Bodo Ramelow präsentiert Rostbratwurst: Koschere Bratwurst löst Shitstorm aus
Auf dem Weimarer Zwiebelmarkt stellte der Thüringer Ministerpräsident seine eigene Bratwurst vor. Im Netz gab es dafür viel Kritik.
Unter den vielen Kommentaren zur Verteidigung der „wahren“ Thüringer Bratwurst fand sich allerdings auch viel Islamfeindlichkeit und Antisemitismus wieder. Der Bildunterschrift war zu entnehmen, dass die Wurst „nach halachischer Vorschrift“ hergestellt wurde. Die Halacha enthält unter anderem die jüdischen Speisegesetze. Die islamfeindlichen Äußerungen waren somit nicht nur unangebracht – wie die antisemitischen Äußerungen natürlich auch – sondern zeigen erneut, wie gerne das scheinbar „Fremde“ verallgemeinert und beschimpft wird.
Die Bratwürste seien nach einer Idee Ramelows von einem Berliner Koch entwickelt und von einem Weimarer Fleischer produziert wurden und „unter Beachtung der Vorschriften für koschere Produktion und unter Aufsicht eines Rabbiners hergestellt“, hieß es aus der Staatskanzlei. Das bedeutet, dass die Tiere geschächtet wurden. Bei dieser Art der Tötung handelt es sich um eine rituelle Methode, bei der ohne vorherige Betäubung mit einem Schnitt Luftröhre und Halsschlagader durchtrennt werden und die Tiere ausbluten.
Diese Art der Tötung rief zusätzlich zu den vielen rechten Kommentaren auch Tierschützer auf den Plan. Diese empörten sich darüber, dass der Thüringische Ministerpräsident Ramelow durch seine Unterstützung von koscheren Lebensmitteln das Schächten befürtworte.
Am Montag hatte die Staatskanzlei nochmals versucht, Stellung zum Thema zu beziehen. Sie postete ein blaues Bild mit einem Bratwurst-Smiley und dem Schriftzug „Hass ist langweilig. Vielfalt macht Spass“. Der Beitrag bekam aber im Vergleich zum vorangegangen Bratwurst-Beitrag ein deutlich geringeres Echo. Der Inhalt wurde bis Donnerstagvormittag nur 72 Mal geteilt.
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