommentare

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  • @TELLIGRAPH: Sie haben Recht... und dann haben Sie auch wieder nicht Recht.

    Politiker*innen entsceiden nach politischer Opportunität. Daher brauchen sie auch Unterstützung (sprich: Druck).

    Daher ist es einerseits durchaus berechtigt, sich darüber zu freuen, dass sich etwas bewegt, ohne den Blick dafür zu verlieren, dass sich noch mehr bewegen muss.

    Das Ganze ist nichts Wert, wenn wir es nicht schaffen, einen Grossteil der Gesellschaft mitzunehmen.

    Alle Akteur*innen sind hier wichtig.

  • In allen Ehren, aber diese Ankündigung macht einen schon gespannt auf die nächste Alibihandlung in Sachen "Maßnahmen gegen den Klimawandel" der Bundesregierung. Es ist wirklich außerordentlich zielführend, bestimmte Regionen zu angeblichen Schutzzonen-/gebieten ausweisen zu wollen. Gerade so, als machte der Klimawandel an diesen von der Regierung deklarierten Schutzgebieten halt. Als würden die Konsequenzen der herannnahenden Klimakatastrophe dort dann nicht auftreten und als hätten die kleinen süßen Pinguine dort dank der entschlossenen Bemühungen unserer BuReg ein für alle Ewigkeit schönes, gemütliches Habitat, in dem sie unbeschwert herumwatscheln und uns mit Ihrem Anblick erfreuen könnten. Was die Mehrheit der Bevölkerung möchte, sind keine effekthascherischen Scheinmaßnahmen in weiter Ferne, sondern wirklich wirkungsvolle Maßnahmen, wenn auch nur lokal, wenn auch weniger monumental. Zum Beispiel keine neuen Kohlekraftwerke in Betrieb zu nehmen, keine neuen Autobahnen auf Kosten intakter Ökosysteme, mehr oder weniger gewaltsam gegen den Willen großer Teile der Bevölkerung durchzusetzen, nur weil die Automafia danach verlangt, keine neuen KFZ mit Verbrennungsmotor zu propagieren, keine längeren albernen Debatten um für und wider bzgl. Tempolimit auf dt. Autobahnen, etc. etc....



    In der Antarktis neue Schutzgebiete ausweisen, um die Zerstörung lokaler Schutzgebiete zu legitimieren oder zu verwischen! Das ist es! Schutzgebiete werden geschaffen, um sie zu zerstören (Bsp. Pantanal)...

    • @Telligraph:

      Klar. Man hat natürlich die Wahl, alles negativ zu sehen. Ob das einen glücklich macht? Positiv gesehen, sind es Bemühungen in die richte Richtung. Es ist nie zu spät was gutes zu tun.