Brasilien gewinnt gegen Äquatorialguinea: Gequälter Sieg
Eine Halbzeit lang spielte Brasilien lustlos und uninspiriert, dann ließen Marta und Co. kurz ihre Klasse aufblitzen. Gegen Äquatorialguinea reichte das für ein 3:0.
Berlin taz | „Wenn die vom Platz geht Pipi machen, dann gehst du mit Pipi machen!“ Spielarten dieser Anweisung kennt jede(r), der/die in grauer Vorzeit mal als Manndecker(in) gespielt hat. Die – zumeist gebrüllte – Aufforderung des Trainers, den gegnerischen Stürmerstar ja nicht aus den Augen zu lassen und immer – immer! – Körperkontakt zu wahren.
Dieser angestaubte, antiquierte Satz muss auch im Vorfeld der Partie Äquatorialguinea gegen Brasilien gefallen sein, ausgesprochen von Marcello Frigerio, dem Trainer der Afrikanerinnen. Er ließ seine Verteidigerin Bruna den brasilianischen Superstar Marta auf Schritt und Tritt verfolgen, keinen Zentimeter wich sie von ihrer Seite, zu keinem Zeitpunkt. Das reichte zunächst, um Marta nahezu gänzlich aus dem Spiel zu nehmen, lediglich mit präzise getrenenen Freistößen und Eckbällen konnte sich die Weltfußballerin in Szene setzen.
Auch die anderen Brasilianerinnen blieben im ersten Durchgang ausgesprochen matt und sorgten kaum einmal für spielerische Lichtblicke. Die „Seleção Feminina“ agierte lustlos und uninspiriert, sie schien die Partie im Schongang abwickeln zu wollen. Etwas Gefahr entstand nur nach besagten Standardsituationen und ab und an durch die schnelle Fabiana, wenn diese auf der rechten Außenbahn einmal Fahrt aufnahm.
Äquatorialguinea - Brasilien 0:3 (0:0)
Äquatorialguinea: Miriam - Bruna, Laetitia, Carolina, Dulcia - Ana Cristina (71. Sinforosa), Jumária - Vania, Añonman, Dorine - Diala (86. Adriana)
Brasilien: Andreia - Aline, Renata Costa, Erika - Fabiana (82. Thaís Guedes), Formiga (90. Beatriz), Ester, Maurine - Cristiane, Marta - Rosana (70. Francielle)
Schiedsrichterin: Steinhaus (Hannover)
Zuschauer: 35.859
Tore: 0:1 Erika (49.), 0:2 Cristiane (54.), 0:3 Cristiane (90.+3/Foulelfmeter)
Gelbe Karten: Bruna, Diala, Dulcia / Francielle, Renata Costa
Beste Spielerinnen: Jumária, Añonman / Cristiane, Andreia
Den Äquatorialguineerinnen konnte dies recht sein, sie wollten sich mit Anstand aus dem Turnier verabschieden und waren in erster Linie darauf bedacht, keine hohe Niederlage gegen den Turniermitfavoriten zu erleiden. Entsprechend tief positionierten sie sich, einzig die Sturmspitze Diala und, leicht versetzt dahinter, Shootingstar Añonma agierten vorgerückt und versuchten vereinzelte Konter zu setzen.
Hierbei wusste insbesondere die Neu-Potsdamerin Añonma zu gefallen. Schnell, ballgewandt und trickreich war sie es, die für die schönsten Momente in der ersten Halbzeit sorgte. Das Frankfurter Publikum applaudierte, seine Sympathie galt eindeutig Añonma und ihrer Mannschaft – Marta hingegen wurde mit Pfiffen in die Halbzeit verabschiedet.
Aus dieser meldete sich Brasilien mit einem Doppelschlag zurück, der die Partie im Handumdrehen entschied. In der 49. Minute war es zunächst die linke Verteidigerin Erika, die den Ball in zentraler Position mit rechts über ihre Gegnerin lupfte und dann volley mit links ins Tor schoss. Ein schöner, stilvoller Treffer, der erste richtig brasilianische Moment des Abends. Kurz darauf konnte sich dann auch Marta endlich einmal wirkungsvoll am linken Flügel durchsetzen und in die Mitte flanken, wo Cristiane den Ball aus kurzer Distanz mit links zum 2:0 im Tor versenkte (54. Minute).
Damit war das Spiel gelaufen, und allzu viel geschah tatsächlich nicht mehr. Das Niveau war leicht besser als im ersten Durchgang, wozu auch Marta ihren Beitrag leistete, und auf Seiten Äquatorialguineas war es weiterhin Añonma, die für die Akzente in der Offensive sorgte. Ein Treffer blieb ihr dabei nicht vergönnt, dafür erzielte Cristiane in der Nachspielzeit ihren Zweiten – per Elfmeter nach Foul von Bruna an Marta (93. Minute).
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