piwik no script img

Bonjour, Frühling!Nachtwanderung mit Erdbeeren

Die Inzidenz-Zahlen gehen runter in Berlin, die Temperaturen (endlich) rauf: So langsam ist echt ein bisschen Optimismus angebracht.

Maskiertes Eis, die Zeichen der Zeit! Foto: dpa

Es ist Mai, übrigens. Und vermutlich weil man so überhaupt nichts davon gemerkt hat in den letzten Tagen, wenn man sich mit Wollmütze auf dem Kopf durch das herbstlich anmutende Sturmtief fröstelte, saßen die Leute bei mir im Kiez erst recht draußen vor der Eisdiele und hielten sich mit bestimmt nicht nur vom Schlumpfeis blauen Lippen an ihrer Eiswaffel fest.

Ich bewundere ja die Leute, die auch bei knapp 10 Grad über null Bock auf gefrorenes Wasser haben, aber nun gut, vielleicht ist das auch der einzig richtige Ansatz im Berliner Frühling, der in diesem Jahr einfach keiner werden will: einfach mal so tun, als ob. Wenn die Gedanken warm genug sind, reicht’s auch für ein Eis und wenn man Eis isst, ist Frühling.

Keine Sorge, der Wetterbericht endet an dieser Stelle auch schon mit dem Hinweis, dass es am Sonntag tatsächlich 17 Grad warm werden sollen. Denn was uns ja eigentlich alle vor Freude gerade platzen lässt wie eine Obstblütenknospe (alles, was Ihnen da jetzt draußen weiß und rosa kommt, dürfte im Wesentlichen Apfel oder (Zier-)Kirsche sein): Die 7-Tage-Inzidenz geht runter. Ja, diese Vokabel klingt ganz schrecklich unsexy nach Winterlockdown und kalten Füßen, aber sie geht ja runter, die Inzidenz, und zwar kontinuierlich.

Am Donnerstag wies der Coronalagebericht der Gesundheitsverwaltung einen Wert von nur noch 103,7 für Berlin aus. Fünf Bezirke – Pankow, Reinickendorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Treptow-Köpenick und Steglitz-Zehlendorf – sind bereits unter der magischen 100. So wie die Infektionszahlen zuletzt gesunken sind, in den vergangenen sieben Tagen war es ein Minus von 24 Prozent, könnte ganz Berlin die 100 bereits am Wochenende knacken.

Bleibt die Inzidenz dann fünf Tage unter 100, gilt die Bundesnotbremse nicht mehr. Was man dann wieder alles machen könnte! Ja, was eigentlich? Man darf dann nachts wieder raus, zum Beispiel, falls man denn ein sinnvolles Ziel weiß, dass man nach 22 Uhr ansteuern könnte. Aber gut: Man dürfte dann also wieder 24/7 spazieren gehen, das ist doch was, und spazieren gehen können wir ja inzwischen.

Um den Block laufen

Man darf es dann sogar mit einer weiteren Person tun. Man könnte mit dieser Person also theoretisch nachts um den Block laufen und Erdbeeren essen. Warum ich das mit den Erdbeeren sage? Weil, das melden die Brandenburger Obstbauern, dieses unser aller Lieblingsobst wegen der kühlen Temperaturen in diesem Pseudo-Frühling noch auf sich warten lassen. Womit sich der Kreis hier schließt, und wir wieder beim Wetter wären.

Zu Pfingsten, so die Prognose der Bauern, soll es aber Erdbeeren geben. Und bis dahin schaffen wir es jetzt auch noch.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 /