Britisches AKW Hinkley Point C: Bau verschlingt noch mehr Milliarden
Das AKW Hinkley Point C wird immer teurer, so eine Studie im Auftrag von Greenpeace Energy. Zudem soll es deutsche Ökostromanbieter bedrohen.
Mittlerweile soll der Bau mindestens 33,7 Milliarden Euro verschlingen, dazu kommen 108 Milliarden Euro Steuerzuschüsse. Wahrscheinlich werden die Gesamtkosten des geplanten britischen Atomkraftwerks Hinkley Point C sogar noch höher sein. Das ist das Ergebnis einer Studie der Diplom-Physikerin Oda Becker im Auftrag von Greenpeace Energy.
Der Ökostromanbieter will mit der Untersuchung auf eine drohende Schieflage aufmerksam machen: Wenn Hinkley Point C eines Tages hochsubventionierten Atomstrom auf den europäischen Markt bringt, erschwert das die Wettbewerbschancen von Firmen wie Greenpeace Energy.
Laut der Untersuchung ist bei der Kostenaufstellung auch der zusätzliche Atommüll für die Endlagerung unberücksichtigt. Becker schätzt, dass sich die Menge des britischen Atommülls durch die insgesamt 13 geplanten AKWs verdoppeln könnte. Ein Endlager würde dann nicht reichen – und auch nicht die 12 Milliarden Pfund, die die Regierung derzeit dafür veranschlagt.
Noch wird über die britischen Subventionen vor dem Europäischen Gerichtshof gestritten. Unter anderem Greenpeace Energy und Österreich hatten wegen Wettbewerbsverzerrungen geklagt. Sollte die Klage gegen die Atomsubventionen scheitern, erwartet Becker, dass Hinkley Point C zum Vorbild für einige osteuropäische Länder wird. Zurzeit sei es schwer, private Investoren für Atomkraftwerke zu finden. „Diese Länder könnten sich am britischen Subventionsmodell orientieren“, sagte Becker.
Nicht ohne Grund unterstützen derzeit daher Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei Großbritannien im Gerichtsverfahren. Energy-Sprecher Marcel Keifenheim kritisierte hingegen, dass die Bundesregierung die österreichische Klage nicht unterstützt: „Dass Deutschland bei dieser Entwicklung untätig bleibt, ist unverantwortlich.“
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