piwik no script img

Brände in Los AngelesKlimawandel als Brandförderer

Die verheerenden Brände in Kalifornien wurden durch den Klimawandel wahrscheinlicher. Das zeigt eine Schnellanalyse, die auch in die Zukunft schaut.

Untersuchungen im Pacific-Palisades-Viertel von Los Angeles nach den Bränden Foto: Richard Vogel/dpa

London dpa | Mehrere verheerende Großbrände haben Anfang des Jahres im Großraum Los Angeles gewütet, bislang 29 Menschenleben gefordert und mehr als 16.000 Gebäude zerstört. Die Schnellanalyse einer internationalen Forschungsgruppe kommt nun zu dem Schluss, dass der menschengemachte Klimawandel zur Intensität und zur Wahrscheinlichkeit dieser Brände beigetragen hat.

Trockene Winde aus den Bergen

Dabei sind Waldbrände grundsätzlich kein ungewöhnliches Phänomen für die Ökosysteme in der Region. Normalerweise haben diese von Juli bis September Saison, also im Sommer, wenn eine niedrige Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen herrschen und es nur wenig Niederschläge gibt. Einige der zerstörerischsten Feuer fanden allerdings bereits in früheren Jahren im Herbst und frühen Winter statt, wenn die Santa-Ana-Windsaison einsetzt. Diese trockenen Winde treten an der südkalifornischen Küste auf, wenn die Luft von den Bergen im Landesinneren in Richtung Küste strömt.

Da es in dem US-Bundesstaat von Oktober bis Dezember typischerweise mehr regnet, stellen die Santa-Ana-Winde eigentlich keine große Gefahr für die Ausbreitung von Waldbränden dar. Nicht so dieses Mal, wie die Schnellanalyse der Wissenschaftler-Initiative World Weather Attribution (WWA) am Imperial College London herausarbeitet: So habe die Region seit Mai 2024 keine signifikanten Regenfälle erlebt.

Verwundbarkeit einer Region

Das 32-köpfige Forschungsteam nutzte den Fire Weather Index (Feuerwetterindex), der meteorologische Informationen etwa zur Temperatur und Windgeschwindigkeit berücksichtigt, um die Wetterbedingungen zu charakterisieren, die Einfluss auf die Größe der Waldbrände haben können. Es untersuchte auch die Dürrebedingungen in den Monaten vor den Bränden und verglich diese mit ähnlichen Mustern aus den letzten sieben Jahrzehnten. Simulationen halfen, die Auswirkungen des Klimawandels auf das Ausmaß der Brände in der Region zu verstehen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Bedingungen, die den Feuerwetterindex bestimmen, extremer geworden sind. Im heutigen Klima mit einer globalen Erwärmung von 1,3 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit seien die Bedingungen für solch große Brände um 35 Prozent wahrscheinlicher und um 6 Prozent intensiver. Dieser Trend habe sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt.

Wenn die Erwärmung 2,6 Grad Celsius erreiche, was bis 2100 erwartet werde, würden diese Bedingungen um weitere 35 Prozent wahrscheinlicher. Die Niederschlagsarmut von Oktober bis Dezember 2024 habe die Vegetation austrocknen lassen, die dann als Brennstoff wirkte. Mit der derzeitigen Erderwärmung treten ähnliche Trockenzeiten der Analyse zufolge alle 20 Jahre auf und sind damit 2,4-mal wahrscheinlicher als in einem vorindustriellen Klima.

Die Trockenzeit in Südkalifornien habe sich durch den Klimawandel um 23 Tage verlängert. Dadurch überschneide sich die Zeit, in der trockenes Pflanzenmaterial als Brennstoff zur Verfügung stehe, mit der Santa-Ana-Windsaison. Nach zwei sehr feuchten Wintern 2022/23 und 2023/24 sei reichlich Pflanzenmaterial vorhanden gewesen, da die Niederschläge dieser Winter das Wachstum von Gras und Sträuchern gefördert hätten.

Wahrscheinlichkeit steigt

Wie die Forschungsgruppe selbst schreibt, seien die einzelnen Ergebnisse dieser Analysen zwar mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, wiesen aber in dieselbe Richtung: Der Klimawandel habe die Wahrscheinlichkeit der Brände erhöht.

Zudem hätten die Feuer die Verwundbarkeit der Region deutlich gemacht. Die durch sehr starke Santa-Ana-Winde angetriebenen Brände hätten zu chaotischen Bedingungen geführt und die Feuerwehrleute überfordert.

Das Forschungsteam formuliert basierend auf seiner Analyse mehrere Forderungen: So brauche es eine verbesserte Wasserinfrastruktur. Die Brände zeigten Schwächen in der Wasserversorgung auf, die nicht für großflächige Feuer ausgelegt sei. Außerdem seien strengere Bauvorschriften nötig. Insbesondere in Hochrisikozonen müssten Brandschutzmaßnahmen wie Vegetationsmanagement verstärkt werden. Darüber hinaus brauche es mehr Anpassung und Klimaschutz: strategische Investitionen in die Katastrophenvorsorge und den Ausbau erneuerbarer Energien.

„Eine gefährlichere Zukunft“

Roop Singh vom Klimazentrum des Roten Kreuzes bilanziert: „Eine tödliche Kombination von Faktoren kam zusammen, um diesen Waldbrand in eine Katastrophe zu verwandeln.“ Der Klimawandel habe den Boden bereitet und dazu beigetragen, dass die Hügel rund um Los Angeles staubtrocken geworden seien. „Doch die orkanartigen Santa-Ana-Winde, die rasche Ausbreitung der Brände in städtische Gebiete und ein überlastetes Wassersystem machten die Eindämmung der Brände extrem schwierig“, so Singh in einer Mitteilung zur Analyse.

Die ebenfalls an der Analyse beteiligte Klimawissenschaftlerin und WWA-Mitbegründerin Friederike Otto zieht einen größeren Rahmen: „Im Jahr 2025 stehen die Staats- und Regierungschefs der Welt vor der gleichen Entscheidung: entweder weiter Öl, Gas und Kohle zu bohren und zu verbrennen und immer gefährlichere Wetterbedingungen zu erleben oder auf erneuerbare Energien umzusteigen, um eine sicherere und gerechtere Welt zu schaffen.“

„Attributionsstudien sind ein wertvolles Instrument, um zu bewerten, wie der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit oder Intensität von Bedingungen beeinflusst, die Waldbrände begünstigen“, kommentierte Yoshi Maezumi vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena. Dazu zählten beispielsweise langanhaltende Trockenheit, extreme Hitze und niedrige Luftfeuchtigkeit.

„Einzelne Brandereignisse – wie die in Südkalifornien – können jedoch nicht vollständig auf den Klimawandel zurückgeführt werden, da Zündquellen – oft Menschen – und lokale Faktoren wie zum Beispiel die Topografie eine entscheidende Rolle spielen“, ergänzte die Forscherin. „Nichtsdestotrotz gibt es deutliche Hinweise darauf, dass der Klimawandel das ‚Feuerwetter‘ weltweit verschärft hat, wobei längere Brandsaisons und extremere Bedingungen in vielen Regionen immer häufiger auftreten.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Danke, einige brauchen ja die Analyse von Forschern noch.

    Für die Soziapathenelite im Land der unbegrenzten Ausbeutung ist solch eine Forschung natürlich "Fake News".

    Satire an:



    Da wird jetzt in die Erde gebohrt, gebohrt gebohrt was die Bohrköpfe hergeben ("Drill Baby Drill...").

    Und der Wiederaufbau von Lost Angeles/den Palisaden am Pazifik bringt natürlich ordentlich Profit für Baufirmen und schaft Arbeitsplätze.

    Immer das Positive sehen lieber Forscher/liebe Leser. Die Klimanalage läuft auch bei 45 Grad Außentemperatur und gut ist.

    Was? Der Hund ist grad beim Gassi gehen wegen der 70 Grad Hitze auf dem Asphalt draußen verreckt? Halb so schlimm, wir kaufen einen Neuen!!!

    Was? Es gibt keine Steaks mehr, weil die Rinder verdursten und verhungern auf den Feldern?

    Ja, das müssen wir unbedingt ändern. Komm laß uns Kanada annektieren und Grönland überfallen. Wir ziehen weiter in den Norden und beuten den aus. So viel schönes Land mit angenehmen Temperaturen für das Barbeque auf der Terasse.

    Die Soap Opera "Baby Drillers" geht weiter. Werbung bitte hier buchen:

    corporate.exxonmobil.com/

    Satire aus

  • Äh, ja. Da war also zu 35 % der Klimawandel schuld. Was ist mit den anderen 65 %? Kriegen wir die mit Wärmepumpen und E-Autos weg?



    Dabei erscheint es keineswegs unwichtig, diese andern 65 % vorrangig anzugehen: Wegen den dadurch direkt und unmittelbar vermeidbaren CO2-Emissionen.



    Der monovalente Lösungsansatz "Erneuerbare Energien" nervt. Besonders, wenn man darunter nur Wind und Sonne versteht und den Wald als erneuerbare Energiequelle vernachlässigt.

  • Sosos, der KLimawandel mal wieder. Wie sieht es denn z.B. mit der Zersiedlung der Landschaften, der steigenden Bevölkerung, steigendem Wasserverbrauch und damit größerer Trockenheit aus? Ganz zu schweigen davon dass die Biber ausgerottet wurden und dadurch der Wasserrückhalt, Feuchtgebiete und natürliche Feuersperren fehlen? Da möchte ich auf die Arbeit von Emiliy Fairfax von der California State University verweisen, z.B. www.cbsnews.com/sa...ldfire-resistance/

    Diese stark vereinfachenden Analysen wie in dem Artikel beschrieben vernebeln die Ursachen für derartige Katastrophen eher, und verschleiern die vom Menschen direkt verursachten - und daher vom Menschen auch wieder direkt korrigierbaren - Wirkungen.

    • @Gerald Müller:

      Jetzt hören sie doch bitte auf - ALLES ist Klimawandel.



      Früher hätte man gesagt 'selber schuld' wer sein Haus mitten in Wälder baut die REGELMÄSSIG brennen...



      Heut wird eine Posse draus gemacht 🙄



      Ich stelle gar nicht in Frage das es wegen der Klimaerwärmung häufiger und intensiver brennt - das ist nur logisch - aber es ist und war seit jeher ein Waldbrandgebiet. Einige Baumarten dort BRAUCHEN gar die Feuer, streuen NUR dann ihre Samen aus...



      Das Problem bei diesen Bränden ist nicht der Klimawandel, sondern die Idee der Menschen diese Wälder als Wohngebiet zu nutzen.