piwik no script img

Brandanschlag auf Unterkunft in AltenaRechtsradikal? Die haben nur Angst

Zwei Männer zünden ein Flüchtlingshaus an. Die Staatsanwaltschaft lässt sie frei, denn die Täter seien nicht rechtsradikal, heißt es.

Einer der Tatverdächtigen, ist Feuerwehrmann Foto: dpa

BERLIN taz | Es war ein seltener Ermittlungserfolg. Vier Tage nachdem in dem Flüchtlingshaus in Altena (Nordrhein-Westfalen) Feuer gelegt wurde, nahm die Polizei Tatverdächtige fest: Zwei Männer aus dem Ort, 23 und 25 Jahre alt, der Ältere ein Feuerwehrmann. Beide gestanden die Tat.

Dennoch stehen die Ermittler nun in der Kritik. Denn die Staatsanwaltschaft sprach von keinem politischen Motiv. Dieses sei vielmehr „Verärgerung über den Einzug von Flüchtlingen in das Wohnobjekt“. Auch wurde kein Haftbefehl gegen die Verdächtigen erlassen, ermittelt wird nur wegen schwerer Brandstiftung. Dies, obwohl in dem Haus sieben syrische Flüchtlinge lebten. Die Grünen sprachen von einer „Verharmlosung“ der Tat.

Staatsanwalt Bernd Maas verteidigte sich am Montag gegenüber der taz. Natürlich habe das Motiv eine „rechte Färbung“. Die Verdächtigen seien allerdings nicht in der Neonazi-Szene verankert. Zudem hätten sie glaubhaft beteuert, dass sie niemanden verletzen wollten und das Feuer „bewusst“ im Dachboden gelegt zu haben, nicht im Erdgeschoss, wo die Flüchtlinge wohnten. Für eine Haft fehle nach dem Geständnis zudem eine Flucht- und Wiederholungsgefahr, so Maas. Die Verdächtigen seien bisher nicht vorbestraft.

Staatsanwaltschaften anderswo reagierten dagegen deutlicher. Nach Brandanschlägen auf bewohnte Unterkünfte in Groß Lüsewitz bei Rostock oder Salzhemmendorf sitzen vier Männer und eine Frau in U-Haft. Auch dort wurden Bewohner nicht verletzt. Der Vorwurf dennoch an sie: versuchter Mord. Es seien bei den Taten „Tote in Kauf genommen“ worden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • Naja. Zwischen Rechtsstaat und Volksgerichtshof liegt anscheinend ne sehr, sehr breite Grauzone.

  • Delikt ist nicht Delikt? Sachbeschädigung?

  • Ein unglaublicher Skandal. Geradezu eine Einladung zu weiteren Brandstiftungen.

  • „Verärgerung über den Einzug von Flüchtlingen in das Wohnobjekt“

     

    Man muss also nur angeben, dass man verärgert ist? Unglaublich.

  • Ich kann es nicht glauben. Wenn so argumentiert wird, werden bald noch mehr Flüchtlingsheime brennen. DAS macht mir Angst.

  • Nach 9 1/2 Jahren Westfälisch Sibirien -

    vulgo -Sauerland - ist klar -

    Nicht nur in Asylverfahren -

    Gehen da die Uhren anders.

     

    Aber hier in Altena -

    Gehen die da überhaupt?

    Einfache Brandstiftung ?

    Geht´s noch!

     

    Eine lebensgefährliche Bedrohung für die Bewohner als billigend in Kauf genommen, kann derzeit ausgeschlossen werden?! - Hallo?! ->

     

    Ein zweistöckiges von mehreren Personen bewohntes Haus.

    (In allen Stockwerken?)

    Feuerlegung auf dem Dachboden -

    Mittels Benzin! - dessen Brandverhalten einschl. möglicher Verpuffung im Zusammenhang mit harzhaltigen Dachgestühlbalken schlicht nicht kalkulierbar ist! -

    Was ein Feuerwehrmann mehr als weiß! - zweifelsfrei wissen muß!

     

    Und - vor allem aber und zudem -

    laut spiegelonline -

    Brandmeldeanlage: Kabel gekappt!

    Und - der Herr Feuerwehrmann - dito

    spiegelonline ->

    "Ein ehemaliger Ausbilder erklärte, der 25-jährige Feuerwehrmann habe ein "Problem mit Autoritäten" und sei in seiner Dienstzeit nicht gerade durch vorbildliches Verhalten aufgefallen."

     

    Tja Herr Staatsanwalt Maas -

    Da wird a weng eng mit -

    Einfacher Brandstiftung!

    "Eine rechtsradikale Einstellung besteht aus mehr als Fremdenhass", sagte Maas. Laut "WAZ" reagiert der Staatsanwalt ungehalten auf die Kritik aus Berlin: "Die Politiker, die sich zu Wort gemeldet haben, sind ja selbst Juristen."

    Stimmt - was aber nach Bernd Schlinck bekanntlich ebenfalls nichts heißt - & Ludwig Thoma erst verbietet sich angesichts der Ruchlosigkeit der Tat.

     

    Was aber ingesamt Anlaß sein könnte, für eine Weisung - hier mal zu recht.

  • Hmm ...

    Wenn ich jetzt aber Angst vor Nazis habe und vor Pergidas, kann ich dann auch deren Wohnung anzünden, ohne linksradikal zu sein? Und vielleicht gar mit "Hilfe2 rechnen, weil ich ja so verängstigt war? Oder wie?

     

    Nebenbei, mein Nachbar hat eine Hasenscharte, die macht mir auch Angst ... und der andere spricht *sächsisch* und schaut RTL (was die Kultur hier beeinträchtigt)

     

    Ich such dann mal Streichhölzer ....

  • Angst und Verärgerung ist keine Rechtfertigung für Gewalttaten. Was diese Menschen getan haben, ist Terrorismus. Wann nehmen unsere Strafverfolgungsbehörden diesen endlich als solchen ernst? Wenn Islamisten den Dachstuhl eines bewohnten Hauses angezündet hätten, wäre man doch auch anders mit ihnen verfahren, oder?