Brandanschlag in Tröglitz: Morddrohungen auch gegen Landrat
Erst tritt der Bürgermeister zurück, dann brennt das geplante Flüchtlingsheim ab. Jetzt berichtet auch der Landrat davon, von Neonazis bedroht zu werden.
BERLIN/MAGDEBURG taz/afp/dpa | Auch der für Tröglitz zuständige Landrat berichtet davon, dass Neonazis ihn massiv bedrohen. „Das nimmt unangenehme Formen an. Das geht sogar so weit, dass die Methoden der Französischen Revolution angedroht werden“, sagte Götz Ulrich im Interview mit n-tv. Was da für Drohungen ausgesprochen werden, das habe „schon einen rechtsextremen Hintergrund“. Ulrich steht seither unter besonderem Schutz. Das sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Montag.
In der Nacht zu Samstag wurde ein Feuer in dem geplanten Flüchtlingsheim gelegt. Die Polizei sucht auch am Montag noch nach den Tätern. Bislang gebe es „noch keine konkreten Hinweise“, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) Sachsen-Anhalt am Montag. Nach dem Anschlag in der Nacht zum Samstag war eine gemeinsame Ermittlungsgruppe der Polizei in Halle/Saale und des LKA in Magdeburg gebildet worden. Beim LKA werden die Ermittlungen vom polizeilichen Staatsschutz geführt, da der Verdacht auf einen ausländerfeindlichen Hintergrund der Tat besteht.
Ziel der Täter war ein weitgehend leerstehendes Gebäude in Tröglitz, in dem ab Mai Asylbewerber untergebracht werden sollten. Bei dem Brand wurden der gesamte Dachstuhl beschädigt sowie weitere Teile des Hauses in Mitleidenschaft gezogen. Zwei deutsche Bewohner des ansonsten leerstehenden Wohngebäudes wurden von Nachbarn rechtzeitig gewarnt und konnten unverletzt ihre Wohnung verlassen.
Tröglitz war bereits vor Wochen in die Schlagzeilen geraten, als Ortsbürgermeister Markus Nierth zurücktrat, nachdem er und seine Familie wegen der Asylbewerberunterkunft von Rechtsextremen bedroht worden waren.
Landrat Ulrich hält trotz des Brandanschlags an der Unterbringung von Flüchtlingen in Tröglitz fest. Er sagte Spiegel Online direkt nach dem Brandanschlag am Samstag: „Es bleibt dabei, Tröglitz bekommt 40 Asylbewerber“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden